Re: Ankunft in Esticha
Als Antwort auf: Ankunft in Esticha von Ajemias und Miranella am 15. September 2005 18:32:49:
[Miranella]
Die junge Frau kam gerade von dem Obststand zurück, an dem sie praktisch täglich ihre Mittagmahlzeit kaufte. Sie geht mit ihrer prallen Obsttüte auf den Brunnen zu, um dort auf seinem Rand sich an ihrem Essen zu laben, als sie der überaus gemeingefährliche Angriff ereilte. Gerade als sie ihre Tüte öffnet, um sich schon die erste Frucht auszusuchen in der sich ihre Zähne versenken würden, bekommt sie in die zwei einzigen Punkte an ihrem Körper, an denen sie kitzelig ist, zwei spitze Finger gestochen.
Mit einem lauten, hellen und völlig überraschten kurzen Schrei zuckt sie mit dem Armen zusammen und leider etwas nach oben. Der Inhalt der Tüte wird im hohen Bogen durch die Luft gewirbelt und landet auf allen möglichen und unmöglichen Orten. Miranella wirbelt völlig überfahren herum. "Ich habe Dir schon tausend mal gesagt, Du..." fährt es aus ihr mit einem Reflex heraus, als sie überhaupt gewahr wird, wer der einzige sein konnte, der es je geschafft hat sie zu kitzeln. Völlig fassungslos schaut sie ihn für einen Moment ungläubig an, als sie ihm plötzlich um den Hals fällt und ihn so fest umarmt, wie sie nur kann.
"Arjemias!" Sie versteckt ihr Gesicht in seiner Halsbeuge, schnell noch die gerade feucht werdenden Wimpern versteckend. "Ajemias..." kommt es gedämpft aus der Richtung seines Halses. Zu mehr scheint die junge Goldschmiedegesellin im Augenblick nicht in der Lage zu sein. Das vergeudete Mittagessen schein völlig vergessen.
Miranellas heftige Reaktion trifft Ajemias wie der Blitz, als sie ihre schlanken Arme um seinen Hals schlingt.
Er spürt, wie ein kühle Nässe sein Hemd durchsickert. Verdutzt blick er an seiner Brust herab.
Erst jetzt erkennt er die Tränen in den Augen Miranellas. Betroffen, darum bemüht, die eigene Fassung zu wahren, erwidert er ihre Umarmung.
Über Ajemias bricht eine Woge der Stille herein. Er fühlt sich unfähig, einen Laut hervorzubringen, als legte sich eine Leere über seine Stimme, die keinen Laut trägt.
Die Rastlosigkeit der Zeit scheint in einem zähen Sirup zu erstarren und sich daraus wie Zucker abzusetzen, dabei träge zu Boden sinkend.
Ihm kommt es vor, als schwebten sie in einer Blase, abgeschirmt von den neugierigen, gaffenden Blicken der Passanten, die nun einen immer engeren Kreis um sie bilden. Ihn durchströmt eine Kraft, aus der er die feste Entschlossenheit schöpft, Miranella zu beschützen. „Nie mehr!“ Bei dem Gedanken beben seine Lippen. „Nie mehr werde ich davon laufen!“ Diese Worte verhallen unausgesprochen. In ihm reift der Wunsch zu einem Schwur heran: „Nie mehr lasse ich Dich im Stich!“.
Ajemias bemerkt nicht, wie sich seine Hände zu Fäusten ballen. Die Muskulatur seiner Arme wird starr, steif wie das Leder eines Harnischs. Schließlich löst er sich aus dieser Verkrampfung.
Er ergreift Miranella bei den Schultern und drückt sie ein wenig von sich, um ihr in die Augen sehen zu können. Offen lächelt er sie an. Erst jetzt findet er Worte, Miranella zu begrüßen: „Dich an diesem entfernten Ort zu finden, erfüllt mich mit einer solchen Freude. Wie habe ich Dich vermisst, mich danach gesehnt, Dich in die Arme zu schließen. Schon als ich heute Morgen Estichà betrat, fühlte ich, dass mich hier etwas Großartiges erwarten würde. Nur vermochte ich nicht zu erfassen, welch’ wunderbares Geschick dieser Tag für mich bereit hielt, dass uns die Götter nach dieser langen Zeit endlich wieder zusammen führen.“
Mit bebender Brust fasst Ajemias seinen Atem: „All mein Sehnen, mein Suchen, mein Hoffen sehe ich erfüllt in diesem Augenblick.“ Seine Augen glänzen und bringen das ganze Glück zum Strahlen, dass ihn bis zum letzten Winkel seines Wesens ausfüllt. Kopfschüttelnd fährt er fort: „Und ich stehe da und plapper’ wie aufgescheuchtes Federvieh, als wollte ich mich selbst unterhalten.“
Doch vergebens: Unaufhaltsam sprudeln die Fragen aus ihm hervor: „Wie ergeht es Dir?“ „Wann kamst Du an diesen Ort?“ „Hast Du endlich einen Goldschmied gefunden, der Dich um Deiner Talente und Deiner Kunstfertigkeit wegen würdigt und fördert?“
Kurzzeitig verengen sich seine Augen. Kaum merklich lodert ein Blitzen in ihnen auf: „Er behandelt Dich doch gut?“
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