Die Hochzeit von Jackielea und Pet Charmain im
Am Tag der Hochzeit von Jackielea und Pet ist das Innere des Tempels für die Zeremonie festlich geschmückt. Schon die Gänge auf dem Weg zur Tempelhalle zeigen sich herausgeputzt und verziert für das Ereignis: An den Säulen sind lange Blütengirlanden angebracht, die herrlich duften. In jeder Fensternische stehen eine Vielzahl von weißen, grünen und lilafarbenen Leuchten, die die ganze Halle in ein wundervolles Farbenspiel tauchen. Die Wände der Gänge sind mit großen Seidendecken geschmückt, auf denen Abbilder der unzähligen Lebewesen Chrestonims zu finden sind. Hier und dort stehen Blumenbouqets, in denen verschieden Kristalle eingeflochte sind, die geheimnisvoll glitzernd zwischen den Blüten hervorblitzen.
Die große, zentrale Tempelhalle der Mehdora hingegen ist kaum wiederzuerkennen: es scheint, als ob Mehdora einen Tropfen der Lebensessenz selbst in die Halle geschleudert hätte und dieser mit einem bunten, wirbelndem Knall zerplatzt sei um alles mit ihrer schillernden Macht in einen Ort der sinnverwirrenden Vielfältigkeit zu verwandeln. Über und über mit Blüten bedeckte Ranken schlingen sich um die Säulen der Halle, blicken mit ihren großen, einzelnen, von Blütenblättern umgebenen Augen fröhlich strahlend auf die versammelten Gäste hinab oder spielen mit ihren nicht zu begreifenden Symmetrien und ihrem mal betäubend-herben, dann wieder lieblich-frischen Duft mit den Sinnen der fröhlichen Gesellschaft. Der Boden der Halle ist bedeckt mit Blüten und voller Blätter stehenden Zweigen, weich und sanft knisternd und raschelnd federt jeder Schritt auf diesem dichten, von der Natur geflochtenen Teppich und ein kraftvoller, leicht harziger Duft geht von ihm aus.
Die Gäste stehen in lockeren Reihen beieinander und spannen zwischen sich eine großzügige freie Fläche auf. Die Priesterschaft der Mehdora ist kaum wieder zu erkennen, denn alle, die nicht schon zu alt für solcherart Göttinnendienst sind, sind in bunte, mal enge, mal weit flatternde Gewänder gehüllt, immer wieder einen Blick auf ein Stück Haut, Fell oder Schuppenhaut freigebend. Zahllose bunte Schmuckstücke, wenn auch von wenig Wert, so doch umso schillernder und exotischer tragen die Priester und Novizen an ihren Körpern und alle haben sie ihre Gesichter, Körperglieder und Leiber bemalt mit grober, kräftiger Farbe, vielfältige Muster sind zu sehen, von Darstellungen von Vögeln und Vierbeinern, Schlangen und Fischen bis hin zu weit verschlungenen, vor dem Auge verschwimmenden Mustern. Langsam füllt sich die Tempelhalle mit den Gästen. Aber auch eine Vielzahl der Einwohner Estichas, die nicht zur Hochzeit geladen sind wollen die Zeremonie nicht verpassen. Bald ist die Halle so mit Leuten gefüllt, dass nur noch der Mittelgang frei ist.
Als die Halle schließlich so voll ist, dass keiner mehr hineinzupassen scheint, schwingen die mächtigen Flügel eines der hohen Portale der Halle auf und ein etwas nervöser wirkender Pet folgt vier festlich gekleideten Novizinnen in die große Halle des Lebens. Pet trägt einen offenbar neuen, über und über mit Ornamenten und Prägungen verzierten Prunkharnisch aus glänzendem Leder. Während er gemäßigten Schrittes durch die freigehaltene Gasse schreitet nicken ihm viele Bürger aufmunternd und anerkennend zu, obwohl viele ihn überhaupt nicht persönlich kennen.
Vor dem Altar hält die kleine Prozession inne und Pet blickt erwartungsvoll auf die rückwärtige Seite der Halle. Dort erfüllt ein prachtvoller Garten
ein weitläufiges Atrium, doch zwischen einigen der mittigen Säulen verwehren weite, bestickte Tücher den Blick auf das, was sich dahinter verbirgt.
Die wild bemalten und ständig sich im Takte der langsam steigernden, ekstatischer werdenden Musik tanzenden Novizen und Novizinnen der Mehdora und auch der Mra-Aggar stimmen einen merkwürdigen Gesang an, immer wieder tänzeln sie aus der Reihe und fegen drehend über den bedeckten Boden und als im Takt einige der Tänzer hell aufjauchzen, wird der Vorhang zu Seite gerissen und gibt der dahinter befindlichen Gruppe den Weg frei. Voran schreitet, königlich erhaben wie ein schlanker, himmelsstürmender Tanyuc-Baum umgeben von wildem, unzähmbarem und umso prachtvollerem Dschungelgeflecht, Hohepriesterin Jorrael na Shao. Ihr Hohepriesterinnengewand fängt das Licht, das durch die Fenster der Halle bricht ein, läßt es schillernd über den wallenden Stoff tanzen und es erzgrün und erzviolett leuchten. Prachtvolle Stickereien eilen in immer neuen Mustern über das Gewand, schmeicheln den weiblichen Formen ihres schlanken Leibes und eine mit bunten, in prächtigem grün leuchtenden Federn besetzte Mitra mit einem Reif aus purem Gold krönt ihr edles, vollkommen kahlgeschorenes Haupt und tritt in reizvollem Kontrast zum schwarzbraunen, warmen Farbton ihrer Haut. Ein sanftes Lächeln liegt auf ihren vollen, weiblichen Lippen und ihre großen, glutvollen Augen verleihen ihren schmalen Gesichtszügen mit den hohen Wangenknochen eine nur schwer faßbare, geheimnisvolle, doch darüber hinaus überaus weibliche Exotik.
Doch nicht um sie geht es heute, sondern um die junge Frau schräg hinter ihr:
Jackielea schreitet, umrahmt von vier Novizzinen, die allesamt in smaragdgrüne Gewänder gekleidet sind in die Halle hinein. Ihr Kleid ist aus feinsten smaragdgrünen, glänzenden Leder und reicht bis zu ihren Fesseln. Der Rock fällt weich und fließend und umspielt ihre zierliche Figur. An
beiden Seiten ist es bis zu den Oberschenkeln geschlitzt, so dass bei jedem Schritt Jackieleas wohlgeformte Beine sichtbar werden. Das Oberteil ist trägerlos als eine Corsage gearbeitet und gibt einen verführerischen Blick auf ihre makellosen Schultern frei. Lange ebenfalls smaragdgrüne Handschuhe aus dem gleichen Leder bedecken Jackies Arme. Um die schlanke Taille hat sie einen lilafarbenen breiten Ledergürtel, der ihre ohnehin zierliche Figur fast schon zerbrechlich wirken läßt. Aber ihre anmutigen Bewegungen lassen auch gleichzeitig die Kraft spüren, die in ihr steckt. Ihr Hals ist mit einem breiten, seidenen, ebenfalls lilafarbenen Halsband geschmückt, das durch eine flache kugelförmige Spange gehalten wird. Das seltsame Material fäng auf wunderebare Weise die Lichreflexe ein, so dass der Zuschauer den Eindruck hat, als würde ein kleines Feuerwerk aus Farben daraus hervorsprühen. Um die Schulten trägt sie einen feinen durchsichtigen lilafarbenen Seidenumhang, der bis auf den Boden reicht. Auf ihren prächtigen Locken ist eine kleine Krone befestigt, die mit einem feinen Schleier, ebenfalls aus durchsichtiger lila Seide verbunden ist. Der vordere Teil des Schleiers bedeckt ihr Gesicht, während der hintere über ihre Locken fällt.
Die Prozession wird auf ihrem Weg von den wild und scheinbar völlig ausser sich geratenen Tänzern und Tänzerinnen begleitet. Wie aberissene Blätter zur Zeit des Großen Sturms wirbeln sie über den Bogen, durchstoßen den schnellen Takt der Musik mit hellen Rufen, der aus ihren keuchenden Kehlen bricht, drehen und winden ihre bunt bemalten Leiber und preisen so voller Ekstase und tiefer, erfüllender Hingabe die Kraft des Lebens, die Kraft Mehdoras und ihrer allmächtigen Mutter Mra-Aggar.
Die Gruppe mit Jorrael und der Braut Jackielea wirken wie ein Pol der erhabenen Ruhe inmitten dieses Wirbels aus Farben, Tönen, Schreien und schnellen, rhythmischen Bewegungen, als sie den Altar erreicht. Jorrael nimmt Jackieleas Hand und führt sie die letzten Schritte zum Altar neben Pet.
Jackie hebt ihren Gesichtsschleier und lächelt Pet glücklich an. Jorrael steigt die Stufen zum Altar hinauf und als sie die Hände hebt, bricht die ekstatische Musik mit einem mal ab und die letzten Töne und Trommelschläge verlieren sich in der Weite der zentralen Halle.
"Wir alle begannen unser Leben als fruchtbarer Same im reichen Feld unserer Mütter, so wie auch unsere Mütter ihr Leben begannen, unsere Großmütter, wie all unsere Ahnen. Das Leben ist ein rauschender Strom ohne Ende, es durchbricht den härtesten Stein, es überwindet jedes Hindernis, es erfüllt die Erde, das Wasser, die Luft, das Leben, dem Mehdora vielfältige Gestalt gibt, ist die reinste Form des strahlenden Lichtes der Allmächtigen, der Herrin Mra-Aggar, die alles durchdringt, alles erfüllt und in uns das tanzende, glückbringende Licht des Lebens entfacht hat.
Ihr tragt es in Euch, Du, Jackielea und Du, Pet. Du spürt es in Dir brennen und aufflackern, Jackielea, wenn Pet Dich berührt, und Du kannst es spüren Pet, wie es in Deinem Inneren aufleuchtet und höher tanzt, wenn Du das Lächeln auf Jackieleas Gesicht siehst. Und Ihr beide könnt es sehen, wenn Ihr Euch gegenseitig in die Augen blickt. Das Licht des Lebens erfüllt Euch, es hat Euch zueinander geführt und es will aus Euch herausbrechen, für jeden in Glück erstrahlen und es will, dass Ihr es weitergebt, Mra-Aggars höchstes Geschenk.
Mehdora, unsere Göttin, will, dass Euer Licht sich vereinigen möge, es hell erstrahlt und aus Eurer Mitte neues Leben entstehe, denn dazu gebt Ihr mit diesem Tag Euer gegenseitiges Versprechen."
Jorrael wendet sich Pet zu. "Pet, bist Du bereit, Dein Leben, das in Dir glüht und tanzt, in Dir pulsiert und Dich erfüllt, mit Jackielea zu teilen?"
Pet blickt zu Jackielea und nach einer für sie fast schon unerträglichen Zeitspanne, nickt er lächelnd und sagt mit fester Stimme.
"Ja. Ich bin bereit."
"Jackielea, bist Du bereit, Dein Leben, das in Dir funkelt und lodert, in Dir strahlt und Dich durchflutet, mit dem von Pet zu vereinigen und so ein neues, helleres Licht zu entfachen und es an Eure Kinder weiterzugeben?"
Jackieleas Leuchten in ihren Augen verrät die Antwort eher, als dass die Worte ausgesprochen sind. Mit nur einem kleinen vibrierenden Unterton sagt sie mit fester Stimme deutlich vernehmbar.
"Ja, ich bin bereit."
Auf ein Zeichen Jorraels hin wenden sich die beiden zueinander und ein strahlendes Lächeln tritt auf ihre Gesichter. Pet zieht aus seinem Wams zwei funkelnde goldene Ringe hervor. Zärtlich umfasst er Jackieleas Hand und steckt ihr den kleineren der beiden an den Ringfinger.
"So wie dieser Ring endlos ist, möge auch unsere Liebe nie enden."
Jackielea nimmt Pet den 2.Ring aus der Hand und schiebt ihn ebenfalls auf den Ringfinger von Pets rechter Hand.
"So wie diese Ringe von Medhoras Licht erleuchtet werden, möge auch unsere Liebe immer hell erstrahlen."
Bei der Berührung ihrer Hände scheint das Paar die Welt um sich herum zu vergessen. Als sie sich langsam einander nähern, setzen Trommeln ein, erst langsam, doch je näher sich ihre Gesichter kommen, desto schneller wird der Takt. Die Tänzer und Tänzerinnen beginnen sich sanft zu drehen, werfen, wie in Erwartung einer Explosion die Arme in die Höhe, die Hände heftig schüttelnd, das Trommeln steigert sich zu einem Wirbeln, je näher sich die Lippen der beiden kommen, und als die beiden sich schließlich in einem Kuß umschlingen, erfüllt Jorraels heller Ruf "So sei es!" die Halle und mit einem gewaltigen Schlag setzt eine wilde Musik laut und ungestüm ein, die bunt bemalten Tänzer brechen wie toll aus ihren Reihen, Blätter und Blüten wirbeln durch die Luft, die Gäste jubeln und applaudieren, Priester ziehen sie aus den geordneten Reihen und beginnen mit ihnen zu tanzen und schließlich löst sich die ganze Gästeschar in buntem Tanzen und Feiern.
Eine ganze Weile dauert es, bis die beiden sich wieder von einander gelöst haben und wie berauscht in den Trubel eintauchen. Tanzend und jubelnd verläßt die Menschenmenge den Tempel. Die geladenen Gäste ziehen in einer ausgelassenen Prozession zum Gildenhaus, wo das Festmahl und eigentliche Feier stattfinden soll.
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