Estichà Unterer Markt

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[MET] Die Stadt der Geister.(2) (Untermarkt)

Cesbien, Saturday, 08. August 2015, 00:33 @ Cesbien

Stimmen erhoben sich. Laut. Das erste Mal seit dem sie Metchiya betreten hatten. Sein Name wurde gerufen. Langsam auf seinen Gehstock gestützt folgte er den Stimmen. Den Stimmen der Vorhut.
Die Soldaten folgten ihm und mit ihnen auch der Klang von gezogenem Stahl.
"Ja..."
Niemand sah sein Lächeln im Dunkeln der Nacht.
Vorbei gingen sie an dem eingestürzten Gemäuer der Hafenmeisterei und seiner beschädigten Befestigung. Begleitet vom trampeln der Stiefel der Soldaten. Es wurden Befehle gerufen. Die Stimmen wurden lauter. Cesbien folgte ihnen. Die Stufen hinauf, sich an seinen Gehstock klammernd, hinauf zur Brustwehr und dort oben - über dem glänzenden Metcha, erblickte er es. Das heilige Land. Hinter dunklem Nebel verhangen. Zwischen der Ewigkeit der Zeit und unendlicher Ferne. Behutsam legte er seine gezeichnete alte Hand auf den Stein der Mauer und hielt inne.
"Ja..." Vorovis.

"Und sie fügten die Splitter ihrer Vergangenheit zusammen. Matt von Staub, zerkratzt und zerbrochen, seiner Farben beraubt. Weder schön noch erlesen. In glitzernder Dunkelheit, glühend vor Hass, geblendet von Erinnerungen. Vergessen, aber nicht verloren. Dereinst gefürchtet, die Wölfe der Nacht. Kein Spiegelbild vor Augen aber der Substanz gewahr - erhaben, eurem niederen Geist auf ewig verschlossen."

Metchiya. Stadt der Geister. Seelenlos aber nicht tot. Hohles Gefäß aber nicht ungefüllt.
Dort an der Kehle der Wehrmauer steht ein Mann. Sein Blick ist starr gen Süden gerichtet. Ein Mann in einfacher Reisekleidung. Sein Gepäck ist leicht, auffällig allein die Asnivala am Gürtel, die er auf vorovisianische Art mit der Scheide nach oben trägt. Nur einer sieht genauer hin, erkennt den Stern von Vorovis auf der Schließe seines Waffengurtes.

"Verräter!" ruft ein Soldat.

Der Mann bewegt sich nicht.

"Ergreift ihn!" befiehlt der Kommandant.

Er wendet seinen Blick nicht ab.

"Ergreift ihn!" brüllt der Kommandant.

Er war der Herr, der Stadt der Geister.

"Verräter!" rufen sie.

Als Donner grollt und die seelenlose Stadt erfüllt, wie der Weltenhammer Hostinos der die Welt geformt hat, schlägt Cesbiens Stock wie Metall auf Stein. Die Soldaten halten inne und blicken zu dem Priester. Als hätte er seine letzte Lebenskraft verbraucht stützt er sich müde auf seinen Gehstock, aber er lächelt. Die Ohren der Nacht lauschen. Die bewegenden Schatten beobachten sie.

"Hel Nergal!" ruft einer der Soldaten ein letztes Mal.

"Ja..."
Krächzte seine alte Stimme lachend und wurde vom Wind davon getragen.

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