Ein Raunen (Seitengassen)
Wie ein geheimer Morsecode geht an diesem Tage ein Raunen durch die Stadt. "Sankacayda." hört man es an jeder Ecke murmeln, geheimnisvoll und rätselhaft, scheint doch keiner so recht zu wissen, was es damit auf sich hat. Doch umso gewissenhafter wird das mysteriöse Wort weitergetragen, strömt ungestört durch den Strom Unwissender, nur um hier und da in die feinen Nebenadern zu sickern und an die Ohren derer zu gelangen, die dessen Bedeutung kennen.
Dem Raunen wird nachgegangen
Lange ist die Nacht über Esticha hereingebrochen, liegen die braven Bürger bereits in ihren Betten und nur noch die Nachtschwärmer sind unterwegs. Irgendwo im Hafenviertel öffnet sich eine Tür. Das leise Qietschen der Tür verstummt unter lauten Stimmen die aus dem Inneren herauswabern, wie auch der Rauch, der sich in der Spelunke gesammelt hat und nun als leichte Nebelschwaden ins Freie drängt, fort von den Erzeugern. Regentropfen erfassen die Schlieren, durchstoßen sie und treiben sie auseinander bis sie im Nichts enden. Der Regen indess tropft auf den Stein der Gasse, zerschellt er dort wo er auftrifft oder nährt leise platschend eine Pfütze, in der sich das Licht der Taverne spiegelt. Jäh wird die Oberfläche der Pfütze unterbrochen als ein schwerer Stiefel hineintritt, das friedliche Idyll unter sich zerstört. Das Licht erstirbt, die Tür fällt hinter Caym zu, dessen Blick orientierend die Gasse abtastet. Der Kragen seines Mantels wird hochgeklappt als er sich bereits für eine Richtung entschieden hat, auf direktem Weg zum Straßenstrich.
Die meisten Lichter der Stadt sind längst erloschen, verschluckt die Dunkelheit den Mann, je weiter seine Schritte ihn von der erleuchteten Spelunke fortbringen. Sein Ziel fast erreicht, wird seine Aufmerksamkeit auf zwei Gestalten gelenkt, die sich unter einem Torbogen untergestellt haben. Vermutlich nur ein Stricher mit seinem Freier, nichts interessantes. Doch dann schnappt Caym ein Wort auf, das sein Interesse erneut aufflammen läßt. "Sankacyda... das hab ich doch heut schonmal gehört." Die Männer trennen sich, und während der eine an Caym vorbeistapft, verschwindet der andere im Torbogen. Nur Sekunden später ist Caym eben diesem hinterhergeschlüpft. Die Huren laufen nicht weg, erstmal steht die Befriedigung der Neugierde an.