Memoria
Als Antwort auf: Geheime Geschichten - ohne Schrift und Worte von Silanda Rejha Lurial Sojiras Chranivial am 29. Juni 2006 19:28:04:
Das Bild entspannte sich wie ein Ornament vor den Augen der Menschen, der Händler - der Rationalisten, die aus dem Opfer eine Automatik und dem göttlichen Segen einen Zinsstand machten. Wahrheit war ineinander dicht verwoben in einen Teppich der Wirklichkeit, und wurde deswegen als ein Rätsel oder eine Lüge von den Offensichtlichen wahrgenommen. Die Dichtheit des Lebens wurde als ihre Essenz abgebildet, und verwirrte diejenigen, die das Leben flach und lieblos lebten. Aufstieg und tiefer Fall waren Mittel zum Zweck oder Pein, nicht eine Erfahrung, keine Melodie im schönen, zwiespältigen Lied des Lebens.
Durch das Geäst eines nahen Baumes, in welchem die Drakha saß, die Beine überkreuzt, betrachtete sie mit gelben Augen das Bild, dass sich manchmal zu drehen schien, manchmal in der Mittagshitze zu flimmern oder zu brennen. Nicht aus der Menge, sondern über die Menge hinweg fiel ihr Blick auf die Rebellin und ihr Werk, ihr Manifest, ihre Anklage der Monotonie. Eine Predigt auf Stein. Trommeln aus der Erinnerung wurden wach, Trommeln aus der Allianz, Feuerglut, Trommeltänze, pochendes Blut, Gerüche, Begierden.
Das Leben war dicht; das Leben war bunt, vielfältig, schmerzhaft und schön im Schmerz. War die Drakha doch maskiert und abseits, erhob sie doch nicht die Stimme, sondern trohnte weiterhin als eigenartige dunkle Erscheinung in den Zweigen des kräftigen Marktbaumes, so freute sie sich doch, hier eine Chirà zu treffen, hier chiranische Lebensart zu sehen. Hier, in der Hauptstadt der Menschen, die so sehr der Allianz nacheiferte, gab es etwas unverfälschtes, inspiriertes; hier gab es göttlichen Odem abseits der Tempel, auf dem Pflaster des Marktes.
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- Geheime Geschichten - ohne Schrift und Worte - Silanda Rejha Lurial Sojiras Chranivial, 29.06.2006, 19:28
- Memoria - Funkelnd gelbe Augen, 30.06.2006, 15:22