Vorovis Hafenmarkt

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Abschied

Hel Nergal, Saturday, 27. November 2010, 04:15

„Landsleute, Vorovisianer!”: begann Hel die Trauerrede und stieß in diesem Moment das ganze, wohlerwogene Konzept seiner Rede um. Er spürte die Ergriffenheit, den Schmerz der Menschen rings um ihn und er verstand intuitiv, daß er die Herzen dieser Menschen erreichen mußte, sollte das Opfer, das so viele Familien in Vorovis gebracht hatten, nicht vergeudet werden. So ließ er seinen eigener Schmerz zu und die damit fiel die kühle Maske, die er so oft zwischen sich und die Welt zu stellen pflegte. Seine Stimme war rauh, als er fortfuhr und verriet mit jedem Wort seine Bewegtheit.
„Wir nehmen heute Abschied von geliebten Menschen, von Söhnen, Töchtern, Vätern, Müttern und Freunden. Sie sind von unserer Seite gerissen worden durch die Niedertracht einer kleine Gruppe Verräter. Ich weiß, daß es euch nur ein kleiner Trost ist, daß dieser Abschaum seiner gerechten Strafe nicht entgangen ist, denn auch ich trauere um meine Frau und einen Freund. Der Schmerz verstummt nicht durch Gerechtigkeit und lange werden wir an ihm tragen. Selbst das Wissen, daß unsere Brüder und Schwestern als wahre Vorovisianer mutig und entschlossen in den Tod gegangen sind, schmeckt uns jetzt nach Asche. Nichts kann die Leere füllen, die der Tod unserer Helden hinterlassen hat, schon gar nicht leere Phrasen und weihevolles Gerede. Aber wir, die wir am Leben geblieben sind, wir stehen in der Schuld derer, die für Vorovis gefallen sind. Denn Vorovis ist nicht allein der Herrscher, nicht die Regierung, nicht Stein und nicht Fahne. Ihr, ich, wir alle sind Vorovis, in unseren Herzen und in unserem Blut lebt Vorovis und unsere Landsleute sind für uns gestorben, für jeden Einzelnen von uns! Sie sind gestorben, damit Vorovis lebe. Ihr Opfer ist das Maß, an dem wir einst gemessen werden. Wir stehen in ihrer Schuld und wir sind verpflichtet uns ihrer Opfer würdig zu erweisen! Nehmen wir jeder für uns diese Verpflichtung an und ehren wir mit der gemeinsamen Anstrengung aus Tränen, Asche und Blut Vorovis stärker und gerechter erstehen zu lassen, ihr Opfer. Ihre Taten und ihre Namen sollen weiterleben, in unseren Herzen und in unseren Gedanken, damit wir die Kraft finden, Vorovis so zu dienen, wie unsere Brüder und Schwestern gefallen sind, aufrecht, unerschütterlich und treu bis in den Tod!”
Für einen langen Augenblick rang Hel mit seiner Fassung, bevor er weitersprechen konnte.
„Genug der Worte. Laßt uns Abschied nehmen. Sollen unsere Herzen aussprechen, wofür jedes Wort zu klein ist. Ruhet in Frieden!”
Tief verneigte sich Hel in Richtung der stummen Toten unter den blutroten Fahnentüchern.

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