Es war wieder einer der Tage, an denen man sich wünschte im Bett geblieben zu sein. Mühsam hatte La'hrs sich von seinem Lager eroben und ging zu der Waschschüssel, die auf einem kleinen hölzernen Tischen am Fenster stand. Das er sich dabei das linke Bein an einem Stuhl stiess, verbesserte seine Laune nicht gerade. Grummelnd fuhr er mit den Händen in das kühle Nass und wusch sich das Gesicht. Das eisige Wasser passte von seiner Temperatur hervoragend zur Gemütslage des Kommandanten. Er sah in den Spiegel. Kleine Wassertropfen glitten über die wettergegerbte Haut und tropften von seinen Bartstoppeln zurück in die Schüssel. Die grünen Augen sahen ihn finster an, obgleich ein helles Feuer in ihnen brannte. Bei den Göttern, was war er nur für eine widersprüchliche Gestalt! Das lange schwarze Haar hing zottelig über seine Schultern und er verzog den Mund, als er es mit einer Bürste zähmte. Bevor Blaut'hann sich den Bart schabte, machte er seine gewohnten Leibesübungen und wusch den Rest seines Körpers. Ein Blick fiel auf die lange Narbe an seinem rechten Bein. Breit und rosig zeugte sie von seiner "Heldentat", als er hier in Estichà als Fähnrich diente. Ja, vielleicht hatte er sich damals selbst als Held gesehen, doch die Zeit und seine Erfahrungen in derselbigen haben ihn zu einem anderen Schluss kommen lassen. Er hatte einfach nur Glück. Glück, das er dem zähnestarrenden Maul einer riesigen Echse entkommen war, Glück, das er in Gilgat in den Offiziersstand erhoben wurde...Glück, als er zwei Attentäter tötete, Glück als er zum Kommandanten der Garde Gilgats wurde. Doch wie jeder wusste, war Glück, wie die Liebe, eine verdammt vergängliche Sache. Irgendwann war es vorbei. La'hrs fragte sich, wann es wohl bei ihm soweit wäre. Er forderte es ja gerdezu heraus. Das Duell mit Detori Anara stand noch an. Zu einem weiteren, gegen einen Ritter des Delvan oder weiss Gott noch härteren Gegner, hatte er sich für einen einfachen Mann freiwillig gemeldet. Auch hier hatte er Glück...es wurde von der Priesterschaft unterbunden.
In Gilgat standen die Dinge nicht gut. Er besass keine offizielle Rückendeckung und musste auf eigene Faust für Recht und Ordnung sorgen. Selbstverständlich stiess der Mann dabei nicht auf die Zustimmung des Volkes, doch es wollte auch nicht einsehen, dass hartes Durchgreifen manchmal der einzige Weg war, eine gewisse Ruhe zu gewährleisten. nun war er also hier...er suchte nach Hilfe und bot welche an. Er musste für Sicherheit aus anderer Richtung sorgen, erst dann hatte er Gelegenheit, sich um den Sumpf in seiner Stadt zu kümmern. Mit Feuer und Schwert wenn es sein musste!
Es wäre ein leichtes, seine Waffe zu nehmen und ein paar Individuen aus dem weg zu räumen, doch hatte dies meist einen unangenehmen Nebeneffekt...man wirde verachtet. Ausserdem würde es nur seine Gegner bestätigen...er sei brutal und nur zum Abschlachten gut. Niemand vermutete in ihm einen Mann, der sehr gerne in Ruhe spazierengehen würde....wenigstens einmal am Tag. Der gerne nachdachte...der...nein er war "Blauhannes der Schlächter".
Aber was interessierte es ihn, was andere dachten...viel...nein nichts....langsam zog er sich an...Rüstung, Uniform, Mantel. Dann steckte er sich den Zierdolch, ein Geschenk, an den Gürtel und nahm die Sichellane von der Wand. Festen Schrittes verliess La'hrs seine Unterkunft. Er ging hinaus auf die schon belebten Strassen zum Stall seines Karkechs. Behende schwang er sich in den Sattel und trabte an...gerade sitzend, den Kopf erhoben...niemand ahnte, das er vor Minuten noch den Mann schmähte, der er war...nein, jeder sah den Kommandanten einer anderen Stadt, stolz und selbstsicher wie immer....so wie er war...La'hrs Blaut'hann....

(...ooc: ich war gerade in etwas depressiver Stimmung...es ist nur ein JustforFun Posting...:o) )