In der Zwischenzeit... (Hafenmarkt)
In der Zwischenzeit...
In der Zwischenzeit...
Das war die Heimat gewesen? Der verengte Blick streift die Trümmern, von vertrockneten Algen verhangen, die Totenstadt. Umgestürzte Säulen, wo Prachtbauten gewesen waren, verschüttete Schneisen waren nun die gepflasterten Prunkstraßen. Junge Bäume und allerlei Urwaldgewächs hatte nun das einstige vobrische Machtzentrum zurückerobert, eine junge, aber abwechslungsreiche Fauna besiedelte jene schöne Seenlandschaft, die einst eine so stolze Bevölkerung beherbergt hatte. Für eine ganze Weile bleibt das bartlose Gesicht regungslos, und hinter grauen Augen wird stillschweigend die Flut der Erinnerung bearbeitet. Der Tempel. Die Priesterschaft. Die unzähligen Soldaten, deren Schikanen und Schutz, deren stetes Stiefelgetrampel und ihr Gestank! Ihr Lärm! All das sah er wieder vor sich, die Straßenmädchen, die Herrschaft in ihren Sänften und Residenzen. Und wieder der Tempel. Die Heimat eben.
Der Kampf, das war Vorovis gewesen. Und nun konnte er es nicht erkennen, auch wenn es wichtig war, er es wissen wollte: War sie im Kampf oder kampflos besiegt worden? Ein Blick streift huschendes Metall, eine kühl glänzende Eidechse, die sich auf einem angewärmten Stein räkelt - und gleitet schließlich ab, um zu erstarren.
Willkommen zurück.
Der schwere Kopf der fängebewehrten Raubkatze pendelt langsam herum, die spitzen Ohren spielen, während die Schwanzspitze zuckt. Schwarzes Fell, das tödlich in der Sonne schimmert, und mit seinem Glanz einen muskulös-massigen Körper umhüllt, ein Körper wie eine Waffe, majestätisch. Tödlich. Und der Priester weiß, dass er auffallen wird (vielleicht schon aufgefallen ist!), schon allein wegen des nun rasend trommelnden Pulses, der ihn der Bestie verraten mag, ein Vogel, der mit zitternden Flügeln gegen den knöchernen Käfig seines Brustkorbes schlägt. Es mag keinen Unterschied machen, hier in der dreckigen Lederrüstung zu stehen, die sich schmutzigbraun den schlammiggrünen Farben des Dschungels angeglichen hatte – für den Panther hätte er genauso gut noch das silbrige Ornat des Hostinostempels tragen können. Einen Lidschlag tut Shodra, dann gleitet die helle Hand zitternd zum Rücken, zu der Armbrust. Sie musste noch gespannt werden. Hatte er noch Zeit, sie zu spannen?
„Du verziehst immer zu sehr nach links. Siehst du? Versuch, den Arm ruhig zu halten.“ Er hatte für Shodras Geschmack immer etwas zu viel Geduld gehabt. Geruhsam hatte er dicht neben ihm gestanden, sicher und breitbeinig, den Baumstamm über die Schulterlinie des Priesters hinweg fixiert, und dann auffordernd dreingesehen, in einem halben Seitenblick. Und wenn der Bolzen dann erneut im Blätterdach gelandet war, kam höchstens ein halbes Lächeln und ein Schulterzucken. „Siehst du?“ Nochmal. Ganz so, als hätte es ihm Genugtuung bereitet. Was es sicherlich hatte. So etwas lernt ihr im Tempel nicht, was? –schien jede seiner Gesten zu sagen. Als der Bolzen dann endlich einmal im Stamm steckengeblieben war, war es Shodra unmöglich gewesen, zu sagen, wessen Verdienst das nun eigentlich gewesen war.
Verdammte Katzen
Der Blick des Panthers trifft Shodra und ruht auf ihm. Er mustert nicht. Er ist nicht überrascht oder lässt darauf schließen dass Szenarien durchgespielt werden. Er ruht einfach. Guckt. Als würde das reichen. Ach, kompliziert war es mit den Tieren. Dass sie so unkompliziert sind.
Hätte er Hunger gehabt, hätte er sich wohl von hinten an Shodra angeschlichen und ihm den Hals zerbissen. Hätte er ihn vertreiben und kämpfen wollen, hätte er wohl gefaucht und andere Drohgebärden von sich gegeben. Aber was bedeutete dieser Blick? Gar nichts. Gleichgültigkeit. Wer bist du schon, Mensch, dass du dich an diesen toten Ort verirrt hast. Geh mit den Göttern, aber geh. Und wenn ich es mir doch noch anders überlege, schnapp ich dich dann wenn du es am wenigsten erwartest. Langsames, schwaches Menschlein.
Shodra hat die Armbrust kaum bewegt, da dreht der Panther den Kopf wieder und springt von der überwucherten Wariag-Statue herunter. Nur Sekunden vergehen, ehe er hinter ein paar niedrigen Büschen verschwindet. Weg. Oder... auf Wiedersehen?
Dennoch irgendwie erleichtert seufzt Shodra auf und atmet einmal tief durch. Bis der Bolzen eingelegt und die Armbrust gespannt gewesen wäre, hätte er wohl längst über ihm gestanden. Noch einmal atmet er, dann zieht er die Luft tief in seine Nase ein. War das Einbildung, oder riecht es hier nach Feuer?
Friedhofsbegehung
Ein unbewegter, insgeheim bangender Blick folgt dem lässig überlegenen Gegner, den scheinbar faulen, aber kraftstrotzenden Bewegungen der Raubkatze. Hier, abseits jeder menschlichen Existenz – mit Ausnahme der eigenen! - kann sich auch ein vorovisianischer Priester nervös zuckende Mundwinkel erlauben, ehe die nachtschwarze Bedrohung vermutlich mit einem inneren Gähnen in der vital wuchernden Flora der toten Stadt abtaucht.
Noch eine ganze Weile steht die schwarzhaarige Gestalt unbewegt da, lauscht noch auf das letzte, knackende Ästchen – und atmet dann in der Tat erleichtert auf, um sich sofort wieder anzuspannen, kaum dass die unerwartete Note von Brandgeruch im ansonsten satten, feucht-frischen Aroma wildkräuteriger Pflanzen und Gräser bemerkt worden war.
Hoffnung und Misstrauen ringen miteinander, als der Kopf des Reisenden kurz herabsinkt, er einen Moment lang das Für und Wider abzuwägen scheint; und schließlich, wo auch immer er da angekommen sein mochte, mit zögerlichen Schritten dem Geruch nachgeht, durch die grüne Wüste, die einst – zumindest für die Menschen, die hier gelebt hatten – der Mittelpunkt der Welt gewesen war. Dieser Ort ist ein Trümmerfeld, ein Friedhof: Ein Friedhof für viele, ein Massengrab. Aber ein… bewohntes? Und wenn es so war – von wem? Die Hand an dem Griff der Asnivala würde einem Beobachter, wenn es ihn gäbe, ein wenig von den eher skeptischen Vorannahmen des Priesters erzählen. Ob Hostinos ihn beobachtete? Da war er sich schon einmal sicherer gewesen.
Feuer
Vorsicht geht Shodra alte, zugewucherte Gassen entlang. Drückt sich durch Büsche und hohes, wucherndes Gras auf den alten Straßen der einst dunklen Stadt. Und obwohl die Natur bereits bewiesen hat, wer hier jetzt das sagen hat, entwickelt sie langsam ein Gefühl dafür wo sie sich befindet. Auf einem Platz, fast einer Art Lichtung, kann sie sich schließlich einen noch besseren Überblick verschaffen. Auch den Rauch sieht man jetzt besser. Hier hatte niemand ein Lagerfeuer angezündet, oder kochte etwas an einem Ofenfeuer. Dafür war die Rauchentwicklung viel zu groß. Irgendetwas Großes brannte. Und zwar im alten Villenviertel der Stadt.
Feuer
Bedächtige, manchmal gar gelähmt scheinende Schritte führen den Heimgekehrten durch die bekannten Gassen, an denen nicht nur der grüne Schmuck neu ist, das Eigenleben, das Nistvögel und Kleintiere hier entwickelt hatten, sondern auch das helle Tageslicht, das sonst schon oft von finsteren, hohen Mauern und Zinnen verschluckt worden war. Während der Blick die Trümmer streift, ergänzt er oft und zu gerne die verschütteten Gebäude, malt hier eine Dienstbotin, dort einen hetzenden Sklaven in die hitzeschlierige Luft, hier eine Gruppe zechender Soldaten, dort zwei Edelleute, die auf ihren Karkechs durch die Menge preschen und einem Bettler den harterrungenen Tageslohn über das Pflaster fegen! Fast weicht die Gestalt, an der die Lederrüstung und die herrliche Asnivala noch das eindrucksvollste sind (okay, und die Armbrust!), den Phantomen aus, um ruhiger, ernster und vor allen Dingen - vorsichtiger zu werden, als der Brandherd sich lokalisieren lässt; die Flut der Erinnerung nicht nachlässt, ganz im Gegenteil.
Wie anders war Shodra aufgebrochen - und wie kehrt er nun zurück! Das glatte, schwarze Haar im Nacken gebunden, wie so oft, aber nun verfilzt und strähnig; die einst helle Haut von erbarmungsloser Dschungelsonne rot verbrannt, von Sprossen übersäht und stellenweise fleckig gebräunt. Kleinere Narben, die das jugendliche Gesicht nun zeichnen, und ihm noch immer nicht den Anschein von vielleicht erstrebter Virilität geben, der von ihrem Träger vielleicht geschätzt worden wäre. Nur in den Augen scheint jede Jugendlichkeit zu fehlen, die hell und kühl, ernst und benommen die Geisterstadt erforschen.
Mit leisen Schritten schiebt er sich an das Feuer heran, vielleicht in den Schatten eines abgebröckelten Mauervorsprungs gelehnt, gerade nah genug, um die Akteure dieses Schauspiels ausmachen zu können. Was, bei Lijan...
Fightin' fire with fire
Selbst als Shodra noch ein paar dutzend Meter entfernt ist, sieht er bereits die Quelle des Feuers. Bestimmt acht Meter hoch lodern die Flammen. Sie schlagen aus Fenstern und Dach eines alten Herrenhauses, das in Mitten eines stark verwilderten Gartens steht. Shodra weiß nicht wem dieses Haus mal gehört haben mag, aber er hatte es oft gesehen als er daran vorbei gegangen ist. Als hohe Damen und Herren, von Dienern und Wachen umringt, in Kutschen stiegen oder im Garten flanierten. Hier lebten die besseren Menschen der alten Stadt. Früher einmal.
Sicher, das Haus ist schon lange nicht mehr intakt oder bewohnbar gewesen. Das Dach war kaputt und Risse zogen sich über die Seitenwände, kaum ein Fenster war mehr in den Angeln. Doch es hatte immer noch eine gewisse Würde. Zumindest die Reste, die man in den hellen Flammen ausmachen konnte.
Von Priestern und Mausefallen
Diese so viel besseren Menschen.
Shodras Blick verirrt sich an den gleißenden Flammen, bis wilde bunte Kreise auf seiner Netzhaut flimmern, die Augen sich zusammenkneifen und die ehemals helle Stirn sich an die raue Oberfläche des Mauerstückes lehnt, welches der wenig beeindruckenden Gestalt des Wanderers Deckung verspricht. Ein, zwei Atemzüge, die seine Lunge voll mit dem scharfen Geruch der Flammen pumpen, tut er, schmeckt die Ahnung von Rauch, sandig, als würde sich Asche auf seinen Zähnen ablagern. Die Ahnung von Asche. Das Feuer schien realer als alles andere sonst in dieser verlorenen Einöde. Realer als der Nachtschatten der Katze.
Einen Brandstifter konnte er nicht ausmachen, und doch musste es einen geben. Der nun vielleicht, wie er selbst, in mittlerer Entfernung wartete, lauerte, wer sich nähern würde. Um dann.. was zu tun? Der schwarzbeschopfte Kopf hebt sich nach kurzem Zögern – nur eben genug, um etwas über die unebene Kante des Ruinenrestes hinwegzulugen – ehe soetwas wie verzweifelte Entschlussfreudigkeit, der vielbesungene Mut der Heimatlosen, die nichts mehr zu verlieren haben, die Zügel übernimmt. Einen hellen Pfiff stößt Shodra aus, schrill und fremdartig in die verlassene Stadt, während stählerne Augen angespannt und denkbar nervös über die Mauerkante hinweg auf den Vorplatz des Feuers spähen und die umstehenden Ruinen, die chaotische Bewaldung im Blick behalten.
Die naive Maus
Die Zerstörung der Häuser und Straßen hatte im Villenviertel nicht halt gemacht. Auch hier lagen auf den Straßen Schutthaufen und herausgebrochene Mauerstücke. Um einen besseren Überblick zu bekommen, hätte man wohl sehr viel höher stehen müssen als Shodra es tat.
Vor der brennenden Ruine stand etwas, das früher mal eine Kutsche gewesen sein konnte. Kaputt, ein offenes, durchweichtes Dach, überzogen von Dreck und Moos und umringt von den hohen Gräsern, die überall in den Straßen auf der wenigen Erde gedeihen konnten. Im unruhigen Chaos der Ruinenstadt wäre sie wohl nicht weiter aufgefallen, wenn sich dort nicht plötzlich etwas bewegen würde.
Eine Gestalt, vielleicht 1,50 m bis 1,60 m groß, mager, mit matschbrauner Kleidung und schulterlangem, etwas zerzausten Haar kam hinter der Kutsche hervor und warf einen Blick in Richtung der Stadt, links von Shodra. Und völlig an ihm vorbei. Kurz verharrt sie so, als würde sie auf ein weiteres Signal warten. Zwar vorsichtig, aber nicht als erwarte sie wirklich eine Gefahr.
Als kein weiteres Pfeifen ertönt und sich niemand zeigt, wendet die Gestalt sich wieder um und geht wieder hinter die kaputte Kutsche zurück. Shodra hatte nicht den Eindruck, dass er bemerkt worden war.
Vorsichtiges Kundschaften
Die hellen Augen verengen sich etwas, betrachten erstaunt die aus ihrer Deckung hervorkriechende Gestalt- ein Kind? Ein Unu? Und dann wartet Shodra ab, bis die Gestalt wieder in ihrem Versteck untergetaucht war, um etwas um das Mauerstück herumzutänzeln, darauf achtend, von der Kutsche aus noch immer nicht gesehen werden zu können. Das Ziel ist es, den Blick nun ebenfalls in die Richtung zu wenden, in die der am Feuer Wartende gesehen hatte – aus der er ein Signal erwartet hatte - in der Hoffnung, dort etwas Aufschlussreiches zu entdecken, irgendwo in den Trümmern, zwischen Moos und Erde und flirrender Hitze.
Im Westen nicht Neues
Als Shodra in die Richtung sieht, in die auch der Beobachter gesehen hatte, sieht er dort nichts was er nicht erwartet hätte. Das zerstörte Vorovis. Ruinen, Schutt und Grünzeug. Hier war er gerade erst durchgegangen. Vielleicht musste man wissen, wonach man Ausschau halten musste.
Im Westen nicht Neues
Eine Weile noch sehen die Augen verengt auf das sich ihnen darbietende Trümmerfeld, als sich das Kinn vorschiebt, und einer sich langsam heranbildenden Entschlossenheit Ausdruck verleiht. Die Augenbrauen sinken tief herab und aneinander, kaum dass der Blick des zögerlichen Heimkehrers sich erneut zum brennenden Gebälk wendet, nur um dann schon bald zur nahebei stehenden Kutsche weiterzuschweifen. Und dann - endlich! - begibt er sich aus der geschätzten Deckung, um mit raschen, zweckmäßigen Schritten das ehemalige Transportmittel anzusteuern.
Schon auf einige vat Entfernung räuspert man sich, aber wie sprach man nach dem Ende der Zeiten noch jemanden an? Heil Vorovis, den Fünfen zum Gruße, oder schlicht...
"Guten Tag?" Die Stimme klingt jung und nicht so tief, wie sie hätte klingen können, Rauch kratzt in der Kehle und lässt Shodra husten, ein erneutes Räuspern folgt. "Guten Tag!" Die erste Lüge heute.
lugt hervor
Es dauert einen Augenblick, ehe Shodra Bewegung hinter der Kutsche vernimmt und die Gestalt mit den zerzausten Haaren hervor kommt.
Es ist ein Mädchen, vielleicht 14 Jahre alt und dünn. Die leicht bräunliche Haut in ihrem Gesicht ist etwas rußig, auch die Hände. Die Kleidung ist einfach und stellenweise abgewetzt, aber größtenteils sauber und intakt. An den Füßen trägt sie sehr einfache Schuhe.
Als sie Shodra erkennt, oder vielleicht auch eher nicht erkennt, zuckt sie merklich zurück, bleibt aber stehen.
"Hallo, ääh... guten Tag, ja."
Als wüsste sie nicht was sie sonst noch sagen soll sieht sie Shodra ins Gesicht und wartet.
Das Gefühl von letzten Tagen
Für einen Moment verharrt die gerüstete Gestalt, und sieht aus dem sonnenverbrannten, dreckigem Gesicht in das ähnlich verschmutzte ihres Gegenübers. Nur kurz erschleicht sie sich einen Gesamteindruck des Kindes, ehe die schmalen Lippen unschlüssig lächeln, und scharf Atem eingezogen wird. "Ich bin gerade von einer längeren Reise zurückgekehrt.", erklärt Shodra der Zuhörerin schließlch mit gedämpfter Stimme, zögert dann erneut und löst schließlich einen nicht mehr besonders gut gefüllten Wasserschlauch vom Gürtel, um ihn zu öffnen und dem Mädchen zu reichen, mit kurzem ermunterndem Nicken: Sie sollte trinken. "Mein Name ist Shodra. Wie ist deiner? Dieses ... dieses Feuer ist ein Signal, um weitere Überlebende anzulocken, ja?" Ob diese zwischen den Steinen hervorkriechen mochten wie Echsen? Wie seltsam resolut doch die Hoffnung im Antlitz all dieser Zerstörung sein kann. Wer auch immer dieses Feuer gelegt hatte, die Kleine war es sicher nicht gewesen.
Das Gefühl von letzten Tagen
Das Mädchen hebt mit einem Lächeln die Hände, um den Wasserschlauch zurückzuweisen.
"Ich hab noch, Danke." Dabei deutet sie hinter die Kutsche.
Dann dreht sie sich wieder zum brennenden Haus. "Das Feuer... hmm... ja, genau. Um weitere Überlebende anzulocken. Manchmal fangen diese alten Häuser einfach an zu brennen."
Der Schein der Flammen zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab und spiegelt sich in ihren Augen. Sie sieht zufrieden aus. Nur halb wendet sie sich Shodra wieder zu, als sie weiter spricht.
"Die Stadt ist schon seit vier Jahren kaputt. Böse Echsenmänner haben die Leute hier angegriffen, zusammen mit ihren alten Göttern. Es gab erst eine Sturmflut, und danach einen Krieg."
Sie scheint die Geschichte nicht zum ersten Mal zu erzählen, und wirkt nicht sonderlich engagiert groß ins Detail zu gehen.
"Wenn Ihr zum Plündern hier seid, seid Ihr mindestens 2 Jahre zu spät. Hier gibt's nichts mehr. Außer Ruinen. Die meisten der alten Bewohner sind in den Osten gegangen. Oder seid Ihr auf der Suche nach etwas Bestimmten?"
Jetzt wendet sie den Kopf doch wieder. "Oh, ach so. Reesha. Also... heiße ich."
Grundsätze der Botanik, Vol. I
Mit einem Schulterzucken wird dann der Schlauch an die eigenen Lippen gehoben, und Shodra nimmt ein, zwei tiefe, erlöste Züge, um dann den kläglichen Rest sorgsam zu verschließen und erneut zu verstauen. Aufmerksame Blicke betrachten die Überlebende, und für einen Moment mischt sich Skepsis in den grauen Augen mit Neugier. „Reesha.“ – wiederholt die ruhige Stimme behutsam, ehe sich der Blick auf die eigenen Stiefelspitzen herabsenkt, um dort eine Weile zu verharren. „Warum bist du und die Deinen geblieben?“, erklingt die Stimme des Fremden fragend, und der graue Blick weicht immer einmal ab und aus in das sie umgebende Grauen. Nur nach einer Weile zucken die Schultern unschlüssig. Etwas bestimmtes? Oh… Die Mundwinkel ziehen sich in die Höhe, als der Kopf sich bedauernd schüttelt.
„Oh nein, ich suche nichts Bestimmtes. Es gibt dieses Sprichwort, dass man einen alten Irvana nicht mehr umpflanzen kann, und - …“ Der Kopf schüttelt sich erneut, und bricht den sich entwickelnden Sermon ab, als Shodra den Wasserschlauch wieder am Gürtel einhängt. „Ich erinnere mich leider nur unbestimmt. Wer hatte dieses Haus bewohnt?“
Grundsätze der Botanik, Vol. I
Reesha zuckt mit den Schultern, weiterhin den zufriedenen Blick auf den Flammen.
"Keine Ahnung. Bestimmt jemand aus der Oberschicht. Seht euch an wie groß das Haus mal war!"
Auch bei der Frage, warum sie und die ihren noch hier leben, zuckt sie nur die Schultern. "Jeder muss doch irgendwo wohnen." Als erkläre das alles. "Und als wir hier ankamen war ich noch klein. Kinder fragt man nicht wo sie wohnen wollen."
"Irvana umpflanzen... was soll das heißen? Ihr seid also von einer längeren Reise zurückgekehrt und wollt jetzt keine Bäume mehr umpflanzen?"
Sie lacht kurz, bei dieser seltsamen Antwort von Shodra. "Was wollt ihr sonst? Ihr seid eine Soldatin, oder eine Abenteurerin. Ihr hofft noch Schätze zu finden. Richtig? Altes Gold oder Kristalle. Aber ich sag's euch, ihr seid zu spät. Oder müsst in die großen Haufen gehen. Aber das schafft Ihr nie alleine. Und ob man da was findet weiß man nie."
Grundsätze der Botanik, Vol. I
„Und ihr wohnt jetzt in einer Kutsche?“, fragt Shodra nach, zieht die Augenbrauen skeptisch zusammen, und lacht mit dem Kind kurz, als dieses sich am Baumgleichnis stört.
„Wo kommt ihr denn her? Ich suche keine Schätze. Ich bin hier aufgewachsen, und alles, was ich erlebt habe, habe ich hier erlebt. Es hat für mich keinen Wert, woanders hinzugehen, wo ich doch nur eine wunderliche Erscheinung wäre. Ich habe nicht selbst in so einem Haus gelebt,“ Das Kinn deutet zur brennenden Ruine, „aber ich war oft in einem solchen. Ich wurde in der dunklen Stadt geboren, erlebte hier Kindheit und Lehre – ich erinnere mich an die Markttage, an Gerüche und Musik, an die Gesichter der Menschen. Das Einzige, was mich wohl dazu bringen würde, in den Ruinen zu wühlen, wäre die Suche nach diesen Gesichtern.“ Nach vier Jahren: Nach Schädeln und verwitterten Briefen.
Kurz lächelt Shodra mit zusammengepressten Kiefern, und zuckt die Schultern dann. „Ich bin weder mit Krieg noch mit Abenteuern bewandert. Aber wenn ich etwas suche, dann, so wie ihr, Überlebende. Kennst du jene, die sich hier noch herumtreiben?“
Grundsätze der Botanik, Vol. I
Bei der Frage nach der Kutsche lacht das Mädchen erneut und nickt zu Shodras Ausführungen.
"Ich kenne die alte Stadt nicht. Nur so wie sie jetzt ist." Sagt sie gleichgültig. "Aber ich kenne ein paar der Geschichten vom alten Ubean. Davon wie groß und prächtig hier alles gewesen sein soll. Es war sicher beeindruckend."
Die Frage nach den "Überlebenden" lässt das Mädchen etwas ratlos aussehen. Sie nickt aber zu dem letzten.
"Hier direkt treiben sich nicht mehr viele rum. Aber 'Geistwasser' ist eine Dreiviertelstunde von hier. Wenn ihr doch Ausrüstung benötigt könnt Ihr sie da bekommen."
Sie mustert Shodra noch einmal genauer. "Für eine kleine Belohnung kann ich Euch hinführen!"
Besiegelt.
Bei der Nennung des alten Vobrers weiten sich die grauen Augen ertappt, und die Kinnlade scheint herabzusinken. Kurze Fassungslosigkeit, die Freude wie auch Erschrecken gleichermaßen spiegelt. Der alte Ubean. Überraschend schnell finden Shodras Gesichtszüge wieder in den allgemeinen Tonus unaufgeregter Gelassenheit zurück, aber der kurze Moment glitzert immer noch in den sich wieder verengenden Augen. Die Fremde räuspert sich. "Geistwasser - was ist das? Eine Taverne, ein Dorf?"
Und ein kritischer Blick betrachtet das junge Mädchen, als dieses seine Dienste als Fremdenführerin anbietet, ehe sie seufzt, einen Blick zum brennenden Gebälk werfend. "Darfst du deinen Posten denn so lange verlassen?" Wohl eher eine rhetorische Frage, denn dann gleitet eine Hand schon an ihren Hals, und zieht ein einfaches Lederband aus ihrem Ausschnitt, an dessen Ende ein rundlicher, silberner Anhänger baumelt, der an eine Münze erinnert, und ein goldschimmernder Siegelring, klobig und dick - für eine große Hand gedacht. "Der Ring.", verspricht Shodra, legt den Kopf schief, und fängt Reeshas Blick auf. "Er ist dein, wenn du mich hinbringst."
(ooc: Weiter per Mail?)
Besiegelringt.
"Unsere Stadt!" Antwortet sie fast überrascht. Wie konnte man die nicht kennen?
Bei der Frage nach dem Posten, den sie verlassen sollte, scheint sie nicht zu verstehen, ist aber beim Herausziehen des Rings umso begeisterter.
"Wirklich? Ich bekomme den Ring??" Sie streckt die Hand aus, um ihn näher betrachten zu können. Denn mit den Händen sieht man am besten.
"Wir können sofort los! Ihr gebt mir euer Wort, dass ich den Ring wirklich bekomme?"
(ooc: Ja, weiter per Mail.)