Am späteren Abend...
... wartet Can Tho vor der Wachstation auf Skera. Als sie herauskommt,
bietet er ihr höflich einen Arm, und sie hängt sich bei ihm ein.
Sie gehen eine Weile schweigend nebeneinander her, eher schlendernd und
langsam. Schließlich räuspert Can Tho sich.
"Ihr solltet ein bißchen mehr über mich erfahren. Nicht alles, nein,
beileibe nicht alles, aber ein wenig." Wieder schweigt er, es scheint ihm
nicht leichtzufallen - oder er weiß nicht, wo er beginnen soll... Skera
sieht ihn nur an, sagt aber nichts. "Ich bin Cherja in der Armee der
Allianz. Einer der Cherja meines Vaters, eines Generals, und sein
Stellvertreter und Erbe, um genau zu sein. Für diese Aufgabe wurde ich
geboren und erzogen. Ich habe noch einen jüngeren Bruder und drei
Schwestern, doch nur mein Bruder dient ebenfalls und ist Cherja wie ich -
meine Schwestern sind mittlerweile verheiratet und haben Kinder." Er sieht
sie einen Moment an. "Dieser Rang dürfte, grob gesagt, Eurem Generalleutnant
entsprechen. Ist das hoch genug für Euch?" Seine Stimme läßt sein breites
Grinsen ahnen, doch er wird schnell wirder ernster. "Ich wurde praktisch
schon bevor ich laufen konnte in verschiedenen Kampftechniken ausgebildet
und bekam Holzschwerter als Spielzeug geschenkt. Seit ich fünfzehn bin,
diene ich in der Armee. Ich habe für meinen Vater viele Schlachten
geschlagen und nur wenige verloren. Und eine der ersten Lektionen - und die,
die mir beinahe täglich gepredigt wurde in jenen ersten Jahren - war, mich
versteckt zu halten. Nein, das ist falsch formuliert - Beruf und Privatleben
zu trennen. Als Soldat nur Soldat zu sein, und zwar ausschließlich. Da in
der Armee viele Chira dienen, fiel es ihnen, wie später auch den Menschen
und Sragon, leichter, einen gesichtslosen Befehlshaber zu haben, der alles
und nichts sein könnte. Diese Erfahrung hatte bereits mein Vater gemacht,
und diese Erfahrung nahmen auch seine Söhne gerne an. Und mittlerweile habe
ich mich so sehr daran gewöhnt, daß ich mich ohne beinahe nackt fühle.
NIemand hat seit vielen Jahren mein Gesicht gesehen... außer meinem Vater,
meinem Arzt und - meiner Verlobten, die... nun ja... weggelaufen ist."
Re: Am späteren Abend...
Als Antwort auf: Am späteren Abend... von Can Tho am 18. Dezember 2001 12:32:00:
Skera lässt sich völlig überrascht von Can Tho nach Feierabend von der
Wache abholen und hört ihm auch geduldig zu, wie er seine halbe
Lebensgeschichte vor ihr ausbreitet, während sie langsam dahinspazieren.
Als er endet schweigt auch sie eine ganze Weile, bevor sie leise antwortet: "So, Ihr seid also verlobt? Tja, was soll man tun... Aber daß sie Euch davongelaufen ist, das ist bitter. Kann ich Euch irgendwie helfen? Immerhin kann ich jetzt verstehen, daß Ihr den Helm selbst vor mir nicht lüften wollt."
Re: Am späteren Abend...
Als Antwort auf: Re: Am späteren Abend... von Skera Mada am 18. Dezember 2001 12:40:27:
Er seufzt tief. "Diese Geschichte ist lang und äußerst melodramatisch, wenn
man sie erzählt, fürchte ich. Nur soviel: es war eigentlich eine politische
Verbindung. Wir kannten uns nicht, und als wir uns das erste Mal trafen, gab
es sofort Streit. Dies änderte sich auch in den Wochen darauf nicht
sonderlich - erst bei unserer Verlobung." Er entzieht Skera sanft seinen Arm
und wendet sich ab, stützt sich auf die Brüstung einer Brücke, über die sie
eben gehen, und starrt ins Wasser hinunter. "Ich wollte Euch das nicht
vorenthalten - es käme mir sonst wie Betrug vor. Ich wurde verraten und
geriet nicht zuletzt durch ihr Handeln in Lebensgefahr... und ich bin mir
nicht sicher, ob ich sie unter all dem Zorn nicht immer noch liebe..." Er
dreht sich nicht um, als er mit einer plötzlichen, heftigen Bewegung einige
lose kleine Steinsplitter ins Wasser fegt und dann die Fäuste ballt. "Doch
auch Ihr... bedeutet mir..." Ebenso ruckartig dreht er sich zu ihr um, sein
Mantel schwingt mit. "Skera, ich werde nicht lange in Estichà bleiben - ich
bin auf der Suche nach ihr und denen, die mich verraten haben, um mich zu
rächen und mein Recht und Erbe wiederzuerlangen. Es ist alles, was ich
habe - doch ich mag Euch sehr. Vielleicht zu sehr. Und ich möchte Euch -
wenn Ihr es noch wollt - mein Gesicht zeigen."
Betroffen...
Als Antwort auf: Re: Am späteren Abend... von Can Tho am 18. Dezember 2001 12:45:21:
Auch Skera bleibt stehen, blickt aber nicht zu Can Tho, ja, stellt sich noch nicht einmal neben ihn, als wüsste sie von Anfang an, was er zu sagen hatte. Ihre Schultern sinken nach unten, als er endet und sie schweigt abermals eine Weile, bevor sie antwortet.
"Das ist ganz schön harter Stoff, den Ihr mir da vorsetzt. Auch ich beginne gerade, Euch zu mögen, trotz - oder vielleicht gerade wegen - Eurer Verschlossenheit und Eures Helmes. Und jetzt sagt Ihr mir so emotionslos in gesicht, daß es für uns keine Chance geben wird, weil Ihr immer noch Gespenstern aus der Vergangenheit nachlauft? Laßt die Arme doch zufrieden und widmet Euch der Zukunft! Was erwartet Ihr denn zu finden? Eine Frau, die Euch nicht liebt und vielleicht nur abermals in Gefahr bringen oder davonlaufen wird, das ist es, was Euch erwartet! Ich bitte Euch: Bleibt hier in Esticha und lebt Euch ein, integriert Euch und findet Freunde. Und gebt uns beiden doch wenigstens die Chance, uns näher kennenzulernen."
Während sie noch spricht, tritt sie langsam neben den hochgewachsenen Krieger und blickt wie er ins Wasser, wo auch sie Dinge zu sehen scheint, die dort gar nicht sind.
Nach einer Weile des Schweigens versteift sie sich und wendet sich halb von ihm ab. "Wenn Ihr aber gehen wollt, dann geht lieber gleich. Lasst Euch hier keine Wurzeln schlagen, die dann schmerzhaft herausgerissen werden müssen - schmerzhaft für Euch und schmerzhaft für den Boden, in dem sie wachsen. Und zeigt mir dann bitte auch nicht Euer Gesicht. Ich habe Angst, daß ich es dann nicht mehr missen möchte..."
Re: Betroffen...
Als Antwort auf: Betroffen... von Skera Mada am 18. Dezember 2001 12:51:38:
Der schwarzgekleidete Ritter wendet sich ihr zu und sieht schweigend auf sie
hinunter, dann hebt er die Hand und berührt sanft ihre Wange.
"Skera, ich habe gelernt, Wesen aller Rassen zu töten - und schlimmeres. In
beinahe demselben Moment, als ich das erstemal eine andere Liebe erfuhr als
die meiner Mutter, wurde ich verraten und beinahe getötet. Ich kann Euch
nichts versprechen, nicht einmal, daß ich bleibe. Ich weiß nicht, was ich in
Bezug auf Navana tun soll - ich weiß nur, daß ich sie suchen muß, um die
Wahrheit zu erfahren. Und ich will eines Tages den Platz an der Seite meines
Vaters wieder einnehmen. Er steht mir zu, er ist mein Erbe - und alles, was
ich kann und weiß, zielt auf diesen Platz hin." Er zieht seine Hand zurück
und scheint etwas vor ihr zurückzuweichen, obwohl er sich nicht bewegt. "Ich
kann Euch nichts versprechen... aber ich biete Euch an, es zu sehen."
Re: Betroffen...
Als Antwort auf: Re: Betroffen... von Can Tho am 18. Dezember 2001 12:56:40:
Skera schweigt verbissen, zuckt aber nicht vor Can Thos Berührung zurück.
"Dann tut es eben", seufzt sie und blickt dann erwartungsvoll zu ihm empor. "Trotzdem möchte ich Euch bitten, nicht mehr mit jedem Atemzug zu erwähnen, wie viele Ihr doch schon getötet habt und welches noch so schwere Amt auf Euch wartet. Ich möchte meine Augen nicht vor Krieg und Tod verschließen, aber ich finde, es gehört nicht hierher. Nicht hier und nicht heute Abend. Vielleicht gehört es gar nicht zu uns."
Sie blickt ihn an und ihre Augen werden feucht. "Wollt Ihr nicht alles von Euch werfen, was Euch so belastet, was diese schweren Wunden in Eure Seele reißt? Wollt Ihr nicht den Krieg, die Zerstörung, den Tod, den Hass, die Last... wollt Ihr das nicht alles hinter Euch lassen und hier glücklich werden? Hier, bei mir? Als freier Mann, nicht mehr Sklave der Vorbestimmung, sondern ganz von vorne anfangen? Ich würde Euch von Herzen gerne dabei helfen..."
Re: Betroffen...
Als Antwort auf: Re: Betroffen... von Skera Mada am 18. Dezember 2001 13:02:26:
"Es tut mir leid, aber das kann ich nicht... ich kann nur versuchen, es Euch
vergessen zu lassen, Skera. Aber zunächst..." Er sieht sich mißtrauisch um
und zieht Skera dann in den Schutz eines offenen Schuppens, in dem sie vor
Blicken geschützt sind, es aber hell genug ist, um sie etwas erkennen zu
lassen...
(ooc: weiter per mail! <g>)