Einige Worte zum Geleit (ooc-Forum)
Liebe Spieler,
es ist ja nicht so sehr häufig, dass ich mich zu Wort melde, da meine Arbeit mehr im Hintergrund und in der Beratung/Absprache mit den SLs liegt und ich nicht in der eigentlichen Spielleitung aktiv bin. Dennoch möchte ich zu den aktuellen Geschehnissen einige Worte hinzufügen, um eure Bedenken vielleicht ein wenig zu mildern und Mut zuzusprechen.
Ursprung dieses Textes war eine Antwort auf eine Mail von Spielern aus Estichà, aber die Bedenken und Fragen dürften eigentlich bei allen die selben sein, und so möchte ich offen antworten.
Der aktuelle Plot, der alle Spielstädte betrifft, ist in der Tat ungewöhnlich für CHR und so auch noch nie dagewesen. Hinter dem ganzen Geschehen stehen umwälzende Ereignisse im Röhrenmantel, die sich auf das gesamte Mradoshan auswirken. Ooc gesprochen gibt es für diesen Plot mehrere Gründe, wir wissen dass es für die Spieler nicht einfach ist, gerade weil sie von manchen Dingen Abschied nehmen müssen. Es ist nicht auszuschließen, dass einige Spieler sich wegen des Plots vom Spiel abwenden, aber langfristig bleibt keine Alternative, da das Spiel ansonsten weiter ausblutet, sich die Spieler verlieren und auch die SLs nicht die Spieldichte bieten können, die notwendig ist, um die langfristige Zukunft des Spiels zu sichern.
Es gab Einwände, dass NPCs eine zu große, plotbestimmende Funktion einnehmen. Bei diesen Ausmaßen des Plots ist es leider unvermeidlich, dass NPCs eine wichtige Rolle spielen, immerhin setzen ja ganze Nationen ihre Armeen ein. Solch umwälzende Ereignisse können von einzelnen Spielercharakteren auch nicht mehr gesteuert werden, wohl aber beeinflusst. Wir wollen da keinen falschen Eindruck entstehen lassen und klar sagen: Darauf, ob Städte oder Nationen weiterbestehen oder untergehen, haben die Spieler keine direkte Einflussmöglichkeit. Zum einen steht hinter den Ereignissen eine ooc-Notwendigkeit, aber auch ic wäre es nur begrenzt realistisch.
Dennoch widerspricht die Existenz eines groben Handlungsrahmens, innnerhalb dessen sich die Charaktere bewegen und handeln, weder dem Spielprinzip Chrestonims noch ist es richtig, zu sagen, egal, was ich mache, es läuft eh so ab wie geplant. Der Rahmen des Spiels ändert sich für die einen stärker, für die anderen weniger stark, im Kern ist und bleibt jedoch das Rollenspiel. Chrestonim ist kein Strategiespiel, sondern in erster Linie ein Rollenspiel. Die Charaktere werden gerade Zeuge von umwälzenden Ereignissen und müssen Brüche und Schnitte in ihrem bisherigen Leben hinnehmen. Ihr habt recht, wenn ihr glaubt, dass die Frage nicht lautet, ob die Ereignisse durch Spieler-Eingreifen aufgehalten werden können oder nicht. Die Fragen lauten: Wie reagiert mein Charakter auf die Ereignisse, wie steckt er die Katastrophen weg, wie entwickeln sich die Beziehungen zu den anderen Charakteren, welchen Platz nimmt er in den neuen Verhältnissen ein und wie überlebt der Charakter überhaupt die nächsten Wochen, Monate, Jahre? Darin herrscht volle Handlungsfreiheit. Der Konflikt ist die Kulisse, vor der eure Charaktere handeln, und die Schicksalsschläge laden dazu ein, sich zu fragen, wie mein Charakter darauf reagiert, welche Narben er davonträgt und wie diese Katastrophe sein künftiges Leben prägt - Rollenspiel.
Über die Existenz einer Nation können die Charaktere hier nicht entscheiden (wohl aber die Zukunft gestalten und prägen). Aber die Charaktere entscheiden nach wie vor über ihr persönliches Schicksal, über Leben und Tod von sich und auch oftmals ihrer Mitcharaktere, über ihre Beziehungen, ihren Platz in der Welt und den Charakter ihrer Spielfigur. Bei manchen ist der Rahmen dafür enger, bei manchen weiter.
Für einige Spieler (hier vor allem Vorovis, das Gesagte gilt jedoch für alle Spieler, deren Charakteren möglicherweise hart mitgespielt wird) ist der Schnitt besonders hart und es fällt uns auch nicht leicht. Ich kann mir vorstellen, dass euch der Plot als Willkür vorkommt, als Arschtritt für das, was ihr bisher gespielt habt und als Zerstörung eures Spiels. Es sei noch einmal daran erinnert, dass die Ereignisse langfristig die Existenz des Spieles sichern sollen - und damit auch eurer Charaktere. Das hohe Tempo der Ereignisse und die geringe Zeit zu reagieren ist vielleicht als Respektlosigkeit eurem Spiel gegenüber rübergekommen, das war jedoch nicht beabsichtigt. Die Ereignisse sollen nur so zügig wie möglich umgesetzt werden, damit der Plot nicht aufgrund von Langatmigkeit versiegt und mehr Zeit für die Zukunft bleibt. Eine Zukunft, die auch den Spielern aus Vorovis gehören soll, die bisher etwas abseits des Spielverlaufs standen. Bitte versteht den SL, der die Ereignisse betreut, nicht als euren Gegenspieler, sondern als einen Partner, der eure Charaktere durch die Ereignisse, wie auch immer diese aussehen werden, begleitet und euch hilft. Ich weiß, das ist nach der gefühlt respektlosen Zerstörung des bisher Erspielten schwierig. Das Gefühl der Machtlosigkeit den Ereignissen gegenüber ist demotivierend, das ist uns klar. Und dann kommt alles auch noch so schnell, dass der Bruch extrem groß ist. Ich persönlich würde mich freuen, wenn die Spieler von Vorovis und selbstverständlich auch alle anderen Spieler, die durch große Verluste frustriert sind, gemeinsam mit der Spielleitung daran arbeiten, die Übergänge für jeden einzelnen Charakter schlüssig auszuarbeiten, als Partner, um die oben beschriebenen Fragen des Rollenspiels (Wie reagieren die Charaktere, wie werden sie durch die Ereignisse geprägt, was geschieht mit den Beziehungen der Chars untereinander) zu klären und das eigentlich Wertvolle (die Charaktere und ihre erlebte Geschichte) durch diese röhrenweite Erschütterung zu führen. Wir wollen euch dabei haben, mit euch spielen und euch als Teil der großen Geschichte der Röhre integrieren. Auch wenn euren Handlungsmöglichkeiten im großen Rahmen wie bei allen anderen Spielern auch Grenzen gesetzt sind, gilt, dass das bisher in eurer Stadt Gespielte gültiger Teil eurer Charaktere ist, dieser Teil mit Achtung behandelt zu werden verdient und euch mit in die Zukunft begleiten soll, auch wenn diese anders aussieht als erwartet oder erhofft.
Die Zukunft hält spannende Dinge bereit und wir möchten auf die Beiträge der Gilgater, Estichaner und Vorovisianer, die alle ihren eigenen Stil haben, dazu nicht verzichten. Auch wenn der große Ablauf der Ereignisse zu gewaltig ist, um durch Spielerhandlungen völlig verändert zu werden, so bestimmen eure Handlungen doch direkt die Zukunft eurer Charaktere, eurer Mit-Charaktere und über das Ausmaß der Folgen dieser historischen Geschehnisse, die der Welt ihren Stempel aufdrücken, deren Zukunft und weitere Entwicklung aber nach dem Knall von euch geprägt werden soll. Deshalb der Aufruf: Macht die Ereignisse zu einem dramatischen Teil eurer Charaktere, boxt sie durch, lasst diese röhrenweite Katastrophe auf sie wirken und sendet Impulse in die Story aus, schaut, wie sie sie verändern und lasst eure Charaktere daran wachsen und an Tiefe gewinnen.
Liebe Grüße & Danke, dass ihr Teil von Chrestonim seid,
Willi
Einige Worte zum Plot
Na schön, dann diskutieren wir es eben hier, statt per Mail. Als einer der im Moment wenigen direkt beteiligten Spieler bin ich ungelogen vermutlich sogar ein wirklicher Fan dieses Plots. Ich sehe darin sowohl für meinen Charakter wie auch für das Spiel als Ganzes gewaltige Gestaltungschancen und -Möglichkeiten, ABER (!) man kann durchaus über den Stil und die Art und Weise der Plotumsetzung diskutieren. Für mich gibt es im Moment nur jedoch einen Punkt, der wirklich stört.
Für den Spielleiter mag so ein Plot sehr anstrengend bisweilen auch sehr fordernd oder gar überfordernd sein, das ist verständlich und darauf muss man Rücksicht nehmen. Wenn jedoch nun offensichtlich Mails nicht richtig gelesen werden und beispielsweise NSC-Elemente, die unter der Verfügungsgewalt meines Charakters stehen - daher auch von mir gespielt werden -, irgendwelche vom SL fälschlich beschriebenen Manöver vollführen, von denen mein Charakter aus vorangegangener Erfahrung weiß, dass sie mit drastischen Konsequenzen einfach nur schief gehen müssen, er eben genau um das unter allen Umständen zu vermeiden vorsorglich anderes befiehlt, und es kommt trotzdem zu diesem unangenehmen Knall, besteht für den SL immer noch die Möglichkeit, dies zu korrigieren. Denn der SL hat einen Fehler gemacht. Er hat ja etwas beschrieben, was nie gespielt wurde, der Logik sogar fundamental widerspricht. Was ja an sich nicht weiter schlimm ist. Fehler passieren. Man kann diese schließlich sogar meist ic im Rahmen des Plots geschickt mildern oder ins Gute verkehren. Zumal wenn man darauf ic(/ooc) dezent hingewiesen wird. Unterlässt der SL diese Korrektur allerdings, sondern bestätigt den katastrophalen Ausgang, ist das nicht ok.
Dann zeigt mir das, so wie der Plot derzeit umgesetzt wird (SL spielt den Gegenpart UND entscheidet zugleich über Erfolge und Misserfolge), funktioniert er schlicht aus Kommunikationsgründen nicht. In dem Fall muss man es tatsächlich nach dem Prinzip "Spieler vs. Spielleiter mit einem weiteren übergeordneten, entscheidungsbefugten SL" ausspielen. Das dauert vermutlich länger, vermeidet allerdings auch solche Situationen, die zu unnötigem Streit oder Frust führen können. Allerdings meine ich, man kann den Plot prinzipiell schon so weiter spielen wie bisher auch, solange der SL eben in der Lage ist, Fehler zu korrigieren, der Logik zu folgen und auch – und das finde ich sehr, sehr wichtig - auf für ihn unerwartete Umstände einzugehen, selbst wenn ihm das nicht gefällt.
Was passiert?
Noch eben für gelegentlich mitlesende Aussenseiter:
Was passiert denn gerade und wo kann ich das nachlesen?
Grüsse aus der Vergangenheit,
Jemrijà