Der Feuertänzer

Javero al Thias , Sunday, 30. May 2010, 20:26 @ Javero al Thias

Schließlich hält der Schausteller in der Bewegung inne, lässt den Flammenstab in einer letzten, kreisenden Bewegung ausklingen und verneigt sich schließlich formvollendet in alle Richtungen. Im Flammenschein glitztert Schweiß auf Veros freiem Oberkörper und seine Brust hebt und senkt sich rasch unter seinem angestrengten Atem.
Währenddessen läuft der Bursche mit der großen Klappe durch die Menge und hält den Zuschauern einen Hut entgegen, in den sie einen kleinen Obulus entrichten können, wenn ihnen die Darbietung gefallen hat. Der Ein, oder Andere wird hinterher sicherlich mehr vermissen, als die paar Münzen, denn nicht wenige flinke Finger nutzen diese Gelegenheit um sich zu bereichern.
Doch glauben die Zuschauer die Darbietung wäre damit beendet, werden sie rasch eines Besseren belehrt. Der Feuertänzer bringt einen weiteren, identischen Holzstab zum Vorschein und entzündet schnell die Stoffetzen an den Enden. Nun lodern vier Flammen in der Dunkelheit, was den Zuschauern ein erwartungsvolles Raunen entlockt. Vero wiegt die Stäbe testend in den Händen und lässt sie kurz und schnell kreisen, um sich auf sie einzustimmen. Dann setzt der Trommelschlag wieder ein.
Zeitgleich beginnt der Barde wieder im Rhytmus zu kreisen und sich zu wiegen. Die Flammenstäbe drehen sich in atemberaubender Geschwindigkeit mit ihm mit und hinterlassen zischende Lichtkreise in der Luft. Immer mal wieder schlagen die beiden Stöcke mit einem erschütternden Knall aufeinander und ein Funkenregen löst sich, der prasselnd auf die Erde nieder geht. Der Tanz währt immer weiter fort, passt sich dem stetig schneller werdenden Trommelschlag an. Schließlich steigert sich dieser zu einem Crescendo und stopt plötzlich abrupt im selben Moment, als der Feuertänzer einen der Flammenstäbe in die Luft schleudert. In einem wilden Wirbel schraubt er sich in die Höhe, für die eingeschränkten Augen ein einziger Lichtkreis aus Feuer. Der Atem wird angehalten, die Augen liegen gebannt auf dem Feuerkreisel, der einen Herzschlag lang in der Luft zu stehen scheint und sich schließlich wieder unbarmherzig hinab schraubt. Erschrockene Rufe werden laut, als der Barde sich nicht rührt, dann fängt er die Fackel im letzten Augenblick aus der Luft, wirbelt noch einmal herum und lässt sich schließlich mit den Stäben vor der Brust gekreuzt auf den Knien nieder. Eine ziemlich theatralisch-dramatische Pose, die ihren Effekt jedoch nicht verfehlt. Tosender Beifall entbrennt und Münzen finden bereitwillig ihren Weg in den Hut des Burschen. Vero erhebt sich langsam, verneigt sich erneut inbrünstig und löscht schließlich die Feuerstäbe in einem Wassereimer, was ein lautes Zischen mit sich führt.