Vorovis Hafenmarkt

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Die Nacht der Toten

Hel Nergal, Friday, 15. October 2010, 23:23 @ VOR Verwaltung

Inmitten des Zuges schritt auch Hel, hoch aufgerichtet, das bleiche Gesicht über dem schwarzen Umhang ausdruckslos und scheinbar ohne Regung. Doch für ein paar Herzschläge lang glitzerte es im Licht der Fackeln auf seinen Wangen auf, so als flössen einige Tränen aus seinen Augenwinkeln und es schien als sähe er durch die schweigenden Gestalten vor ihm und den Glanz der Flammen hindurch, in weite Ferne. Selbst das Dröhnen der Trommeln verschwamm ihm zu dumpfen Lauten am Rande seiner Wahrnehmung. Es war ihm, als ob er durch ein Meer der Kälte und der Finsternis schritt und für die Ewigkeit eines Augenblicks schlugen die Wasser dieses Meeres über ihm zusammen. Mit Ayra und Dhaxun trug er ein Stück von sich selbst zu Grabe. Kein Augenblick war ihm nach dem blutigen Gemetzel in der Zitadelle für sich selbst geblieben, kein Atemzug für den Schmerz in ihm, nur kurze Stunden ohmachtsähnlichen Schlafes. Umso mehr wühlten nun die kalten Klauen in seinem Inneren. Er hätte schreien wollen, doch er blieb stumm, setzte Fuß vor Fuß während Erinnerungen in seinem Kopf einen höhnischen Reigen tanzten. Mit Dhaxun trug er den letzten Freund zu Grabe, mit Ayra seine Frau, die er mehr geliebt hatte, als es ihm je bewußt gewesen war. Doch er selbst hatten den Pfad gewählt, der ihm alles genommen hatte, nur Macht war ihm geblieben. Im Munde den Geschmack von Asche, vermochte er sich kaum mehr aufrecht zu halten und für einen kurzen Moment schwankte er, so als verließen ihn die Kräfte. Doch da flackerte sein Wille auf, riß ihn zurück von dem Abgrund an dem er entlang taumelte und in diesem Augenblick fühlte er wieder die schweigende, uralte Macht, die ihn umgab. Sie nahm ihm nichts von den Schultern, sie tröstete nicht und sie stütze nicht. Aber sie war da, sie war im Pochen seines Herzenz, sie war in seinem Blut, selbst in seinem Schmerz war sie, die schwarze Stadt und ihre Seele und er war ein Teil von ihr, untrennbar vereint, bis ans Ende der Tage. Es war nicht Hostinos, den man mit Schmerz bezahlte, es war Vorovis, das diesen Preis forderte. So klärte sich sein Blick, seine Füße faßten wieder Tritt und er kämpfte nicht mehr gegen den Schmerz. Das Salz einer Träne vertrieb den Geschmack der Asche und Hel trug seinen Schmerz wie seinen Umhang, aufrecht.

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