Es gibt immer ein Morgen
Langsam ebbt der Kampflärm in Gilgat ab. Die Residenz wurde von den Angreifern befreit und die kleinen Trupps mordbrennenden Bestien, die durch die nächtlichen Straßen der Stadt gezogen waren sind anscheinend alle vernichtet worden. In die geschändete Stadt kehrt trotzdem keine Ruhe ein. Die Bürger bereiten sich auf den Morgen vor und alle wissen, dass er wahrscheinlich die Schrecken der Nacht noch übertrumpfen wird. Während sich viele Unbewaffnete zum Hafen geflüchtet haben sammeln sich die Wehrhaften und Entschlossenen an den Brennpunkten der Stadt. Noch immer ist das Karree um das Osttor in der Hand der Bestien und die Milizführung hat wohl beschlossen die Barrikaden nicht in der Nacht anzugreifen. Die Straßen und Mauerabschnitte rund um das Osttor wurden abgeriegelt und in der Nacht wird weiter Verstärkung aus Bürgern der Stadt heran geführt. Auch die fahrbaren Kisten des Arivaratempels werden aus allen Teilen der Stadt herangekarrt und in der Vocha Lidovas und den Nebenstraßen als Bollwerke postiert. Offensichtlich will man den Feind mit seinen eigenen Mitteln schlagen und ihn am Osttor isolieren. Vielleicht hofft die Milizführung auf eine rasche Rückkehr der yedeitischen Armee, vielleicht stimmen aber auch die Gerüchte, die seit einigen Stunden unter den Milizionären und Bürgen Gilgats kursieren. Angeblich soll ein Entsatzheer der Allianz im Vormarsch nach Gilgat sein und vielleicht hofft man in der Milizführung auf ein baldiges Eintreffen und will den blutigen und sicher sehr verlustreichen Angriff der Gilgater Bürger auf die Barrikaden der Bestien vermeiden. Aber wie dem auch sei. Die letzten Stunden vor dem Erwachen des Sonnenrings verbringen die Gilgater in einer gespenstische Ruhe. Alles was Waffen tragen kann hat sich vor dem Osttor und auf den Mauern der Stadt eingefunden. Von den Bestien im abgeriegelten Bereich ist nicht viel zu bemerken aber ihre Aura breitet sich wie der Gestank eines blutrünstigen Raubtiers in der Stadt aus und alle wissen das dort hinter den Barrikaden der Tod lauert, bereit jederzeit hervor zu brechen, während die Gilgater auf das Aufblitzen des Sonnenrings warten um sich dann mit Hostinos Hilfe dem Feind zu stellen.
Schauspiel am Osttor
Die verrauchte Dunkelheit der Nacht liegt noch über dem Osttor der Stadt und hüllt das, was man als furchteinflößende Invasion betitelt hatte, in ihren Schleier. Was hatte man sich Sorgen gemacht über eine Armee, die über hunderte von Evet entfernt schon anhand ihrer Staubwolke zu sehen war und Bet-Narekem angeblich ohne jegliche Gegenwehr erobert hatte. Und jetzt scheint es so, als wenn man diesen übermächtigen Feind in seine Schranken gewiesen hätte und das obwohl die Feigheit eines einzelnen dazu geführt hatte, das die Bestien ungehindert in die Stadt eindringen konnten. Zumindest sprechen die Bürger Gilgats so über den Chirà der Kronregentin, der die Goldenen Stadt ihrem Untergang nahe bringen wollte.
Leicht sind am Horizont über dem Osttor schon die ersten Schimmer der aufgehenden Sonne zu sehen, als dort oben auf der Mauer eine schemenhafte Gestalt auftaucht. Delvans Feuer hat noch nicht genug Kraft um zu entlarven, wer sich über den Barrikaden der Bestien aufstellt, für jeden Gilgater sichtbar. Verschwommen kann man erkennen, wie sich die Gestalt an das Gesicht fast und nur wenige Augenblicke später unterbricht eine kräftige, triumphale Stimme das Schweigen, mit einem den Bewohnern Gilgats vielleicht noch bekannten Lied.
"Es sind jetzt mehr als 1000 Tage
seit du aufgebrochen bist.
Und noch mehr als 100 Stunden
bis der Schlaf dir sicher ist.
Egal wie sehr du hadern magst,
mit diesem Jetzt und Hier.
Die Antwort, die du suchst, liegt noch vor Dir.
Geh diesen Weg.
Dreh nicht wieder um.
Geh ihn bis zum Schluss.
Ein Weg der gegangen werden muss.
Es ist nicht mehr weit.
Geh noch dieses Stück.
Und lass dich bitte nicht zurück."
Es war das Lied eines in vielen Tavernen bekannten Barden, der noch zuletzt mit seiner Stimme die Straßen mit Hoffnung und Mut füllte. Doch nun füllt dieses Lied die wabbernden Schatten der Nacht, die langsam von Delvans Feuer vertrieben werden.
Die Stimme der Gestalt verstummt, doch wenige Momente später kommen zwei weitere Schatten zu ihm auf die Mauer. Sie stellen sich neben ihn und es scheint, als wenn die eben noch singende Gestalt die andere am Kragen packt und vor sich zerrt.
"Bei Sturmgewalt und Regen,
lauf auf neuen Wegen.
Kopf hoch – Neuer Wind kommt von vorn.
Stemm dich fest dagegen.
Wer nicht kämpft hat schon verloren.
Neuer Wind kommt stets von vorn."
Die letzte Strophe erfüllt die Luft als die ersten Sonnenstrahlen die beiden Gestalten treffen und sie der Dunkelheit entreißen. Diejenigen unter den Gilgatern mit guten Augen können erkennen, dass es sich bei der singenden Gestalt um den vermummten Drakha handelt, der sich in diesem Moment wieder den Stoff vor das Gesicht zieht. Die andere Person bei ihm scheint ein normaler Bürger zu sein, dessen Arme auf dem Rücken zusammengebunden sind und Stoff seinen Mund knebelt.
Die letzten Worte des Lieds sind noch nicht ganz verklungen, als das Katzenwesen seine Asnivala zieht und dem Mann unsanft den Stoff vom Mund reißt. Vielleicht sind es ein paar Minuten, vielleicht aber auch nur ein paar Augenblicke bis ein lauter, zerreißender Schrei des puren Schmerzes den frischen Morgen durchzieht. Langsam bohrt sich die Schneide des Schwertes in den Rücken des Mannes und es scheint so, als wenn sich der Drakha alle Zeit der Welt dabei lassen würde. Erst als die blitzende Klinge aus dem Brustkorb des Bürgers hervor schaut, zieht der Krieger diese mit einem schnellen Ruck wieder heraus. Der schlaffe Körper will zusammenbrechen, doch selbst dies wird ihm nicht verwehrt. Ein starker Tritt in den Rücken befördert den Mann über die Mauer und hinter den hohen Barrikaden der Bestien ist nur noch das dumpfe Aufschlagen eines Körpers zu hören.
Langsam, fast in Zeitlupe steigt das vermummte Katzenwesen auf den Rand der Mauer und blickt auf die in einiger Entfernung stehenden Verteidiger der Stadt. Die Strahlen Delvans umhüllen von hinten seinen Körper und diejenigen, die schon vom Untergang Gilgats überzeugt sind, könnten meinen, die Götter selber hätte sich auf die Seite der Bestien geschlagen...
Schauspiel am Osttor
Der markerschütternde Schrei des bedauernswerten Mannes hallt noch in den Herzen der Augenzeugen nach, die von Wut und Angst zerissen zu dem Bollwerk der Feinde hinüber starren, als ein weiteres Geräusch die morgendliche Stille zerreißt.
Langsam und offenkundig Beifall zollend, schlagen die Handflächen eines Einzelnen gegeneinander, der sich scheibar gelassenen Schrittes dem Schauplatz nähert. Das heitere Glöckchengebimmel und der unverhoffte Applaus erschaffen eine zynische Atmosphäre der Belustigung unter dem Schleier des blutschwangere Morgens.
"Bravo Jithi, Bravo. An dir ist wahrlich ein Sänger verloren gegangen." erklingt schließlich die rufende Stimme des stadtbekannten Barden, der das geschändete Lied vor kurer Zeit erst als Kraftspende in die Gilgater Straßen trug. Unentwegt lächelnd blickt er zu dem Vermummten auf. "Hat ein alter Freund vielleicht einen Moment Zeit für den lumpigen Barden, der die Nacht bei dem ganzen Krach kein Auge zugemacht hat und jetzt dringend einen Kaffe bräuchte?"
Schauspiel am Osttor
"Man muss die Kunst in diesem schönen Land doch weiter fördern und wie hast du in deinem Lied doch so schön gesungen?" ruft das Katzenwesen von hoch oben auf der Mauer hinunter in die Menge an Bürgern, Soldaten und Miliztruppen, unter der auch der Barde steht.
"'Geh diesen Weg! Dreh nicht wieder um!' Ich heiße alte Freunde immer gerne willkommen, du musst dich nur bis hier oben hin bemühen. Glaub mir, man hat hier oben wirklich einen fabelhaften Ausblick." Mit einer ausschweifenden Geste deutet Jitharas hinter Javero auf die Goldene Stadt, aus der sich die Rauchsäulen der vergangenen Nacht in den Himmel schrauben.
Hinter den Barrikaden ist immer noch von den Bestien nichts zu sehen, doch noch immer kann man ihre dunkle Aura spüren, die wie Nebel durch die Gassen kriecht.
Schauspiel am Osttor
Der Tempel wird in der tat geöffnet und Es werden verwundete versorgt und Holtzteile eingesammelt und beschädigte kisten so weit es eben geht wieder fahrbereit gemacht.
Und in der Tat ist der Orden der Arivara dabei die Kisten nun mangels eigenem personal auch mit melizen oder Gardisten zu besezen so diese denn daran intresse haben. Auch werden neue kisten gelivert, es sind zwar wenige aber sie scheinen etwas schneller und beweglicher zusein und werden nach allem anschein mit 2 mann besetzt.
Überraschung, überraschung die Kisten werden erneut zusammen gezogen und so weit es eben geht strategisch ein gesezt. Da man mitler weile doch auch wieder nachschub an bolzen bekommen hat werden nun keine Steine mehr verschossen. Auch wenn die Kisten sicher nur einen geringen teil der Szenerie aus machen, so zeigt sich doch einige gewisse Vorteile dieser Geräte. Man kann sagen was man will der Arrivaratempel leistet alles was ihm möglich ist. Versorgt Verwundete,Stockt die Munizion der Kisten auf, repariert diese bei bedarf, Giebt Wasser aus so fern gewünscht usw. Sicher alles nicht die kern auf gaben des Kultes aber ungewöhnliche Ereignisse erfordern ungewöhnliche Mittel und Wege.
Schauspiel am Osttor
"Jaha...die Aussicht, ganz gewiss." lacht der Barde heiter, während er sich auch schon scheinbar unbedarft in Bewegung setzt. Die Umstehende können noch ein geseufztes "fabelhaft..." vernehme, ehe sich der junge Gaukler auf den Weg zur Mauer macht, um diese zu erklimmen. Mehr oder weniger leichtfüßig übersteigt der Barde, offensichtlich von den Bestien geduldet, die Barrikade, die die Vochà Lidovas absperrt. Dann verdeckt ihn das aufgehäufte Gerümpel und kaum jemand wird einen Sertan für sein Leben geben. Ungläubige Blicke werden ihm sicherlich folgen, Zorn und Verachtung entgegen schleudernd. Noch ein Verräter? Wen wunderte das...dreckiges Bardengesindel, verräterischer Katzenabschaum.
Es dauert etwas aber dann erscheint Javero tatsächlich auf der Mauer über dem Tor.Von heiterem Glöckchengebimmel begleitet gesellt sich der Mann zu dem Chirà.
Schauspiel am Osttor
Schon recht zu früher Morgenstund hatte sich eine junge Frau, welche auf dem Rücken ein Asnichara trägt, mit zu den Milizionären vor den Barrikaden des Osttor gesellt.
Sie steht nur halb in der Deckung und versucht soviel wie es geht der Geschehnisse im Umfeld zu erfassen. Nur den Auftritt von Jitharas scheint sie zu ignorieren.
Schauspiel am Osttor
Wie alte Vertraute scheinen die Beiden miteinander zu plaudern. Von unten sieht es fast so aus als ob der Chira den Barden umarmt dann wieder ist der Barde plötzlich aus dem Blickfeld der Gilgater verschwunden um eben so plötzlich wieder aufzutauchen. So weit man es erkennen kann ist sein Blick nicht mehr gar so heiter und sorglos und manch einer von den Zuschauern meint wohl auch ein gewisses Erschrecken auszumachen. Aber die Mauer ist hoch und man hat eigentlich nur von den entfernten Türmen aus eine gute Sicht auf das Geschehen. Die Zuschauer auf der Straße müsse eher erraten was da auf der Mauer über dem Tor geschieht zumal jetzt auch der Sonnenring voll aufleuchtet und die übernächtigten Verteidiger blendet.
Schauspiel am Osttor
Der Sonnenring erstrahlt nun in seiner vollen Pracht und die beiden Protagonisten auf der Mauer werfen ihre Schatten wohl bis auf das Straßenpflaster. Die Gilgater Miliz steht nach wie vor in einigen Abstand vor der Barrikade und scheint das Schauspiel auf der Mauer zu verfolgen, als es plötzlich hintere der Barikade unruhig wird. Viel ist von der Straße aus nicht zu sehen aber etliche der Bestien machen sich wohl an der Barrikade zu schaffen. Was bisher die Miliz von einem Angriff abhalten sollte scheint jetzt störend zu sein, den offensichtlich wird die Barrikade abgeräumt. Auf die von Gilgatern besetzte Mauer hat man von der Vochà Lidovas aus keinen Einblick aber auch so verbreitet sich die Kunde schnell unter den Milizionären, die hier auf der Straße hinter den aufgereihten Arivarakisten auf das Unvermeidliche warten: "Sie kommen."