Der Feuertänzer
Die Dunkelheit ist bereits über die Dächer der Stadt hereingebrochen und die meisten fleißigen Bürger schließen wohl gerade ihre Geschäfte und Stände, um sich dem wohlverdienten Feierabend zuzuwenden, als auf dem Marktplatz animierendes Krakelen laut wird. Ein junger Bursche in abgerissener Kleidung wandert durch die Menge und kündigt in beachtlicher Lautstärke eine bevorstehende Darbietung an „Höret, höret und eilet herbei liebe Leute. Auf Euch wartet ein Spektakel der Extraklasse. Ein nervenaufreibendes Schauspiel, eine nie da gewesene Sensation. Meine Herren haltet Eure Hüte fest, die Damen rafft Eure Röcke, ER ist für Euch in die goldene Stadt gekommen. ER, der Fürst der Barden, der König der Spielleut, der Herr des Schauspiels und der Kurzweil....“ er macht eine wohl gewählte Pause um Spannung aufzubauen und fährt schließlich fort. „Hier ist er meine Damen und Herren. Der Erstürmer aller Frauenherzen, die personifizierte Männlichkeit, der Verführer der Jungfrau...“ der Bursche bricht ab, als er eine wedelnde Bewegung aus den Augenwinkeln wahrnimmt und räuspert sich leicht. „...nun denn, hier ist er also. Vero, der Feuertänzer.“ Präsentiert er lautstark und mit inbrünstiger Stimme, während er bei Seite tritt und mit einer Geste den Blick auf das Schauspiel freigibt.
Dort steht besagter Bardenfürst und verneigt sich mit einem charmanten Lächeln in alle Richtungen. Er trägt nur eine lockere, schwarze Weste, der Rest seines Oberkörpers ist frei. Über seiner Hose sitzt ein gleichfarbiger, schwerer Rock, der mit Schnallen an der Seite geschlossen und vorne in breite Falten gelegt ist. Um seine Arme und seinen Hals schlingen sich gewohnt zahlreiche Lederbänder an denen die dubiosesten Anhänger wirr durcheinander baumeln und klimpern. Die hellbraunen Locken fallen ihm offen bis zu den Schultern herab und das struffige Kinnbärtchen ist zum besonderen Anlass fein säuberlich gestutz.
Doch anstatt seiner Laute trägt der Schausteller diesmal eine ca. 1 Vat lange Stange bei sich, an deren Enden Lumpen gewickelt und festgebunden sind. Ein unsicheres Raunen geht durch die Menge. Was will er denn mit diesem Hoddel?
Doch kaum haben sich die ersten Stirne fragend gerunzelt, erhellen Funken die Nacht und die Lumpen gehen lodernd in Flammen auf. Nun hat sich der Stab in eine zweiseitige Fackel verwandelt.
Hinter Javero hat sich ein Mann mit einer Trommel postiert, der auf ein Nicken des Barden hin anfängt rhytmische Töne darauf zu schlagen. Kaum erklingen die dumpfen Laute, setzt der Spielmann sich in Bewegung. Erst langsam beginnt der Flammenstab in seinen Händen zu kreisen, während Vero sich anmutig tänzelnd um sich selbst dreht. Wirbelnd zischt das Feuer an seinem Körper vorbei, so dicht, dass es manch einem einen erschrockenen Ausruf entlockt. Die Fackeln verschmelzen durch die Bewegungen zu hellen, fließenden Linien in der Nacht und hinterlassen mit dem Tänzer zusammen ein berauschendes Bild in der Dunkelheit.
Die Trommelschläge werden schneller, eindringlicher, tönen gefährlich und drohend auf dem Marktplatz wieder. Die Bewegungen des Feuertänzers folgen dem Drang des Rhythmus, passen sich den Schlägen an, werden schneller und wirbeln schließlich in atemberaubender Geschwindigkeit umher. Die Fackel kreist so schnell, dass die Augen nur noch helle Linien in der Dunkelheit ausmachen können, wobei der Tänzer selber in diesen Erscheinungen zu verschwimmen scheint.
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- Der Feuertänzer - Javero al Thias, 28.05.2010, 21:05
- Der Feuertänzer - Scharif Talon, 28.05.2010, 23:47
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- Der Feuertänzer - Arwen Thirn, 04.06.2010, 17:58
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