Im Shatva macht ein Gerücht die Runde. Sollte es stimmen ist der neue Besitzer des Reganyas, jener verruchten Taverne tief im Shatva, bereit jenem Straßenkind das ihm als erstes berichtet wenn die Garde tiefer ins Shatva eindringt nach einer Überprüfung der Lage 20 Auren zu zahlen, wenn die Angaben stimmen. Auf diese Weise wird wohl kaum ein Gardist unbemerkt tiefer ins Shatva vordringen können, den die Augen der Straßenkinder sind überall und die 20 Auren wären für sie sehr leicht verdientes Geld.

Eine kleine Frau kringelt sich, als sie die Neuigkeit hört, und bricht sofort in schallendes Lachen aus.

"20 Sertan meinen!" - Nein, zwanzig Auran. Erneut bricht das Mädchen in Lachen aus, und auf der Straße fast zusammen. "Gehen nicht mehr arbeiten!", verkündet sie lauthals. "Wenn so sein, besser nicht mehr gehen arbeiten!"

Im ganzen Shatva, nein in der ganzen Stadt verbreit sich dieses Gerücht in Windeseile, so dass einige Momente später schon die ersten Kinder vor der entsprechenden Taverne aufschlagen und ihre verdienten 20 Auran fordern. Im Laufe des Tages werden es immer mehr, es bildet sich gar eine Schlange aus verlotterten Bettelkindern vor dem Lokal. Natürlich betteln sie gleichzeitig die Kundschaft an und ziehen sicherlich viel Aufmerksamkeit auf die Taverne. Dies wird sicherlich auch noch einige Tage, vielleicht gar Wochen oder Monate, so weitergehen. Die Kinder wollen Geld verdienen, war dies doch immerhin fast ein Monatsgehalt für einen Erwachsenen. Und jeden Tag kommen mehr Kinder, die Geld wollen. Es scheint als wäre die Stadtwache jederzeit im Shatva, so viele kleine Informantenen fordern hier ihren verdienten Lohn.

Mitten in dem Pulk aus zerlumpten Bettelkindern steht ein ebenfalls zerlumpter Barde an die Hauswand gelehnt. Mit amüsiert funkelndem Blick, beobachtet er die hungrige Meute, dann zieht er seine Laute vor die Brust und beginnt aus heiterem Himmel eine schwungvolle Melodie zu spielen. Kurz darauf setzt die angenehm sonore Stimme des Spielmannes ein.

"Hört ihr Leut, lasst Euch erzähln
Von einem Mann der edel war.
Versprach den Bettelkindern Lohn
Für eine einzge Kunde gar.

Spendabel war er dabei wohl
Besaß er scheinbar Geld wie Heu.
20 Auran jedem hungrig Maul,
Das ihm berichtet ohne Scheu.

Das Shatva wollt er überwachen,
Stets der Wache auf der Hut.
Verband das Nöt'ge mit ner Spende
Hurra, welch holder Edelmut.

Doch ach, genau zu dieser Stunde
Kam' Patroullien noch und nöcher.
Ein jedes Bettelkindern gab Meldung
Und der Plan bekam doch Löcher.

Bezahlen konnt er nun nicht mehr,
Der Lumpenkinder große Schar.
War ausgebrannt aufs letzte Hemd
Ein Bettelmann er selbst nun war.

So hört ihr Leut, lasst Euch erklären.
Informantennetze sind schon Klasse,
Doch bedenkt des Lohnes Höhe,
Sonst landet selbst Ihr in der Gasse.

In einem Pulk voller Kinder die Laute zu spielen hat oftmals zur Folge das die kleinen Geschöpfe es nochmal und nochmal hören möchten, wobei ihnen der Text meistens egal war. Während der Barde durch die Gassen zieht um den Leuten sein neustes musikalisches Werk zu präsentieren, gefolgt von den Kindern die sich auf unheimliche Weise vermehren, zupft ihm schließlich eines der kleineren Kinder am Ärmel. "Du da, he, duhu," quengelt es beinahe. "Soll dir das hier geben von.." Das Mädchen drückt dem Barden einen Zettel in die Hand und deutet in eine Richtung, in der jedoch niemand steht. Das kleine Mädchen zuckt nur die Schultern, zumindest hatte sie den Zettel abgegeben.

Die Augen des Barden blitzen vergnügt auf, als er den Inhalt des Zettels betrachtet und sein Kopf ruckt sogleich empor, um den Blick aufmerksam über die Menge schweifen zu lassen. Er verstaut die Nachricht sorgsam in einem seiner Beutelchen, dann zaubert er eine Münze hinter dem Ohr des Botenmädchens hervor, um ihr den Auran anschließend zwinkernd in die schmutzige Hand zu legen.

Ein Mann der beruflich jeden Tag im Shatva unterwegs ist schüttelt den Kopf. Er wundert sich wohl ob des Andrangs, zumal die Garde sich seit langen nicht mehr ins Shatva hat blicken lassen. Generell hat man in letzter Zeit wenig von der Garde gehört. Nun ihm soll es recht sein, so blühen die 'Geschäfte' nicht nur im Shatva sondern auch im Rest der Stadt vortrefflich.