Tanz in der Nacht (Seitengassen)
"Ich will zurück -
zu der Zeit von Wein und Lantis!
damals als Duft und Rausch die Nacht durchzog...
Wir kehr'n zurück -
zu der Zeit von Wein und Lantis!
Dort wo der Traum wie Nubianden flog!
Denn unser Atem freier Zug erklingt,
und trotzt dem Feind in großer Zahl.
Wer jetzt erst singen, tanzen, lieben lernt
Lernt es vielleicht zum letzten Mal."
Die Melodie verklingt – doch der Rhythmus geht weiter: Wie ein Herzschlag trifft der Schlägel in der Hand des kolossalen Sragons die Trommel. Der Puls treibt weiter fort, lässt den Atem des Liedes noch in der Luft schwingen. Die vier Personen, die der Ursprung der nächtlichen Musik sind, schicken stumme Blicke hin und her, die chiranische Sängerin lächelt, es ist ihr Abend. Neben ihr steht, in der einen Hand die Flöte, in der anderen der Schellenkranz, eine braunbefellte Chirà, in deren ebenmäßige Gesichtszügen die Ekstase ihre Handschrift hinterlassen hat. Jung sieht sie aus, noch jünger als sonst, denn heute spiegeln sich die rötlichen Flammen in den honigfarbenen Augen Tiosas. Heute atmen sie alle hier dieselbe Musik.
Die Sängerin hat sich entschieden. Sie bewegt ihre Lippen ganz leise, und wendet sich zum menschlichen Lautenspieler herum, dieser macht ein Handzeichen zum geschuppten Koloss. Unter einem schnellen Lächeln des Sragon blitzen seine spitzen Zähne auf, und schon erzittert der Takt in einem rascheren, jagenderem Rhythmus. Der Schellenkranz wirbelt durch die Luft, und in einem Aufbrausen aller Instrumente erklingt schließlich wieder die samtige Stimme über allem:
„Die Götter gaben uns das Meer
Und gaben uns ein Schiff.
Damit jagen wir hinter Schätzen her
Und unsere Feinde gegen´s Riff!"
Die rechte Faust der Spielleute reckt sich empor, und für den Moment verklingt die Musik, um einen Moment später genauso rasend weiterzugehen:
"Und unsre Feinde gegen's Riff.
Mit der Flagge, so schwarz wie die Nacht,
Ziehen wir unsere Bahn.
Haben schon manchen umgebracht,
Der uns dazwischen kam.
Wir plündern und stehlen selbst Weib und Kind,
Dem Gesetz lachen wir ins Gesicht.
Feuer und Klinge, wo immer wir sind,
Da hält die Hölle Gericht!
Da hält die Hölle Gericht.
Eines Tages bei Kampf und Rum,
Das wissen wir schon heut´.
Da kommt ein jeder von uns um,
Doch keiner der´s bereut.
Denn wir sind Piraten,
Segeln mit dem Wind.
Freie Teufelssoldaten,
Die nicht zu zähmen sind!
Die nicht zu zähmen sind.“
(Mit Dank an den Verfasser Rene.)
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- Tanz auf dem Vulkan - Der Rhythmus der Nacht, 23.09.2013, 14:14 (Seitengassen)
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