Estichà Unterer Markt

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Die Geschichte

alter Mann @, Wednesday, 12. September 2007, 12:00 @ Quanna Qualjar


Als Antwort auf: Re: lächelnd von Quanna Qualjar am 11. September 2007 23:51:12:


Unter den erwartungsvollen Blicken der Kinder und verstreuter, junger Erwachsener, hat der Alte ein Einsehen, müht sich zum Stein unter dem Baum und setzt sich schwerfällig und geräuschvoll. Er tätschelt die Stein, wie bereits beim ersten Mal liebevoll und wendet sich dann den Kinder zu.
"Was der Stein also für eine Geschichte erzählt hat?", seine Stimme kratzt und er beginnt keuchend zu husten, klopft sich gegen die schmale Brust, dann rafft er den Mantel enger um sich und zieht die Kapuze ein wenig weiter über den Kopf, die so nur noch seinen zotteligen, weißen Bart offenbart.
"Was der Stein", er räuspert sich, hustet noch einmal, "also für eine Geschichte erzählt hat.", er lehnt sich ein wenig vor.
"Tod!", erklärte er, "Tod! schrie sie und freute sich und sprang ein fürs andere Mal auf und nieder. Das Chiramädchen hatte nun bereits den fünfzehneinhalbten Zwysel erschlagen. Einhablten! Das habt ihr richtig gehört. Einen hatte sie so heftig mit dem Scheit geschlagen, den sie als Richtwaffe ihres gerechten Zorns schwang, dass der Zwysel durch das ganze Zimmer flog und mitten durch das Loch in der Wand, das er selbst genagt hatte.", der Alte blinzelt einige Mal kurz, als ersinne er die Geschichte just in diesem Moment, "Da sie ja nun nicht über dem toten Körper des Zwysels stehen und triumphieren konnte, da wartet sie bei dem Loch, ob er denn wieder herauskäme. Natürlich kam er wieder, wie sie glaubte und sie schlug ihm auf den Kopf und freute sich. Zwysel sind nun mal Schädlinge und als solche alles andere als schickliche Gäste. Aber als sie diesen einen ersten Zwysel erschlagen hatte und sich an ihr Frühstück machen wollte, da stieg ein zweiter über den Körper des ersten, der ja eigentlich der zweite war, was den zweiten zum dritten machte...", der Alte holt tief Luft, "Das Mädchen sprang also hoch, griff ihren Scheit und Rams! war der zweite Dritte auch erschlagen. Noch einer, Rams! Wieder einer, Rams! Naja, jetzt waren es, wie ich euch ja sagte, fünfzehneinhalb, aber keiner schien mehr zu folgen. Das Mädchen stand und lauerte, ab und an glaubte sie noch leise, tapsige Schritte, von hinter der Wand zu hören, aber kein einziger, auch kein einhalbter Zwysel, kam mehr in ihren Raum. ‚Nocheins!’, rief sie dann und eilte sich. Unser Chiramädchen war nämlich nicht nur Zwyseljägerin, auch Marktfrau, wenngleich eine äußerst junge.", er hustet wieder einige Male keuchend, "Also mußte sie, die Jagd war ja auch keine Angelegenheit von wenigen Momenten, fort und zu ihrem Stand, war sie doch schon spät.
Sie verkaufte dort kleine Schalen und Teller und Tassen, Schüsseln und Krüge und all der Dinge, zerbrechlich und zierlich und wunderschön anzusehen. Ihre Töpferwaren waren beliebt in der ganzen Stadt. Sie waren gut gefertigt, sie waren günstig und sie selbst hatte immer ein freundliches Wort, war immer höflich und ebenso beliebt wie ihre Schalen und Teller und Tassen, Schüsseln und Krüge.", er schaut sich einen Moment um, blickt zu den Kindern und scheint ausmachen zu wollen, wie ihnen die Geschichte bisher gefällt, sieht zu den jungen Leuten ringsum, um zusehen, wer stehen blieb und weiterging, auch wenn er mit seinem trüben Blick, kaum einen erkennen mag.
"Als das junge Mädchen so fröhlich und heiter Richtung Markt sprang, so ohne jede Vorsicht und ohne Auge oder Ohr für ihre Umgebung, schwer beladen mit Töpferwaren und Zwyseltriumph, da traf sie ein Fuhrwerk und sie fiel um und tot zu Boden.", die Stimme des Alten wird merklich leiser und trauriger, „So lag sie dann da, mitten auf der Straße, umgeben von ihren Schalen und Tellern und Tassen, Schüsseln und Krügen, allesamt zerbrochen, so wie unser Mädchen tot.", wieder macht er eine Pause, schaut in die erschrockenen Kinderaugen. "So geschah es, dass das junge Mädchen Yorom traf, der sie holen wollte um sie fortzubringen. Freilich tat er es und brachte sie fort, denn keiner mag ihn umstimmen können, so ergab sich auch das Mädchen und protestierte nicht, doch hatte sie Fragen an den Herrn des Übergangs. Was habe sie getan, dass sie so jung geholt werden würde, fragte sie Yorom. Der aber antwortete nur, ‚Du bist ein Kind Kelidas und Mayevas. Du bist begabt und kunstfertig, hast ein begnadetes Geschick, mein Kind. Du bist freundlich und warmherzig und überall beliebt.’, dann schwieg er wieder. Aber warum er sie dafür holen würde? Sie sah darin nichts schlechtes. Verständlich wie ich meine.", er nickt kurz leicht.
"Sie wollte es nicht verstehen und erklärte, man würde sie vermissen, man würde um sie weinen, sie wollte nicht, dass das so käme. Wieso sie denn schon sterben sollte. ‚Mein Kind, ich war nur neugierig, ich wollte nur einmal nach dir sehen.’, antwortete Yorom, ‚In meine Arme kamst du selbst und freiwillig, denn keiner hat dich geschubst und keiner gestoßen. Du allein hast nicht links, nichts rechts gesehen, bist in allem Leichtsinn in deinen Tod gelaufen. Eile und Stolz, wenn du Schuldige suchst, mein Kind.’, dann schwieg er und sie blieb stumm und ging hinüber. Sie ging freilich in die Zwischenwelt und nicht in die eisige Leere, so hatte sie sich nichts böses vorzuwerfen, einzig und allein die Unvernunft, aber die ist keine Strafe wert, sie allein ist die Strafe selbst.", der Erzähler nickt seine Geschichte ab.

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