Estichà Unterer Markt

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Die Früchte der Bäume Estichàs

Sohn des ehrwürdigen Sholjakoo-Erbes @, Monday, 01. April 2002, 15:56


Vesana legt ihren Mantel auf das Land zwischen den Bergen von Sanescya und dem Votràyis-Gebirge. Eine leichte Brise fällt von Osten die satten grünen Hügel herunter und treibt den Duft zartweißer Blüten der Chyepea-Sträucher vor sich her. Eine kleine Karavane kommt gerade noch rechtzeitig über den Pfad Evetos aus Lidraja, bevor die Torwache die mächtigen Verriegelungen in Bewegung setzt und nur mehr ein kleines Türchen die Bewohner der umliegenden Höfe hinausschlüpfen lässt. Wer sonst will in der Nacht schon die Stadt verlassen? Der Schutz der Mauern vor den Untieren des Dschungels mag keine redliche Seele missen.

Redliche Seelen... davon gibt es genug in der Stadt. Ehrbare Bürger, Patrizier und Handwerker. Tagelöhner, Händler und Gelehrte der Tempel. Sie alle bilden den Grundstock, auf dem diese Stadt aufgebaut ist. Doch sind nicht nur solche unter den Bewohnern.

Nein, einige düstere, bösartige und verschlagene Geschwüre, welche sich am Busen der Perle des Westens nähren, sind unter ihnen. Sie morden, rauben und richten nach ihren eigenen Gesetzen.

In der Oberstadt, unweit der stolzen Tempel und der prunkvollen Häuser alteingesessener Familien, deren Reichtum den Ihren ein angenehmes Leben über den Dächern der restlichen Stadt beschert, steht schon seit vielen Jahrzehnten ein mächtiger Feltrisbaum. Stattliche 15 Vat mag er messen und selbst die Alten behaupten, dass er schon ewigen Zeiten hier stehe. Seine schmale, schlanke, kegelförmige Form und die steil in die Höhe wachsenden dichtbelaubten Äste, deren Blätter schwärzlich rot sind, verbergen den Stamm schon ab einer Höhe von etwa einem Vat.

Den halben Tag über, schweben schon majestätisch einige Coyenàgeier über dieser Stelle in der Oberstadt. Das mag nicht weiter auffallen, doch der abergläubische Bewohner verbindet mit diesen Tieren schreckliche Vorboten - böse Omen.

Nun, da es dunkel wird senkt sich einer der Vögel und landet auf dem weitläufigen Rasen, der den einzelnstehenden Baum umgibt. Weitere Tiere folgen dem zweieinhalb Vat an Spannweite messenden Aasfresser und hüpfen krächzend an den Baum heran. Dann schwingt sich der kleine Schwarm aus einer Handvoll Tieren mit mächtigen Schwingenschlägen in das Geäst des hölzernen Schattenspenders.

*Krah...Krah....Krah*

Das Rascheln der Blätter und das aufgeregte Krähen der Tiere vermischen sich mit den Schlägen des Hostinosgongs der jhana Mra-Aggar ankündigt, worauf hin das Delvanfeuer des Himmels erlischt... so wie jeden Tag.

Doch es ist nicht wie jeden Tag, hier im feinen Stadteil der Oberstadt. Die Geier ziehen einen Kadaver aus dem Baum auf den Rasen hinaus.

Einige flanierende Bürger staunen nicht schlecht, als mitten in der Stadt wilde Tiere ein Festmal zu halten gedenken. Noch dazu an einem ... bei Yorom, es ist ein Mensch!

Der stattliche Sohn des ehrwürdigen Sholjakoo-Erbes, der gerade mit seiner Versprochenen von einem Tet-a-Tet zurückkehrt, schwingt seinen Spazierstock und versucht die hungrigen Bastarde zu verjagen.

"Zu Hilfe, Wache - Grade, schnell!!!" Dein Blick fällt von den Tieren und dem Stockschwinger auch immer wieder auf den Kadaver. Er ist aufgeschnitten, vom Kopf bis zum Unterleib. Und er ist ausgenommen wie ein Fisch.

Wie ein Fisch...

Die Schädeldecke fehlt ebenso wie sein Gehirn. Das Rückgrad, die Rippen und Gedärme sind auch nicht vorhanden. Man kann diesen Fund fast nicht als Menschen identifizieren, da vom Oberkörper nur mehr die fleischige Hülle vorhanden ist von der sich die Aasfresser nicht so leichtfertig trennen wollen - blutige Happen aus dem Toten schlagen. Ein anderer Geier kommt mit einem blutigen Stück im Schnabel aus dem Gehölz - da ist wohl noch mehr verborgen.

Wenige Stunden zuvor, so hört man nun - ist ein Herz aufgehängt an einem Sintrambaum in der Unterstadt gefunden worden. Da hatte sich wohl ein Lausejunge einen Streich mit einem bestohlenen Metzger geleistet? Mit dieser Erklärung tat zumindest der Finder die Entdeckung ab und brachte das nicht mehr ganz so frische Stück seiner Frau, um davon eine herzhafte Köstlichkeit serviert zu bekommen. Gekochter Herzeintopf gibt es auch nicht alle Tage bei den einfachen Leuten.

Im Laufe der Nacht werden neue grausige Funde zutage gefördert. An einigen Bäumen der Stadt aufgehängt, wird man die restlichen Eingeweide der Leiche finden, die die Reste einer Stadtwacheuniform trägt. Blutbeschmiert und zerfetzt. Ein Fähnrich möglicherweise....

<i>Und nachdem der Siebte gefallen ist, wird sich Stille ausbreiten über der Stadt und auf die Ruhe folgt der Sturm. Der Sturm wird die Stimme des Falken sein und er wird vernichtender hereinbrechen als jemals zuvor.</i>

... zum fünften Mal.

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