Estichà Unterer Markt

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Gegen Ende der Stunde der Kelida

Ein Unbekannter @, Tuesday, 02. April 2002, 02:53


Noch immer scheint das trübe Licht der Nacht durch die Gassen und Straßen Estichàs. Die letzten Nachschwäremer haben sich schon längst in die Betten verzogen, die ersten Marktweiber drehen sich nochmals um und genießen die letzten Minuten der ruhigen Nacht.

Doch auch diesmal war die Nacht nicht wirklich ruhig. Nicht für den, der im Hafengebiet durch die Gassen kraucht und stöhnt. Seine Eingeweide schleifen irgendwo unter ihm über den Boden und sein Gehirn sagt ihm, daß er Yorom näher ist als Mehdora. Er starrt aus glanzlosen. gebrochenen Augen nach vorn, nach oben, sein Geist bittet wortlos und mit einem Seufzen um Gnade, doch niemand ist zu sehen. Röchelnd bricht er schließlich zusammen, schwer atmend, eigentlich mehr tot als lebend.
Nicht nur, daß seine Ohren nicht mehr am Kopf sind oder daß seine Zunge mit einer Zange herausgerissen wurde. Das Schlimmste ist, daß man ihm die Haut abgezogen hat. Der Mann, wohl ein Mensch, röchelt etwas und schaut auf seine Hände, deren Finger fehlen. Genau wie seine Zehen. Auch wenn er lebt, weiß er, daß er eigentlich nicht mehr lebt. Doch wie in einem letzten Aufbäumen seines schwindenden Willens stützt er sich mit seinen blutigen Stümpfen wieder ab und schabt seinen Körper weiter vorwärts, fast, als könne er erreichen, daß er noch einmal das Tageslicht erblickt, ehe die letzte Nacht und die Kälte ihn umfängt. Die butige Spur, die er hiner sich herzieht, wird wieder ein paar Vat länger.
Dann durchflutet Sonnenlicht die Straßen und Gassen der Stadt, die nun zum Leben erwacht.

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