Rauchwolken
In dieser Nacht kann man im Nordwesten ein fremdartiges Glühen sehen. Es flackert mal heller und mal dunkler und gerade heute steht kein einziger, fahler Mond über Mradoshan. Die einzigen Lichter sind die Laternen und Kerzen der Stadt, und selbst auf 100 Vat Entfernung würde eine einfache Öllampe noch dieses fremde Leuchten in der Ferne überstrahlen.
Trotzdem ist es deutlich erkennbar und es verheißt nichts Gutes. Es währt nicht die ganze Nacht sondern verdunkelt sich mehr und mehr. Zwei Stunden vor dem Erstrahlen der Soa ist es nicht mehr auszumachen.
Am Morgen jedoch steigt dort fern im Nordwesten Rauch auf.
Nicht der dünne, flimmernde Hitzeschleier, der über einem ordentlichen Herdfeuer aus trockenem Holz zu sehen ist und auch nicht die weißgrauen Quellwolken über einem nassen Brand am Waldboden. Es ist ein schwarzbrauner Turm aus Asche, Rauch und Dunkelheit der da aufsteigt.
Zwei junge Männer, Tagelöhner oder Diebe, lehnen an einer verwitterten Mauer in der Nähe des Hafens und betrachten das ferne Schauspiel. "Sag was Du willst, aber ein echter Waldbrand qualmt nicht so bestialisch." kommentiert der eine. Der andere stimmt ihm nickend zu. "Hul, oder?" fragt er. Nun nickt der erste. Dann machen sich beide auf den Weg, zur Arbeit oder zum nächsten Einbruch.
Rußkissen
Ein kleiner Trupp von 6 schwer bewaffneter Soldaten blickt in Richtung der tuschelnden Tagelöhner.
Scheinbar reden die beiden nicht unüberhörbar.
Kurzerhand bekommen die beiden, gezielte Schläge ins Genick. Bei einem bricht es und bei dem anderen nicht. Mit einem Jutesack werden deren Köpfe und Gesicht verdeckt und eine Abbildung der Schandmaske ist auf den Säcken eingefärbt.
Die beiden Männer werden dann in eine Gasse gezogen und verschleppt...
In einer von den Häusern verdunkelten Gasse, sieht man auf dem erstenn Blick jemand beobachten und beim nächsten blinzeln, sieht man nur noch die ferne Stille.
Eier und Speck
Einzig und allein im Execudat, dem früheren Gericht, scheint man von diesen Vorkommnissen nichts mitzubekommen. Am frühen Morgen traut sich keiner der Mitarbeiter des Execudats, Shadur Adib davon zu unterrichten, was dort draußen am Himmel zu sehen ist, man wusste schließlich genau wie jähzornig dieser war, wenn er noch nicht gefrühstückt hatte. Und so werden ihm zum Frühstück Eier und Speck serviert. Doch die Laune des Sadus scheint auch nach dem Essen nicht die beste zu sein, so dass sich auch danach niemand traut, ihm davon zu berichten. Irgendwann im Verlauf des Vormittags fällt Shadurs Blick aber dennoch aus dem Fenster seines Arbeitszimmers auf die Rauchsäule über dem Metcha. Die Lederrüstung knarzt, als sich Shadur erhebt, um an das Fenster zu treten. Kurz starrt er hinaus auf das Meer, dann zieht er einfach die Vorhänge zu. Was man nicht sieht, das kann auch nicht existieren, denn niemand außer ihm schien das gerade gesehen zu haben. Sonst hätte man ihm ja schließlich berichtet. Beruhigt nimmt Shadur wieder an seinem Schreibtisch Platz und unterzeichnet das nächste Todesurteil. So viele Verräter.