Das Blutgericht
Die ganze Nacht und den gesamten Morgen über hat man dem Gericht schon Gefangene zugeführt, fast scheint es so, als wäre das alte Gebäude noch niemals zuvor so effizient genutzt worden, wie es jetzt der Fall scheint und auch noch nie so gut bewacht, wie es jetzt ist. Jedes subversive Element auf den Straßen wird festgenommen und hergebracht, selbst wenn die Subversivität allein darin besteht, dass man ein einfacher Schreiber im Rathaus war und somit de facto der Kanzlerin untersteht, ohne dass man sie selbst zu Gesicht bekommen hat oder auch dass irgendwer mal irgendwann über irgendjemanden behauptet hat, dass man mit dem Jamachan zu tun hat. Schon kleinste Verdächtigungen genügen, um heute hier zu landen. Jeder kennt das Gericht, das altehrwürdige Gebäude mit den zwei hohen Türmen, die Zellen, niemand verbringt hier lange Zeit, denn Vorovis war nicht dafür bekannt, lange Gefängnisstrafen zu verhängen. Zwangsarbeit oder Tod. Allenfalls noch die Collovis. Mehr steht hier nicht zur Auswahl. Doch heute ist ein neuer Tag. Und dieses Haus ist ab heute nicht mehr nur das Gericht, ab heute ist es unter einen anderen Namen bekannt. Ab heute nennt man es...
DAS EXECUDAT
Schon kurz nach Mittag werden Herolde in die ganze Stadt entsendet, die verkünden, dass die Drahtzieher hinter dem großen Verrat, die Verräter und Diebe, alle die, die sich schuldig und am vorovisianischen Volk versündigt haben, noch heute vor ihrem Richter stehen werden. Jeder aufrechte Vorovisianer wird aufgefordert, sich zum Execudat zu begeben und den Prozessen beizuwohnen. Denn dort, so die klare Aussage, wird reiner Tisch gemacht, mit dem alten Vorovis und seinem Klüngel. Und jedem Bürger muss klar sein, dass das Blut in der gestrigen Nacht nicht das letzte ist, das deswegen geflossen ist. Vorovis ist nicht gnädig und es verzeiht nie. Am späten Nachmittag dann werden die großen Tore endlich geöffnet, damit das Volk kommen und sehen kann. Die Gardisten treten beiseite, ein jeder kann, nein soll eintreten. Die Schuldigen waren heute die anderen, man hatte nichts zu befürchten.
Und sie alle empfängt die kalte Vorhalle, Vorhof der Furcht, erbaut um sie alle in ihrer Hoffnungslosigkeit zu brechen. Und obgleich sie nichts von ihrer einstigen Macht verloren hat, ist es heute anders. Die tobenden Richterstatuen mit ihren zornigen Fratzen sind verschwunden, der staubigen Boden verrät, was mit ihnen geschehen ist. Einzig die größte von ihnen steht noch stolz und aufrecht auf ihrem riesigen Sockel, doch hat man ihr das Gesicht zerschlagen, das Antlitz Shevar Nevemos, des einstigen Generals, der hier Recht sprach. Wer auch immer für diese Schändung verantwortlich ist, es ist ihm offenbar nicht gelungen, die große Statue niederzureißen und zu zerschmettern.
Das Portal zum größten Saal des Hauses steht weit offen, unzählige Bänke sind herbeigeschafft worden, um den Bürgern Platz zu bieten und doch ist jetzt schon klar, es würden nicht genug sein. Über allem trohnt das mächtige Richterpult, mit blutrotem Stoff umhüllt und einem Wariagkopf darauf prangend, so hoch, dass man davon den gesamten Saal und sogar die Vorhalle überblicken kann, einige schwer bewaffnete Gardisten flankieren den Richtersitz. Davor steht ein kleiner, im Vergleich fast mickriger, Tisch mit einem einfachen Stuhl dahinter, die Anklagebank. Links und rechts des Richterpultes sind mehrere Bänke angeordnet, die schon besetzt sind, bevor der erste Bürger den Saal betreten kann, Gäste des Sadus. Unter anderen kann man dort Reichspreator JASSAR GODELE und Reichsleiterin SHENYA VAÉ erkennen, doch alle ohne ihre sonst üblichen Uniformen. Schnell ist der Saal gefüllt, die Neugier treibt die Schaulustigen herbei, sie alle wollen sehen was hier heute passiert. Die Nachzügler drängen sich stehend hinter den Bänken bis in die Vorhalle.
Eine kleine Tür hinter dem großen Richterpult öffnet sich. Er trägt den dunkelroten Wariag-Kataphrakt, als Symbol für seinen neuen Rang und das neue Zeitalter der Menschen, als Zeichen des Anspruchs auf die Herrschaft über alles Lebende im Namen Hostinos selbst. Rötlich und reich verziert, auf Brusthöhe prangt ein Wariagkopf, das Zeichen des neuen Kaisers und des hohen Ranges seines Trägers. Ein glänzender roter Umhang ist ihm umgelegt worden, befestigt an einer silbernen Kette aus schweren Ringen um seinen Hals. Es war Shadur Adib, einige kennen ihn sicher noch von früher. Doch nun war er jemand anderes. Er war Sadus, er war Inquisitor. Sein harter Blick wanderte durch den Saal, einige schien er sogar direkt anzusehen, seine Augen hatten etwas dämonisches an sich, wie jemand der frei von allen Fesseln war, die normale Menschen begrenzen. Die Stimme laut und gnadenlos:
»Volk von Vorovis! Ich wurde allein nicht geschickt, um Recht zu sprechen!«
...
»Ich wurde geschickt, um Rache zu üben an dene, die Vorovis hintergangen haben!«
...
»Bringt den ersten Verräter!«
Das Blutgericht
Als er Shenya erkannte, nickte ihr der ehemalige Reichspreator kurz und trocken zu, dann starrte er weiter stumm gerade aus, wie er es schon die ganze Zeit tat, seit er hier saß.
Auch als Shadur Adib den Pult betrat und die ersten Verräter einführen ließ, änderte sich daran nichts, nur ein leichtes, regelmäßiges Heben und Senken seiner Brust sowie ein gelegentliches unbewusstes Blinzeln ließen darauf schließen, dass Jassar Godeele noch lebte.
Das Blutgericht
Shenya erwiedert das Nicken freundlich, wendet sich jedoch schnell wieder den einströmenden Menschen zu. Suchend schweift ihr Blick durch die Menge.
Sie wirkt müde, ansonsten scheint sie den vergangenen Tag jedoch gut überstanden zu haben.
Erst als der Sadus den Raum betritt, wendet sie den Blick von der Menge ab und erwartet gespannt das weitere Geschehen und den ersten Verräter.
Das Blutgericht
Der Sadus hat gerade geendet und nach dem ersten Gefangenen gerufen als in den hinteren Reihen der Zuschauer leichte Unruhe auftritt und Bewegung in die Menschen kommt die eine kleine Gasse frei machen.
Flankiert von einigen Castigaren des E.X. bahnt sich Uri Baldor seinen Weg nach vorne. Er dürfte vielen der Anwesenden noch als Reichsleiter der Zensur und rechte Hand Dhaxun Zahars bekannt sein, doch heute trägt er,so wie Shadur, die Rüstung eine Inquisitors zusätzlich wird seine Rüstung von den Rangabzeichen des Primus Exterrors geschmückt.
Bereitwillig wird der Gruppe von den umstehenden Bürgern platz gemacht und ermöglicht ihnen so einen Platz einzunehmen von dem man das ganze Geschehen in der Halle überblicken kann.
Der Primus Exterror lässt seine Blicke kurz über die Gäste schweifen nur um sich dann Shadur zuzuwenden. Respektvoll nickt er dem Sadus zu...
Das Blutgericht
Als der Sadus die Gerichtshalle betritt, befindet sich Razaak schon seit kurzer Zeit in einer der ersten Reihen, der Besucherbänke. An seiner schwarzen Plattenrüstung befindet sich das Abzeichen, des neuen Reichs-Execudators, ihn begleiten Zwölf schwergerüstete Männer. Die bisher unbekannten Embleme, scheinen auf die E.X. schließen zu lassen, doch bisher sind solche Soldaten nicht in der Öffentlich in Erscheinung getreten. Exterminator.
Razaak erfasst die Lage, mit dem geübtem Blick eines erfahrenen Kriegers. Als der Sadus an ihm vorbeitritt, neigt Er seinen Kopf leicht, als Zeichen seines Respekts und der Authorität Shadurs.
Die Halle füllt sich langsam aber sicher und noch eine bekannte militärische Größe betritt den Saal, es ist der Primus Exterror Baldor, den Razaak mit militärischem Salut begrüßt. Anschließend setzt er sich wieder und folgt den Ausführungen des Sadus gespannt. Ein leichtes und doch tödliches Grinsen macht sich breit, als er die Reihen der Verräter überblickt.
Das Blutgericht
Wie ein Schatten aus der Vergangenheit, still und kaum bemerkt, betritt ein Mann in schlichter, schwarzer Tuchuniform, auf der alle Rangabzeichen fehlen, bis auf den silbernen Stern von Vorovis auf der linken Brustseite, das Execudat. Zwei Leibwachen in der Uniform der Garnison flankieren ihn, die Augen in steter Bewegung. Er bewegt sich vorsichtig und gemessen, so als bereitete ihm jeder Schritt Schmerzen. Er hält einen seiner Leibwächter davon ab, ihm mehr oder weniger unsanft einen Weg durch das versammelte Volk zu bahnen und so braucht es einige Zeit bis er sich durch die Menschenmenge drängt. Erst als er grüßend die Linke in Richtung des Sadus hebt, in der silbrig der Stab des Gesetzes funkelt, wird er von den Bürgern erkannt. Der Reichsprovisor war gekommen! Er, der er das Volk von Vorovis für eine Nacht zu Richtern und Vollstreckern gemacht hatte, war nun hier, um die Gerechtigkeit seines Herrschers zu ehren, in dessen Namen der Sadu daran ging, die letzten Rest des Verrates auszumerzen. Als man ihm ehrerbietig Platz machen wollte, damit er sich zu den Bänken an den Seiten des Rednerpults begeben konnte, winkte er nur lächelnd ab und setzte sich mitten unter das Volk und wies seine Leibwächter an, hinter ihm Platz zu nehmen.
Das Blutgericht
Aufmerksame Leute können auch Vinzenz Kyran unter den Zusehern entdecken. Entgegen der Gewohnheit immer von zwei Gardisten der Zollwache flankiert zu werden hat er dieses mal keine offensichtliche Begleitung dabei. Seine Wunden jeodch scheinen noch nicht gänzlich geheilt, denn sein linkes Auge wird noch von einem, dezent um den Kopf gelegten Verband verdeckt und er hält einen Gehstock in den Händen.
Das Volk und seine Herren
Das Execudat hat seine Tore geöffnet und das Volk ist gekommen, um der neuen Gerechtigukeit beizuwohnen. Und nicht nur das Volk ist gekommen, auch die großen Persönlichkeiten der neuen Ordnung sind dem Ruf der Vergeltung gefolgt, um die Rache an den Verrätern mitzuerleben...
Und das Volk macht seinen Helden Platz, weicht ehrfürchtig zurück und neigt ihre Häupter und verdammt, wenn sie es nicht getan hätten, Shadur wäre persönlich von seinem Pult heruntergesprungen und hätte sie in Form von Prügel mit seinem schwarzen massiven Richterstock dazu gebracht. Doch dies ist nicht nötig, HEL NERGAL und VINZENZ KYRAN sind hochrespektiert, URI BALDOR wird geachtet und RAZAAK TAR-KHADAN kennt man zwar noch nicht, aber wer will sich schon mit zwölf bewaffneten Soldaten anlegen?
Shadur selbst lässt seinen Blick durch den Saal wandern, kurz verharrt er bei den Würdenträgern, seinen Augen wirkten im Fakelschein wie die der Dämonen aus uralten Menschensagen und sein Mund ist verzogen, zu einer Fratze der Grausamkeit, unmenschlich und abstoßend. Doch auch er neigt sein Haupt, zuerst vor Hel und dann vor Vinzenz, zuletzt dann auch vor Uri. Razaak nickt er dann abschließend zu, sieht ihm kurz in die Augen, doch dort ist nur Hass. Dann wendet er sich wieder der Menge zu.
Seine Stimme laut, fast schon schrill und doch gleichzeitig düster und abscheulich. Fordernd nach dem ersten Verräter. Und sie bringen ihn ihm. Dann endlich beginnt es: Das Blutgericht.
Das Blutgericht - Der Herold des Todes
Der erste Verräter wird hereingeführt. In alten Lumpen. Sämtlicher Würde beraubt. ROHRAN AMROTH, der ehemalige Hohe Richter der Stadt und vormalige Herr dieses Hauses, der nun seinem Schicksal zugeführt wird. Zwei Gardisten begleiten ihn, einer geht vor ihm her und der andere folgt ihm, sie führen ihn direkt durch die Menge, aber Schutz bieten sie ihm dabei nicht. Er scheint er weder verletzt noch gefoltert worden zu sein, außer dass seine Lippen ziemlich rissig und geschwollen aussehen. Er wird nach vorne gebracht, bis er schließlich den kleinen Stuhl erreicht und darauf gesetzt wird. Die beiden Gardisten treten dann wieder zurück.
»Rohran Amroth, dieses Gericht und das versammelte Volk, werden hier und heute über Eure Schuld betreffend der Anklagepunkte des Hochverrats, der Verschwörung gegen die Herrscher und das Volk, der Paktiererei mit dem Jamachan und der Erzverräterin Daîra Shayandra, des Reichsfriedensbruchs und der Zerschlagung der Reichsadministration infolge eines widerrechtlichen mit Waffengewalt erzwungenen Aufstandes wider der öffentlichen Ordnung, der Beihilfe bei der Versklavung und Kontrolle des vorovischen Volkes, der Volksverhetzung, der landesverräterischen Agententätigkeit, des Diebstahls am vorovischen Volk sowie der Bestechlichkeit urteilen. Wollt Ihr Euch dazu äußern?«
Als Rohran seinen Mund öffnet, dringen nur dumpfe kehlige Gräusche hervor, die mehr an ein Röcheln erinnern und nun merkt auch der letzte, was hier geschehen war, man hatte ihm offenbar seine Zunge herausgeschnitten! Shadur selbst grinst bösartig, während er sich über das Richterpult beugt und man fast den Eindruck bekommt, er würde vornüber herunter fallen. Er ballt seine Hand zur Faust und reckt sie Rohran entgegen, seine Stimme wird lauter und schriller.
»Natürlich nicht, Verräterschwein! Feiger Mörder, heimtückisches Stück Dreck!«
Mit starrem Blick schaut Shadur auf Rohran herab, fast hat man kurz den Eindruck, er würde sich jeden Moment auf den alten Richter stürzen wollen, um mit bloßen Händen auf ihn einzuprügeln. Seine Augen funkeln diabolisch und sein Gesicht eine Fratze des Hasses. Doch dann macht er nur ein Handzeichen und die beiden Gardisten, die Rohran gebracht haben, treten vor dessen kleinen Tisch. Der eine trägt Rohrans Richterrobe bei sich und der andere seinen Richterstock.
»Ihr seid nicht länger Richter in diesen Hallen!«
Und im selben Moment reißt der Gardist dann vor seinen Augen die Insignien des Hohen Richters von der Robe ab, bevor er sie öffentlich zerreißt, bis nur noch Fetzen übrig sind. Der zweite Gardist zerbricht dann den Richterstock über seinem Knie entzwei.
»Ihr macht mich krank! Ihr widert mich an!«
Und als wäre das ein Befehl gewesen, spuckt einer der Gardisten dem alten Mann direkt ins Gesicht, dann treten sie wieder zurück.
»Eure Untaten sind eindeutig bewiesen worden, dreckiges Schwein, ich spreche Euch in allen Anklagepunkten für schuldig. Ihr habt Euch der schlimmsten Taten schuldig gemacht, die unsere Geschichte jemals gesehen hat! Und Ihr werdet dafür bezahlen!«
Shadur lässt seinen hasserfüllten Blick über die Menge wandern, ehe er Rohran direkt in die Augen sieht, dieser sackt zusammen und weicht seinem Blick aus.
»Ich verurteile Euch hiermit im Namen des Volkes zum Tode. Ihr werdet der E.X. überstellt, die dafür zu sorgen hat, dass das Volk Eurer Hinrichtung beiwohnen kann. Schafft mir diesen Verräter aus den Augen!«
Die Gardisten greifen nach Rohran, der auf seinen Stuhl zusammen gesunken ist und ziehen ihn durch die Menge wieder fort. Oben auf dem Richterpult trohnt Shadur und blickt dem ehemaligen Richter mitleidlos nach, ehe seine Stimme wieder laut durch den Saal hallt.
»Damit ist das Volk vom ersten der Verräter befreit! Wir haben nichts gemein mit diesen Leuten, das Volk hat sich von ihnen befreit und ist rein geblieben! Wir werden weiter zu Vorovis stehen, niemand kann uns brechen! Die Gefahr wurde abgeschüttelt und nun schlagen wir mit aller Härte zurück. Nie wieder wird jemand Vorovis verraten, denn er weiß, wir kennen keine Gnade! Für unseren Herrscher, lang lebe Bervar Alatides!«
Shadur senkt den Blick und mit dem hinterlistigen Grinsen eines blutdurstiges Raubtier meint er nun etwas leiser:
»Und nun bringt mir den nächsten Verräter...«
Und so geht es noch bis in die Nacht weiter, immer neue Verräter werden dem Sadus vorgeführt und von ihm nach einer kurzen Verhandlung direkt zum Tode verurteilt. Einige weitere Prominente empfangen hier heute ihren letzten Richtspruch, darunter Berühmtheiten wie Baron GIRAMAR GLANZFINGER, der ehemalige Botschafter in Estichá ARKION GANDAN und Reichsprokurator ZORDATAN SUTH. Und es gibt keine Gnade, keinen Freispruch. Und immer wieder hallt die schrille laute Stimme des Sadus durch das Execudat, überschlägt sich in Wut und Zorn, ist sogar bis in die Nachbargassen zu hören.
Das Blutgericht - Der Herold des Todes
Es war wohl beim zweiten oder dritten Angeklagten, als man aus der Bankreihe zur linken Seite des Richterpults das Scharren von Schuhsohlen hören konnte, dann stand Jassar wortlos mitten im Satz von Shadur Adib auf und zwang sich zwischen den Menschenmengen hindurch Richtung Ausgang. Keine Gefühlsregung zeigte sich auf seinem Gesicht, er sah starr mit erhobenem Kopf geradeaus.
Jassar erwartete nicht, den Ausgang ohne Komplikationen zu erreichen, er rechnete sogar damit, in wenigen Augenblicken selbst auf dem kleinen Stuhl zu sitzen, doch sogar das war besser, als dieses Schauspiel noch eine Minute länger zu ertragen.
Und im Gegensatz zu Amroth hatte der ehemalige Reichspreator seine Zunge noch.
Ein unsicheres Murmeln wird wohl durch die Menschenmenge gegangen sein, während Jassar sie durchschritt und obwohl er nicht von besonders großer körperlicher Gestalt war, sorge sein fester, selbstbewusster Blick doch dafür, dass zumindest das einfache Volk einen Schritt zur Seite trat und ihm eine Schneise bildete...
Das Blutgericht - Der Herold des Todes
Shenya nutzt die entstandene Unruhe und folgt Jassar. Sogar für vorovisianische Verhältnisse wirkt sie blass. Die Einladung des Sadus war sicher großzügig gewesen, vor allem was die guten Plätze betrifft, jedoch hat sie für heute genug Hass und Tod gesehen.
Vielleicht lag es ja auch nur daran, dass sie eine Frau war und einer solchen Szene weniger abgewinnen konnte, auch wenn sie die Herrlichkeit des neuen Herrschers nur allzu deutlich zeigte.
Die Toten Gehen
Die Fakr-Saslah des großen Grend waren zugegen. Sie hatten sich unter das stehende Volk gemischt und betrachteten mit strengem Blick die Kaninchen die ihnen zu beobachten aufgetragen wurde. Des Schauspiels gleichgültig, war ihnen die Stimme des Sadus jedoch wie ein Sprühregen nach langer Trockenheit. Seine Schreie durchdrangen ihr Bewußtsein und waren ihnen Labsal nach Ewigkeiten befohlener Ruhe und Stille. Überheblich wirkten sie zwischen den Reihen der Zuschauer, den Vorovisianern selbst wie Verbrecher doch waren die Besitzansprüche längst geltend gemacht. Jeder Mann konnte es sehen. Kampfsklaven im Zeichen des Wariagkopfes. Unablässig wanderte das wachsame Auge ihres Kommandanten über die Menschen die sich eingefunden hatten. Ein hochgewachsener Mann mit vernarbtem Gesicht und dem stechenden, harten Blick eines Falken. Nicht umsonst trug er das Signum eines privilegierten auf der Brust welches ihm zum Aufstieg befähigte. Der Aufstieg zu den Dûm-Shadar, den Soldaten des Herrschers. So wurde es ihm vom roten Heerführer versprochen und augenblicklich musste er an die Maxime der Fakr-Saslah denken: Nur einem Sklaven offenbart sich der wahre Wert der Freiheit. Er prägte sich die Gesichter der Menschen ein - Mimik - Gestik.
Sie begreifen nicht was geschieht. Ihm entgingen nicht der alte Mann und die Frau die sich erhoben um das Execudat zu verlassen. Nichts. Mit einem Wink gab er den zwei Männern in seiner Nähe zu verstehen den Beiden zu folgen. Ihr Abwesenheit würde nicht vergessen werden. Er würde dem Mann mit dem silbernen Stab berichten, er würde wissen was zu tun ist. Denn er war das Auge des roten Heerführers und sein Diener. Der Mann mit den Falken Augen würde ihre Gesichter nicht vergessen. Rein gar nichts.