Estichà Unterer Markt

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...spielt die Priesterkarte aus (Untermarkt)

Lynelle del Sadi ⌂ @, Sunday, 10. November 2013, 16:31

Schwer dröhnt der Glockenschlag Mra-Aggars über die Dächer der Stadt hinweg, verkündet mit seiner klerikalen Erhabenheit den Beginn der Stunde der Göttermutter und somit auch den Einbruch der Nachtstunden. Lange genug wurde ausgerufen, dass das Wahlbüro am Rathaus am 10. Nochondas seine Pforten schließt und somit die Stadtratwahlen endgültig ein Ende finden und so ist der Beamte wohl recht guter Dinge, als er pfeifend seine letzten Sachen zusammen packt und sich daran macht die Tür zu schließen, um sich selbst in den wohlverdienten Feierabend zu entlassen.
Gerade fischt er einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und will die Tür zuziehen, als eine schwarzgewandete Gestalt angerannt kommt und in ungebremsten Tempo auf das Wahlbüro zusteuert. "Wagt es nicht die Tür zu schließen!" poltert eine raue Stimme hektisch und verschafft sich so den kurzen Moment der Überraschung, den sie benötigt, um das verhängnisvolle Klicken der sich schließenden Tür abzuwenden, richtet der Beamte doch verwundert den Blick über die Schulter. So kommt die Endrakhi angerauscht, bemst unsanft mit Hilfe ihrer Schulter an der Wand und bringt gleichzeitig ihren schweren Stiefel zwischen Tür und Türrahmen, um sie am Zufallen zu hindern. Schwer atmend und mit wirr ins Gesicht fallenden Locken starrt die Priesterin dem Mann entgegen, der nun doch deutlich verstört zu der etwas größeren Frau aufschaut. "Ich muss da noch rein." keucht Lynelle und packt nun auch noch sicherheitshalber mit der Hand nach der Türkante. Der Beamte fängt sich blinzelt und runzelt nun etwas verunsichert die Stirn. "Tut mir leid. Das Wahllokal hat geschlossen." ist seine gewohnt rationale Antwort, begleitet von einem kurzen Richten seiner Augengläser und einem zerren an der Pforte, die jedoch bloß dumpf gegen den behindernden Stiefel stößt. "Hat es nicht." grollt die Endrakhi und reißt dem Schreiberling mit einem brachialen Ruck die Türklinge aus der Hand. "Seht Ihr!?" ein unterkühlter Blick trifft den Mann, der nun noch hektischer blinzelt und sich die Akten fester unter den Arm klemmt. "Ihr seid zu spät. Punkt Mra-Aggar, das wurde überall ausgerufen. Seid das nächste Mal halt pünktlich, es war nun wahrlich genug Zeit. Und jetzt gebt bitte die Tür frei, sonst fühle ich mich gezwungen die Stadtwache zu rufen." ist das bemüht energische und wohl erhofft letzte Wort des Beamten, doch macht die Endrakhi keine Anstalten sich vom Fleck zu bewegen. "Dann fühle ich mich wohl gezwungen meiner Priorin Eure Beschwerde vorzutragen, dass sie mich zukünftig nicht mehr allzu lange im Dienste der Göttin einspannt, damit ich es zu den nächsten Wahlen schaffe bevor die fleißigen Beamten täglich recht zeitig in ihren wohlverdienten Feierabend entschwinden." kommen die Worte schneidend-nüchtern über die Lippen der Endrakhi und verfehlen somit ihre Wirkung nicht, gleitet der Blick des Mannes sogleich verstört über die Gestalt der gerüsteten Frau und findet auch alsbald das Priesteramulett an ihrem Gürtel. Ein klein wenig erbleichen seine Züge, rückt er sich erneut in einer überflüssgen Geste die Brille zurecht und benetzt sich überfordert die Lippen. "Verzeiht, Ehrenwerte. Aber, naja...die Frist...Ihr müsst das verstehen..." er schluckt, blickt sich fast schon hilfesuchend über die Schulter und erbleicht erneut, als er dem frostigen Blick der Geweihten begegnet. "I...i...ich denke der letzte Glockenschlag war ja noch nicht ganz verklungen, demnach sollte Euer Eintreffen wohl als dem Zeitrahmen entsprechend gewertet werden." haspelt er schließich, räuspert sich und macht eine fahrige Geste in den Raum hinein. "Bitte. Ich nehme Euren Wahlschein entgegen."
Somit wird doch noch einmal Licht im Wahlbüro entzündet, als die geistliche Nachzüglerin im Raum der Entscheidung einkehrt, um nur einen kurzen Moment später wieder über die Schwelle hinaus zu treten. Sie atmet einmal grollend durch, richtet sich das Schwertgehänge und geht dann ein paar Schritte, um sich etwas abseits an eine Hauswand zu lehnen und sich eine Zigarette anzustecken, die alsbald als glühend-roter Punkt in der abkühlenden Nachtluft tanzt. Der süße Duft nach Merijha wird rasch vom Wind ergriffen, während die Endrakhi aus der Ferne beobachtet, wie der Beamte nun endgültig abschließt und sich dann eilig aus dem Staub macht, bevor noch jemand auf die Idee kommen konnte ihn zu nötigen. Mit einem leisen Brummen schüttelt die Endrakhi den Kopf. "Warum passiert das eigentlich immer mir? Wir sind der einzige verfluchte Tempel mit einer Stundenanzeige und ich komme trotzdem zu spät." den Blick kurz in den Nachthimmel gehoben scheint es so, als würde sie tatsächlich auf Antwort warten, dann schmunzelt sie jedoch nur und verharrt noch eine Weile in der Stille.

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