Hinrichtung: Giramar Glanzfinger
Razaak schwitzte, der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Die kühlende Luft vorovischer Nächte war ihm in diesem Moment mehr als willkommen, so frisch, so unverbraucht und reinigend. Fast wie die Hinrichtungen des heutigen Tages. Er wirft einen Blick hinter sich, auf die zuckenden Körper der gepfählten Verräter. Ja, die Nachtluft war sehr erfrischend. Gerade bei solch harter Arbeit wie heute. Und bei Hostinos, Razaak war ein Mann der Tat. Schon immer gewesen.
Langsam richtet sich Razaaks Blick wieder auf den Primus Exteror, lauscht dem Urteil über den Letzten der Verräter. Giramar Glanzfinger. Der maßlose Giramar Glanzfinger. Der unersättliche und geldgierige Giramar Glanzfinger, der mit dem goldenen Löffel im Mund rauschende Orgien feiernde fette Baron Giramar Glanzfinger. Der in Gold und Edelsteinen schwimmende Giramar Glanzfinger, während die normalen Menschen sich jeden Bissen vom Munde absparen mussten. Und jeder hier hatte schon von den perversen Orgien Giramar Glanzfingers gehört, von seiner unersättlichen Vorliebe für junge Burschen, von seiner maßlosen Gier in allen Lebenslagen. Williger Diener der Kanzlerin. Er verkörperte all das Schlechte an der alten Ordnung, all das was in dieser Stadt falsch gelaufen war, für all das war er die Verkörperung.
Razaak nickt Uri leicht zu und als die Castigare mit den Vorbereitungen für die letzte Pfählung beginnen, winkt der Execudator lächelnd ab. Giramar Glanzfinger ist ein ganz anderes Schicksal beschieden. Und schon bringen sie ihn ihm. Razaak wirft einen verächtlichen Blick auf den letzten Verräter. Ein kurzes Kommando und die Castigare beginnen Giramar zu entkleiden, sie zerren ihm die feinen ausländischen nun aber schon ziemlich dreckigen Stoffe vom Leib, sie reißen ihm seine einstmals teuren Gewänder herunter, bis er dann nackt vor ihnen stand. Ein abartiger Anblick, der von seiner Maßlosigkeit verunstaltete Leib. Eine verfettete speckige Masse, nur noch entfernt an einen Menschen erinnernd. Ein ekelhaftes weiches Ding ohne Hals mit fetten Ärmchen und Beinchen, blass, die Augen vor Furcht geweitet. Zitternd und heulend. Dieser Anblick spottete jeder Beschreibung.
Mit seinem Finger deutet Razaak mitten auf den Platz. "Schafft dieses fette Schwein dort hin, damit auch alle eine gute Aussicht auf das haben, was nun passiert." Razaak grinst düster, während die Castigare versuchen die Menschen zur Seite zu drängen, mehrere Männer sind nötig um Giramar zum gewünschen Ort zu zerren, dieser stolpert wimmernd hinter den Männern her, sie treten auf ihn ein, damit er sich bewegt, er bettelt um Gnade. Die Männer zeigen vollen Einsatz, weniger wegen dessen Kraft, es ist eher sein gewichtiges Auftreten. Die Castigare bilden einen Kreis, in dem sich nun der fette Verräter, die ihn festhaltenden Castigare und der Execudator befinden.
Die Castigare zerren Giramar wieder auf seine Beine und lösen dann die Fesseln an seinen Händen. Noch immer zittert dieser vor Angst und bettelt um sein Leben. Von irgendwo aus den faltigen verfetten Hautfalten seines deformierten Unterleibs dringt eine gelbe Flüssigkeit hervor, bahnt sich ihren Weg über seine rötlichen dicken Beinchen und bildet eine kleine Pfütze in der er nun steht. Giramar Glanzfinger bepisst sich selbst. Auch die Zuschauer sammeln sich nun um den Kreis, gaffen und rufen, schreien laute Flüche auf Giramar heraus, verpotten und lachen über ihn. Er war das Sinnbild für das alte, schlechte Vorovis geworden und Razaak sah die Verachtung in den Blicken der Menschen, als sie auf die fette Gestalt blicken. Und es ist gut so. "Auf den Boden mit ihm!" brüllt Razaak und die Castigare treten auf Giramar ein, bis dieser zu Boden stürzt, grobe Hände greifen nach seinem fetten Leib und drücken ihn auf den harten Stein des Volksplatzes.
Ein kurzer Befehl, er geht unter im allgemeinen Trubel, aber dann strömt die Masse auseinander und bildet eine Gasse. Dieses Mal muss keiner der Castigare nachhelfen. Kommen doch nun die Wariags und ihre Führer. Ohne Maulgitter. Razaak muss lächeln, er liebte diese Tiere. Kreaturen des Krieges mit dem ewigen Drang zu töten. Ihre roten Augen scheinen zu brennen und ihre spitzen Zähne scharf wie Dolchklingen. Schwere Ketten an den Stachelhalsbändern halten die Wariags zurück, doch haben die Führer alle Mühe, sie im Zaum zu halten. Sie nähern sich dem Kreis, der sich schnell öffnet und fast scheint es so, als wüssten die Tiere instinktiv, was zu tun war. Selbst Razaak tritt ein Stück zurück, er nickt den Führern zu und diese führen die Wariags auf den am Boden liegenden Mann zu. Die Castigare, die Giramar eben noch festgehalten haben, weichen mit schnellen Schritten zurück.
Giramar versucht sich aufzustemmen, will entkommen, aber er ist einfach zu schwer und ehe er sich auch nur ein Stück weit bewegt hat, ist auch schon der erste Wariag bei ihm und vergräbt seine scharfen Zähne in seiner Bauchhöhle. Giramar jautl und weint, versucht mit all seiner Kraft zu entkommen, aber niemand hilft ihm. Wurde eben noch gelacht und geflucht, sind die Stimmen nun verstummt und die Menschen weichen ängstlich zurück, selbst der Kreis um Giramar wird immer größer. Niemand wollte den Tieren in diesem Moment zu nahe kommen. Blut strömt aus der aufgerissenen Wunde und der Wariag verbeißt sich seinem Bauch, Gedräme sprießen heraus und Eingeweide fliegen durch die Luft. Ein anderer Wariag springt auf seinen Kopf zu, schnappt zu und ein lautes Knacken verkündet vom Brechen der Schädeldecke. Giramar schreit. Solche markerschütternden Schreie hat Vorovis wohl selten gehört. Der dritte Wariag verbeißt sich mittlerweile in seinem Bein und reißt das Fleisch bis zum blanken Knochen fort. Die Zähne schneiden in sein Fleisch wie Butter, sie scheinen die Knochen wie morsches Holz zu zerbrechen, das Blut spritzt herum, während die Wariags Giramar zerfleischen.
Ein See aus Blut hat sich um Giramar gebildet und immer weiter weichen die Menschen zurück, einge flüchten gar, um dieser Schlachtung nicht mehr beiwohnen zu müssen. Zerfetzte Fleischbrocken liegen herum, Knochenreste, überall verstreut sein Magen-Darm-Inhalt, ein ekelhafter Geruch liegt in der Luft. Ein Wariag hatte ihm den Kopf abgerissen und öffnet ihn nun mit seinen scharfen Zähnen, um an den Inhalt heran zu kommen, seine Augen blickten starr ins Nichts, ehe sie von den scharfen Zähnen herausgekratzt werden. Der fette Giramar Glanzfinger war nicht mehr. Am Schluß war es doch noch ein schneller Tod gewesen. Aber niemand der heute Anwesenden würde dies jemals vergessen. Razaak schaut noch zu, wie die Wariags sich an den blutigen Resten satt fressen. Sie hatten es sich verdient. Der Letzte der Verräter war tot.
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