Zeitenwende
Zwei Tage benötigte der scheinbar endlose Heerwurm der Bestien um von seinem Lager südöstlich von Sedib nach Gilgat zu marschieren, zwei Tage die den Verteidigern der Stadt und ihren Verbündeten aus der Allianz und dem Shedal ausreichen mussten um die Verteidigung vorzubereiten. Diesmal, das war allen klar, würde es kein verzweifeltes Ringen hinter Stadtmauern geben, diesmal würde man die Bestien in offener Feldschlacht stellen. Einmal hatte man sie schon zurück schlagen können aber jetzt hier in den Ebenen des Yeshalids ging es um alles. Würden die Bestien siegen lag der Westen Mradoshans so gut wie ungeschützt vor ihnen und der Weg zum Stromdelta und darüber hinaus wäre für die blutrünstigen Horden aus dem Süden frei. Aber noch war nichts verloren. Allein konnten die Yedeiten dem Angreifern zwar trotz heldenhafter Einsätze nicht viel entgegensetzen aber mit dem Eintreffen der Allianzarmee hatte sich ein starker Verbündeter eingefunden, unverhofft zwar aber höchst willkommen. War beim ersten Gefecht nur die Vorhut der Allianzarmee zum Einsatz gekommen so hatte sich inzwischen auch die Hauptarmee der Allianz vor Gilgat eingefunden. Mit einer gewissen Ehrfurcht bestaunten die Gilgater das große Heer, das da teils auf dem Landweg teils in Lastkähnen herangeführt wurde. Gut 60 % der Truppe gehören zur Berufsarmee der Allianaz. Hier fallen besonders die schwer gepanzerten Sragonkrieger auf, die gut ein Drittel der Berufsarmee ausmachen und, so wissen Eingeweihte, vor allem die Aufgabe haben im Kampf die gegnerischen Reihen aufzubrechen. Eine ähnliche Aufgabe kommt den demontierten Geschützen zu, die in aller Eile ausgeladen und zusammen gebaut werden. Neben der Berufsarmee fallen natürlich die Mondrai-Clans ins Auge, die deutlich auffälliger gekleidet als die Berufsgardisten, ein fester Bestandteil des Heers sind. Die Infanterie überwiegt sowohl bei den Clans als auch bei der Berufsarmee trotzdem grasen eine Vielzahl von Karkechs vor den Mauern von Gilgat und auch etliche der so gefürchteten Teccrakhas für die schwere Kavallerie kann man in der Ferne hinter kräftigen Zäunen beobachten. Die yedeitschen Truppen fallen angesichts des großen Allianzheers kaum auf und auch das Shedalikontingent, das sein Lager vor dem Südtor aufgeschlagen hat wird wohl nur einen kleinen Teil der Gesamtstreitmacht ausmachen, die sich hier für einen Kampf gegen die Bestien zusammengefunden hat.
Über Gilgat sind noch immer Rauchwolken zu erkennen als sich am zweiten Tag die Truppen formieren. Die Allianztruppen haben es geschafft ihre mächtigen Geschütze zu montieren und in Stellung zu bringen und sicher haben sich auch die Befehlshaber der einzelnen Truppenkontingente abgesprochen den offensichtlich weiß jeder wo sein Platz ist.
Auch die Bestien haben sich formiert. Wie ein sprungbereites Raubtier haben sie südwestlich von Gilgat ein Heerlager aufgeschlagen und ihre Truppen in einem sichelförmigen Bogen, dessen nördliche Spitze die Uferstraße blockiert und dessen südliche Spitze bis zur Königsstraße reicht, aufgestellt. Gilgat und die zahlenmäßig kleineren vereinigten Truppen befinden sich innerhalb dieser Sichel und scheinbar könnten sie Gefahr laufen eingekesselt zu werden. Viel wird von der Strategie abhängen über die die Befehlshaber ganz sicher nochmals an diesem Abend beraten.
Zeitenwende - Der Tag der Entscheidung -
In der Nacht herrscht eine gespenstische Ruhe vor Gilgat. Beide Seiten haben sicher Spähtrupps ausgeschickt die nächtliche Aktivitäten des Gegners sofort melden sollen aber alles bleibt ruhig. Lediglich der stetige Ostwind trägt den Geruch des Todes aus dem waidwunden Gilgat zu der vereinten Armeen herüber.
Noch vor dem ersten Aufblitzen des Sonnenrings ist es allerdings mit dieser Ruhe vorbei. Die Kontingente der vereinten Armeen rücken, soweit es nicht schon am Vorabend geschehen ist, in ihre Stellungen ein. Offensichtlich rechnet man mit einem sehr frühen Angriff und schnell zeigt sich das dies eine weise Voraussicht war. Im ersten Licht des Sonnenrings wälzt sich die Armee der Bestien wie ein einheitlicher Organismus über die flachen Hügel und stürmt auf die Stellungen der vereinten Armeen zu wobei, jetzt deutlich, erkennbar die Flacken zu einem Umschließen der Verteidiger ansetzen. Scheinbar überrascht von dem frühen und so energischen Angriff der Bestien verharren die Verteidiger in ihren Stellungen aber dann, auf Kommando des Oberbefehlshabers der Allianzarmee, setzt sich die Maschinerie der Verteidiger in Bewegung. Die mächtigen Geschütze, drehbar und von Roputangespannen gezogen werden ausgerichtet. Die Anweisungen dazu erteilt ein Sragonfrau, die wohl als Sprecherin einer Gruppe von gut einem Dutzend weitere Sragonmathematikerinnen fungiert, die von einer Plattform aus die richtige Ausrichtung des Geschütze berechnen. Jeder Kenner weiß das die Flugbahn ein schweren Geschosses über eine weite Strecke nur schwer zu bestimmen ist. Feuern Geschütze allgemein entweder nicht all zu weit oder recht ungenau so sind die Allianzgeschütze dank der Mathematikerinnen auch aus größere Entfernung äußerst treffsicher. Die angreifenden Bestien bekommen das schnell zu spüren als die schweren Geschosse in ihre heranstürmenden Reihen einschlagen. An den Flanken brechen jetzt die Reiter der vereinten Truppen hervor. Die leichte Kavallerie der Allianzarmee gemischt mit Mondrai- und Shedalireiten verhindert das die Taktik der Bestien aufgeht. Die Sichel kann sich nicht schließen, wird aufgehalten und die Bestien müssen sich der Kavallerie zu Einzelkämpfen stellen. Im Zentrum setzen sich jetzt die schwer gepanzerten Sragon in Bewegung. Unterstützt von der schweren Kavallerie auf den Teccrakhas rücken sie auf die Hauptstreitmacht der Bestien vor. Die yedeitischen Truppen haben ihn größeren Gruppen hinter den Sragon Stellung bezogen und lassen mit den bei den Chria verpönten Ateva und Armbrüsten einen Hagel von Geschossen auf den angreifenden Feind niedergehen. Zwischen den Schützen wartet die chiranische Infanterie auf ihren Einsatz und sobald erkennbar wird das der feste Verband der anstürmenden Bestien durch Geschosse und die gepanzerten Sragon aufgebrochen ist stürmen die Chirakriegerinnen, wildes Kampfgeschrei ausstoßend, los. In vorderster Linie laufen junge Clanmitglieder der Mondrai, die sich hier erste Meriten erwerben wollen. Die Fähigkeit der Bestien sich immer wieder neu zu Einheiten zusammen zu schließen, die wie ein Organismus handeln erschwert ihnen dies allerdings sehr da sich die Chirakrieger immer wieder gegen ganze Gruppen behaupten müssen.
Lange wogt der Kampf hin und her und dort wo der Feind schon scheinbar geschlagen ist tauchen plötzlich grässliche nie zuvor gesehene Geschöpfe auf, die unter großen Verlusten niedergekämpft werden. Auch als König Roneam gegen Mittag mit der gesamten Garnison aus Sedib im Rücken der Bestien eintrifft wird dies anfangs kaum bemerkt. Aber im Verlauf des Nachmittags wendet sich das Blatt zu Gunsten der vereinigten Heere. Die Bestien, die grundsätzlich nicht fliehen, werden regelrecht niedergekämpft und irgendwann setzt sich bei ihren Befehlshabern die Einsicht durch, dass diese Schlacht nicht mehr zu gewinnen ist. Erstmals in ihrer Geschichte haben sie eine große Schlacht verloren. Die Reste der geschlagenen Bestienarmee setzen sich nach Süden ab und wenn auch einige Mondrai noch nachsetzen so ist doch das Gros der vereinten Armee mit der Erfolg zu frieden. Ein großer Sieg wurde errungen und die Bestien wurden erstmals in ihre Schranken gewiesen.
Zeitenwende - Gilgat …ein Ausblick…
Gilgat, die einst Goldene Stadt am Großen Fluss hat Schweres erdulden müssen. Von außen betrachten zwar kaum verändert, wurde doch die Stadtmauer nicht attackiert gleicht die Stadt im Inneren einer Ruine. Zwar ist das Zentrum am Markt leidlich davon gekommen aber Handwerksviertel, Shatva und Handelsviertel sind so gut wie unbewohnbar. Trotzdem wundert es so manchen, dass auf Geheiß des Königs die Stadt für unbewohnbar erklärt wird. Nun eine Wachmannschaft und Priester des Einen dürfen die Stadt vorläufig betreten. Aller anderen Bewohner müssen sie umgehend verlassen.
Während die Heerführer darüber verhandeln wie man die Bestien zukünftig am Besten in Schach halten kann, setzt sich eine Karawane nach Sedib in Bewegung. Andere Bewohner, meist Neukultisten zieht es in die Städte des Ostens aber für die Yedeiten bietet sich nur Sedib als Fluchtpunkt an. Hier erfahren aber viele das es in und um Sedib kaum Platz für sie gibt und das deshalb viele Gilgater schon auf das elurische Nordufer ausgewichen sind. Wer dort seine Angehörigen vermutet folgt ihnen deshalb. Die Versorgung ist hier mehr schlecht als recht und wird durch den Zuzug geradezu dramatisch verschlechtert. Als Ausweg bietet sich nur der fruchtbare Küstenstreifen von Elùrya an.