Die Rede der Kronrätin

Leilya Mendara , Thursday, 25. November 2010, 22:22

"Ehrenwerte Priester und Priesterinnen, werte Bürger und Bürgerinnen von Gilgat. Ich trete vor euch als Sprecherin des Kronrats zu Gilgat, als Dienerin unseres geliebten Königs Roneam von Yedea und auch als Gläubige, um wichtige Kunde zu überbringen. Doch möchte ich hier nicht nur über die Zukunft sprechen, ohne nicht auch ein zumindest kleines Resumee aus der bisherigen Amtszeit des Kronrats zu ziehen. Unter der Beteiligung des damaligen Fürsprecherrats wurde die große Steuerreform von 230 eingeführt und unter der Federführung des Kronrats ab 230 dann an dessen Umsetzung gearbeitet, so dass wir seit nun fast vier Jahren die Einnahmen und Ausgaben der Stadt auf ein stabiles Maß festigen konnten. Außerdem wurde durch die Schaffung des Verwaltungsamtes die Verwaltung der Stadt gestrafft und geordnet. Doch hat sich der Kronrat nie nur um Konsilidierung gekümmert, nein, während unserer Amtszeit wurde auch Shagad zu einem offiziellen Bezirk der Stadt Gilgat, als eine Art Vorposten in bisher unergründete Gebiete und Gilgat somit zu einem Brückenkopf in den Norden. Das erste Mal in der Geschichte Yedeas erstrecken sich die Grenzen über den großen Strom hinaus. Dies zeigt deutlich, dass Gilgat nicht nur eine goldene Vergangenheit hat, sondern auch eine goldene Zukunft, bei der Yedea den Blick nun auch gen Norden richten kann. Ich will aber auch nicht verschweigen, dass wir so kontroverse Gesetze wie die verschärften Waffenbestimmungen mitgetragen haben."

Leilya lässt ihren Blick einen Augenblick lang über die anwesenden Leute auf dem Marktplatz wandern und erwiedert kurz das Lächeln Aeneias, ehe sie wieder kurz nach unten auf das Rednerpult schaut, auf dem offenbar einige Notizen zu liegen scheinen. Dann fährt sie weiter fort mit ihrer Rede.

"Lange Zeit habt ihr keine öffentlichen Verlautbarungen des Kronrats mehr gehört, doch ist den Bürgern dieser Stadt wohlbekannt, dass sich die beiden ehemaligen Miglieder des Rates, Ryano Servon und Chima Nrijana Mondrirual, seit einiger Zeit nicht mehr im Dienst der Stadt befinden. Die Gründe liegen dabei im Dunkeln, sind allerdings auch in der jetzigen Situation nicht mehr von Belang. Ich stehe auch hier vor euch, um den Rücktritt des Ratsmitglieds Nabil Abdurrahim mit sofortiger Wirkung mitzuteilen, was dazu führt, dass der Kronrat zu Gilgat nur noch aus einer einzigen Person besteht, nämlich mir. Das führt mich zur traurigen Pflicht, zu der ich mich gezwungen sehe. Ich gebe hiermit offiziell die Auflösung des amtierenden Kronrates bekannt. Wir danken den bisherigen Mitgliedern des Kronrats sehr für ihr Engagement und ihre Unterstützung. Als letzte Amtshandlungen des Kronrates verkünde ich jetzt außerdem, dass Alyssia Lionell hiermit all ihre Privilegien aus ihrem Amt als Atabeg verliert. Als Grund ist hier anzugeben, dass die werte Dame Lionell abermals ohne Angabe von Gründen ihrem Amt und ihren Aufgaben ferngeblieben ist. Daher ist sie in ihrem Amt auch nicht weiter tragbar, zumindest solange bis sie sich vor einem Ausschuß der Stadt zu diesem Vorfall erklärt hat, bis dahin darf sie auch vorerst noch weiter den Titel einer Atabeg tragen, allerdings ohne dessen Befugnisse."

Wieder macht Leilya eine Pause und lässt ihren Blick über die Menge schweifen, die ja nun doch einiges zu verarbeiten hatte, doch lässt sie den Moment nicht zu lang werden und reißt wieder das Wort an sich, bevor es wirklich unruhig werden kann.

"Doch wird die Stadt deshalb nicht handlungsunfähig sein, denn als letzte Amtshandlung im Namen des Kronrates verkünde ich hiermit ebenfalls, dass ich ab sofort vorläufig die gesamten Regierungsgeschäfte der Stadt übernehmen werde, dazu werden die Befugnisse des Kronrats mit dene der Atabeg der Stadt zusammengelegt und auf das hiermit gegründete provisorische Amt einer Kronregentin im Auftrag des Königs übertragen, welches ich an Stelle des Amtes einer Kronrätin ab sofort übernehme. Bis auf weiteres leite ich als Kronregentin hiermit die Administration der Stadt, bis entweder neue Wahlen zum Kronrat durchgeführt worden sind oder von König Roneam oder dem Tempel des Einen eine andere Regelung getroffen wurde. Ich bitte euch darum, die Lage nicht zu dramatisieren und mir euer Vertrauen zu schenken, denn die Lage in Gilgat ist trotz dieser traurigen Verkündung sehr gut. Wir leben in Freiheit und es ist so sicher wie lange nicht mehr in der Stadt, ein jeder darf seinen Glauben frei ausüben. Wir haben Ansehen und Freunde in der ganzen Welt. Deshalb steht Gilgat auf festem Boden. Es gibt keinen Grund zur Sorge, auch wenn noch vieles zu tun ist. Ich danke allen Anwesenden hier für ihr Gehör."

Leilya neigt leicht ihr Haupt in Richtung der lauschenden Menge, dann dreht sie sich um, knickst abermals vor den beiden hochgestellten Priestern des Einen und des neuen Kultes, ehe sie sich dann auch schon wieder zurückzieht.