Estichà Unterer Markt

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Tanz auf dem Vulkan (Seitengassen)

Der Rhythmus der Nacht @, Monday, 23. September 2013, 14:14

Im Hafenviertel, in seinen kleinen, schmuddeligen Gässchen, ist die Nacht stickig und zähflüssig. Matrosen und Dirnen, Soldaten und Gauner mischen sich mit dem ärmeren Teil der vergnügungssüchtigen Bevölkerung, die über das dreckige Pflaster drängt. Unternehmungslust, kriminelles Treiben und ausgiebiger Weingenuss vermengt sich zu einer explosiven Mischung, die zum Takt einer raschen, fremdartigen Melodie durch die Straßen schwappt. Zwischen Dünen und Meerdrachen, irgendwo in dem zwielichten Gassengewirr, hat die ungebärdige Musik ihren Ursprung, gibt dem geschäftigen Treiben ein Ziel, eine Hymne und eine Kulisse.

"Ich will zurück -
zu der Zeit von Wein und Lantis!
damals als Duft und Rausch die Nacht durchzog...

Wir kehr'n zurück -
zu der Zeit von Wein und Lantis!
Dort wo der Traum wie Nubianden flog!"


Ein Trommelwirbel lässt die düstere Melodie zu einem furiosen Tanz anschwellen, und die zuerst von nur einer dunklen Stimme getragene Melodie wird von einer helleren unterstützt, treibende, dunkle Trommelschläge wirbeln zum Crescendo auf, und lassen die Frauenstimmen wie auf einer Flutwelle treiben:

"Seit jener Schlacht
liegt in den Wäldern Nacht
Und Ketten lähmen unsrer Segel Fahrt!

Die Welt steht still,
weil Hexerei es will
Am Tafelberg wir halten stille Wacht!

Doch unser Atem freier Zug erklingt,
und trotzt des Feindes großer Zahl.
Malvera hat die Hand zum Tanz gereicht:
Enrah singt stolz in unserem Lied.

Solange es Wein, Gesang und Stimmen gibt
Haben die Echsen nicht gesiegt!
Solange es Wut, Gebet und Liebe gibt
gibt es Elurien, das am Metchà liegt!

Wir kehr'n zurück -
zu der Zeit von Wein und Lantis!
Dort wo der Traum wie Nubianden flog!

Komm mit zurück -
zu der Zeit von Wein und Lantis!
Lass Zorn uns tragen hin zu neuem Glück!


Unheilge Macht
verdorrt der Wälder Pracht
und fräst ins Unterholz sich Schneisen!

Steh auf, wohlan,
Wer jetzt noch kämpfen kann
und stärkt die Mauern mit den Fasern heißen Fleischs!


Was stehst du da und schaust die Monde an?
Ihr Weg ist rätselhaft und fremd.
Solang wir fühlen, wie das Leben fließt
Ist dieser Kampf noch nicht gekämpft.

Denn unser Atem freier Zug erklingt,
und trotzt dem Feind in großer Zahl.
Wer jetzt erst singen, tanzen, lieben lernt
Lernt es vielleicht zum letzten Mal."

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Mitten in den Flammen

Siegerstolz @, Saturday, 28. September 2013, 11:07 @ Der Rhythmus der Nacht

Wo unbeherrscht tanzende Schemen am Rande des feuerspeienden Schlundes taumeln und vor Leidenschaft lachend ins Antlitz der dräuenden Tiefe blicken, ist eine Göttin nicht fern, welche wohlwollend die heißblütigen Funken in den Herzen der Feuersüchtigen entfacht.
Sobald der Refrain auch nur ansatzweise in den Köpfen der Alkoholgeschwängerten verankert ist, bricht sich die Erinnerung samt Siegerstolz und Kriegermut bahn und aus mehreren, ungestümen Kehlen gröhlt den Liedmachern unmelodische, doch umso emotinalere Begleitung entgegen. Waffen werden gereckt, der Kumpane freiwillig oder nicht an die eigene Schulter gezogen, um jegliche Schlachtverbundenheit in pathetischen Gesangessausdruck zu verfrachten.
Hatte man das Überleben je richtig gefeiert? Hatten nicht Verluste, Leid und Schmerz nach dem Krieg jegliche Art von Triumph im Keim erstickt? Das kleine, widerspenstige Fischerdorf am Tafelberg scheint zumindest in diesem Moment jegliche Versäumnisse nachholen zu wollen und so wird der hitzige Beitrag von vielen feierlustigen Kehlen verstärkt und über die Dächer der Stadt hinweg getragen.
Wie ein Fremdkörper in all der Ausgelassenheit, steht etwas abseits eine blasse Tochter der Zornigen deren Augen aus maskenhafter Miene, forschend über den gelösten Trubel gleiten. Schweigend lauscht sie dem Text, scheint keiner der ansteckenden Funken auf sie über zu gehen und doch verharrt sie als seltsam starrer Besandteil einer brodelnden Urgewalt.

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Warm ist das Feuer

Gesicht mit Tuch @, Saturday, 28. September 2013, 17:54 @ Der Rhythmus der Nacht

Zu still war die Stadt in den letzten Tagen. Wie verblasst, ein Schatten ihrer selbst lag sie in Schockstarre. Weg gepustet jeglicher Stolz, jegliche Freude, von Frohsinn keine Spur. Doch nun eine Regung, eine unwillige zunächst, aber es tat sich was. Und so wie die Klänge aus den zwielichtigen Gassen an die lichteren Orte nach und nach drangen, so richten sich neugierige Augenpaare mit einem gierigen Glanz in diese Richtung.

Ein Augenpaar hält auf seinem Weg inne, es wird gelauscht, die Neugieride wächst, die Begierde ergreift Besitz und zwei Füße wandern 'hinunter zur Musik'. Tauschen ein in den Übergang von hell zu dunkel. An der Schwelle dazu erneut ein verharren, ein Kragen wird herauf gezogen, ein Tuch legt sich seidenweich über das Antlitz. Dann beginnt das Wagnis. Der Weg wird fortgesetzt, die Blicke bleiben neugierig, die Stimmung frohlockt. Viel zu lange schon nicht mehr erlebt, aber immerhin auch nicht vergessen. Erleichterung und Stolz sind ab diesem Moment willkommene Begleiter der betuchten Gestalt.

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Tanz in der Nacht

Die Flammen des Ostens @, Monday, 30. September 2013, 03:59 @ Gesicht mit Tuch

"Ich will zurück -
zu der Zeit von Wein und Lantis!
damals als Duft und Rausch die Nacht durchzog...

Wir kehr'n zurück -
zu der Zeit von Wein und Lantis!
Dort wo der Traum wie Nubianden flog!

Denn unser Atem freier Zug erklingt,
und trotzt dem Feind in großer Zahl.
Wer jetzt erst singen, tanzen, lieben lernt
Lernt es vielleicht zum letzten Mal."

Die Melodie verklingt – doch der Rhythmus geht weiter: Wie ein Herzschlag trifft der Schlägel in der Hand des kolossalen Sragons die Trommel. Der Puls treibt weiter fort, lässt den Atem des Liedes noch in der Luft schwingen. Die vier Personen, die der Ursprung der nächtlichen Musik sind, schicken stumme Blicke hin und her, die chiranische Sängerin lächelt, es ist ihr Abend. Neben ihr steht, in der einen Hand die Flöte, in der anderen der Schellenkranz, eine braunbefellte Chirà, in deren ebenmäßige Gesichtszügen die Ekstase ihre Handschrift hinterlassen hat. Jung sieht sie aus, noch jünger als sonst, denn heute spiegeln sich die rötlichen Flammen in den honigfarbenen Augen Tiosas. Heute atmen sie alle hier dieselbe Musik.

Die Sängerin hat sich entschieden. Sie bewegt ihre Lippen ganz leise, und wendet sich zum menschlichen Lautenspieler herum, dieser macht ein Handzeichen zum geschuppten Koloss. Unter einem schnellen Lächeln des Sragon blitzen seine spitzen Zähne auf, und schon erzittert der Takt in einem rascheren, jagenderem Rhythmus. Der Schellenkranz wirbelt durch die Luft, und in einem Aufbrausen aller Instrumente erklingt schließlich wieder die samtige Stimme über allem:

„Die Götter gaben uns das Meer
Und gaben uns ein Schiff.
Damit jagen wir hinter Schätzen her
Und unsere Feinde gegen´s Riff!"

Die rechte Faust der Spielleute reckt sich empor, und für den Moment verklingt die Musik, um einen Moment später genauso rasend weiterzugehen:

"Und unsre Feinde gegen's Riff.

Mit der Flagge, so schwarz wie die Nacht,
Ziehen wir unsere Bahn.
Haben schon manchen umgebracht,
Der uns dazwischen kam.

Wir plündern und stehlen selbst Weib und Kind,
Dem Gesetz lachen wir ins Gesicht.
Feuer und Klinge, wo immer wir sind,
Da hält die Hölle Gericht!
Da hält die Hölle Gericht.

Eines Tages bei Kampf und Rum,
Das wissen wir schon heut´.
Da kommt ein jeder von uns um,
Doch keiner der´s bereut.

Denn wir sind Piraten,
Segeln mit dem Wind.
Freie Teufelssoldaten,
Die nicht zu zähmen sind!
Die nicht zu zähmen sind.“


(Mit Dank an den Verfasser Rene.)

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Tanz in der Nacht

Lynelle del Sadi ⌂ @, Monday, 30. September 2013, 10:25 @ Die Flammen des Ostens

Während die angeheizte Menge offenbar ein Stadium erreicht hat, in dem sie auf jedes Lied anspringen würde, wodurch den Flammen des Ostens ein recht glorreichen Auftritt ermöglicht wird, ist jeglicher Anreiz für die Endrakhi offenbar schon wieder verloschen. Kurz noch schweift ihr Blick die ekstatischen Gesichter der Schausteller, dann wendet sie sich ab und überlässt die homogene Masse sich selbst.

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