Grau in Grau (Untermarkt)
In monotonem Gleichklang prasselt der Regen auf das Land, zerplatzt auf den Straßen und Gassen und spielt eine eintönige Trommelmusik auf den Dächern der Stadt. So sehr die Bewohner in den Tagen vor dem Sturm über die brütende Hitze schimpften, so sehr schimpfen sie nun über das elendige Regenwetter. Nicht wenige schauen zum Himmel empor, in der Hoffnung, die Strahlen der Soa würden die dicken Wolken durchbrechen und nicht nur die Stadt, sondern auch das eigene Gemüt ein wenig erhellen. Doch egal wie oft man empor schaut, es bleibt beim regnerischen Anblick. Und so wird selbst die sonst stetig freundliche und lachende Marktfrau zu einem mürrisch grummelnden Etwas, bei dem man die Einkäufe lieber so rasch wie möglich erledigt. Generell halten sich die meisten Bewohner nicht länger als nötig im Freien auf, erledigen sie ihre Besorgungen mit größter Eile, um möglichst schnell wieder im Trockenen zu sein. Das Grau in Grau der Regenzeit schlägt sich nicht nur auf einige Gemüter nieder, es entzieht der Stadt auch ein wenig des lebendigen Wuselns, welche im strahlenden Sonnenschein sonst allgegenwärtig ist.
"Heut ist schon wieder so wenig los, ich frag mich, warum ich überhaupt den ganzen Tag hier rumsteh'," kann man eine der Marktfrauen klagen hören, während sie einem eilig vorbeilaufenden Mann hinterherschaut. "Der macht's richtig, sucht sich schnell ein trockenes Plätzchen." Seufzend schaut sie zur Markise empor, die den größten Regen zwar abfängt, aber nicht verhindern kann, dass der Regen in feinen Tröpfchen durch die Luft wirbelt und als feiner Sprühnebel in die Kleidung dringt, was einen zwar nicht patschnass, aber zumindest nach und nach klamm werden läßt. "Mir ist kalt und ich will nach Haus an den warmen Herd," mault sie weiter, wobei sie sich schüttelt, um das Ganze noch zu unterstreichen.
"Also kalt ist mir nicht," erklärt der Obsthändler vom Nebenstand als sich auch schon ein Nieser aus seiner Nase löst. "Ich schwitz mich grad eher tot," fügt er noch hinzu, während er ein Taschentuch hervorholt und sich kräftig die Nase schneuzt. "Du siehst heute aber auch scheiße aus, würde mich ja garnicht wundern wenn du Fieber hast." Kaum ausgesprochen tritt das Markweib zu ihrem Nachbarn heran um diesem die Stirn zu fühlen, gerade als den Mann ein ordentlicher Husten schüttelt. "Herrje, du glühst ja. Ich sag's ja, dieser dämliche Regen ist einfach nicht gut. Die Schwester meines Bruders Frau liegt ja auch schon seit drei Tagen im Bett, hat auch hohes Fieber und kriegt kaum einen Bissen herunter, die Arme. Arelia, hab ich ihr gesagt, das macht alles der Regen, jedes Jahr aufs Neue. Aber was soll man machen, so ist es eben."
Ein theatralisches Seufzen folgt den Worten, dann macht die Frau auch schon wieder kehrt, um zurück hinter ihren eigenen Stand zu gehen, wohin sich gerade eine einzelne Kundin verirrt hat. Nach einigen Wortwechseln überreicht die Marktfrau ihr ein paar Möhren, welche im Korb der Marktbesucherin verschwinden. Noch ein wenig Obst vom Nebenstand, und dann ist sie auch schon wieder verschwunden - wie heute schon so viele andere.
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- Grau in Grau - EST-Verwaltung, 12.02.2014, 14:40 (Untermarkt)