Gilgat Marktplatz

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Ein bunter Vogel

Javero al Thias @, Friday, 02. April 2010, 20:22

Durch das monotone Prasseln des Regens hindurch ertönt am frühen Morgen ganz unerwaret ein heiteres Klimpern, dass sich vom Stadttor in Richtung Markt bewegt. Wie das Schellen von Glöckchen erklingt es in gleichmäßigem Rhythmus und manifestiert sich schließlich zu einem Fremden, der federnden Schrittes auf den Marktplatz zu schreitet. Er ist in einen langen, weinroten Umhang gehüllt, dessen Saum von der Reise schlammig und ausgefranst ist. Eine Laute wippt bei jedem Schritt lustig auf seinem Rücken. Seine wohlklingende, tiefe Stimme ertönt unter der Kapuze hervor, während er in sich wiegenden Bewegungen die Straße entlang schlendert.

„Wilde Gesellen vom Sturmwind durchweht
Fürsten in Lumpen und Loden,
ziehn wir dahin bis das Herz nicht mehr schlägt
ehrlos bis unter den Boden.
Fiedel, Gewand in farbiger Pracht,
trefft keinen Zwysel ihr bunter,
ob uns auch Speier und Spötter verlacht...
hey, uns geht die Soa nicht unter, ja uns geht die Soa nicht unter!“

Den Rest des Liedes summt er gut gelaunt vor sich hin, verstummt jedoch, als er den Marktplatz erreicht. Neugierig und offensichtlich nicht ortskundig blickt er sich um, dann sucht er sich ein schönes Plätzchen an der grünen Oase und legt, dem Regen zum Trotz, seinen Umhang ab. Ein junger hochgewachsener Mann kommt unter der Kapuze zum Vorschein. Hellbraune, gelockte Haare fallen ihm bis auf die Schultern und umrahmen das sonnengebräunte markante Gesicht, in dem ein struffiges Kinnbärtchen prangt. Er trägt ein lockeres, weinrotes Leinenhemd, das so weit aufgeschnürt ist, dass es einen guten Teil seiner Brust freigibt. Seine Beine stecken in einer einfachen, braunen Stoffhose und hohen Lederstiefeln. Die vielen Taschen und Beutelchen, die an einer Scherpe um seine Hüfte baumeln, klimpern lustig bei jeder Bewegung. Schon nach kurzer Zeit glänzen seine Haare und Schultern nass vom Regen, doch es scheint ihn nicht zu stören. Er drapiert seinen Umhang wie ein Behältnis auf dem Boden, dann schnappt er sich seine Laute und beginnt umstandslos zu spielen. Die Melodie ist heiter und mitreißend, ein beinahe rebellischer Kontrast zu dem trüben Wetter. Als dann noch seine Stimme einsetzt und die Melodie mit einem witzigen Text unterstreicht, ist wohl kaum noch jemand davor gefeit heiter im Takt mit zu wippen. Schwungvoll intoniert der junge Barde seine Vorführung, wirbelt dabei elegant herum und lässt das Schellenband an seinem Fuß rhythmisch mit klimpern. Immer wieder verneigt er sich elegant, wenn jemand eine Münze in seinen geformten Umhang wirft, nur um anschließend noch schwungvoller weiter zu spielen.

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