Taumelnde Schritte im Sonnenschein (Untermarkt)
Es ist schon heller Tag, als eine hochgewachsene Gestalt in flirrend bunter Kleidung das bei Weitem nicht besonders gutbürgerliche Lokal "Zum Meerdrachen" verlässt, um in die nicht unbedingt viel idyllischere Hafenlandschaft einzutauchen. Unsicheren Schrittes hält sie sich den Kopf, und die sonst so typische chiranische Anmut sucht man an ihr vergebens. Wie ein Fremdkörper tritt sie vor die Tür und in das geschäftige Treiben der Stadt, blinzelt in das feindliche Sonnenlicht, und bleibt vor dem Meerdrachen erst einmal eine Weile an der Straße stehen, orientierungslos die Straße erst in die eine Richtung herauf, dann in die andere Richtung herabblickend. Mit einem Seufzen zuckt sie die Schultern, setzt sich auf die Türschwelle der Schenke, und lehnt ihren Kopf in den Türrahmen.
"Unendlich peinlich.", murmelt sie leise. "Das war ein Einstand." Eine Zeit lang sieht sie ernst drein, dann schon zieht sich aber ein amüsiertes Grinsen über ihr kätzisches Gesicht. "Alle Werbung ist gute Werbung.", prägt sie nachdenklich einen selten dummen Spruch, der noch eine lange Wirkungsgeschichte entfalten wird, bevor sie in der nachmittäglichen Sonne auf der Schwelle des Meerdrachens eindöst.
Taumelnde Schritte im Sonnenschein
Etwa zur selben Zeit trabt ein repräsentatives Bündel elurischen Gossenlebens die Straße vom Hafen empor und trottet gemütlich im Schatte der Hauswände entlang in Richtung Markt. Ein gepökeltes Fischlein hängt in ihrer Schnauze und wird mit dem Stolz einer erfolgreichen Jägerin vor sich her getragen, auch wenn es in den Augen zivilisierter Bürger sicherlich als bloßer Diebstahl deklariert werden würde. Das kleine chiranische Kätzchen jedoch scheint sich auf den erworbenen Festschmaus zu freuen und so stolziert sie munter den Weg entlang und hüpft dabei mit einem filigranen Satz über die Beine der dösenden Bardin hinweg. Noch ein paar Schritte trottet sie weiter, da wird ihr das seltsame Hindernis erst bewusst und so verharrt das Katzenkind in ihren Schritten und wendet den Kopf zurück. Verwundert betrachtet sie die schlafende Chirà, lag die Herrscherrasse ja nun für gewöhnlich nicht einfach irgendwo auf der Straße herum. Der Fisch drängt verzehrt zu werden, doch die Neugierde ist eine ernst zu nehmende Konkurrenz und so obsiegt sie schließlich über das einfache Gemüt des Wildlings und lässt diesen vorsichtig zurück schleichen. Der Fisch wird sichernd an der Hauswand abgelegt, dann nähert sich das Mädchen geduckt der Fremden und setzt ihr Näschen an die Stiefelspitze, um daran zu schnuppern. Zitternde Schnurrhaare wandern nun aufwärts, das Bein entlang und über die Hüfte Aufwärts, bis letztlich Nase an Nase stößt und die hellen Lagunenaugen aufmerksam gegen die herabgesunkenen Lider der Bardin blicken. Weiche Pfotenballen treten dabei auf den Schoß der Schlummernden und stützen sich, während die Inspizierung ihren Verlauf nimmt und das Mädchen versucht zu ergründen welches Schicksal diese Artgenossin wohl erlitten hat.
Schockschwerenot!
Aufmerksameres Geschnupper hatte auch seine Schattenseiten. Der salzige Duft des Fisches wurde hier vom Geruch erstorbener Zigaretten ersetzt, scharfe Alkoholausdünstungen steigen in die Nase der jungen Chirà, und lassen die seifigen Untertöne einstiger Körperpflege nur erahnen. Als jedoch, noch immer nicht abgeschreckt, die schnuppernde Nase beim Kopf der Schlafenden angekommen ist, und das flache, nougatbraune Gesicht inspiziert wird, die Vorderpfoten auf den Schoß Tiosas abstützend, kommt Leben in die Dösende. „Ich geh ja schon.“, murmelt sie, und öffnet zaghaft die Augen, um in Sekundenbruchteilen hellwach zurückzuzucken, als ihre honigfarbenen Augen aus nächster Nähe in die ebenfalls kätzisch geschlitzten Pupillen der Streunerin sehen. Sofort legen sich ihre Ohren an, und ein impulsives Fauchen entfährt ihr, als der Instinkt erschrocken eine Konfrontation zu erkennen glaubt.
Schockschwerenot!
Die spontane Schrecksekunde erzielt einen beidseitigen Effekt, denn wo die braune Chirà instinktiv in Konflikthaltung geht, wähnt sich das Mädchen plötzlich einem erwachenden Riesen gegenüber. So entschlüpft ihr ein erschrockenes Kreischen, während die staubgrauen Ohren ängstlich zur Seite klappen und der magere, nackte Katzenkörper sich zu einem Buckel wölbt. Tiosa spürt wie sich spitze Krallen in ihren Oberschenke bohren in dem Versuch sich rasch abzustoßen und davon zu stürmen, doch verfangen sich die schartigen Klauen in ihrer Pluderhose und so folgt dem energischen impuls zur Flucht bloß ein uneleganter Sturz auf das kleine Katzennäschen. Verdreht hängt die Pfote im Stoff der Hose, während das Kind zappelnd daran herum zerrt und sich zu befreien versucht, um gleichzeitig reichlich uneffektiv aus der Reichweite der wütenden Katze zu robben.
Treffen sich zwei Vagabunden
Ein leises Lachen ertönt, als die verengten Augen der Chirà sich wieder weiten, und sie ihr Bein hilfsbereit etwas abwinkelt, um der Kleinen eine Illusion von Fluchterfolg zu gönnen, ohne dass diese ihre Pfote tatsächlich aus dem ausfasernden und ohnehin zerschlissenem Hosenstoff befreien konnte. Unter vergnügt aufblitzenden Augen schüttelt Tiosa den Kopf, und sieht sich eine Weile den Kampf der Streunerin an, ehe ihre Augenlider wieder etwas träge herabsinken. „Oh Mann, da haben sich ja Zwei gefunden, was?“, murmelt sie leise. „Klar, ich bin auch nicht unbedingt die hellste Kerze im Leuchter, aber du bist definitiv auch nicht mit Arivaras Gaben reichlich gesegnet. Hast du keine Angst vor den Vorovisianern, dass du hier so nackig rumturnst?“ Sie hebt die Augenlider, und wirft einen fragenden Blick zum Katzenkind herüber, das aber gerade ersichtlich andere Probleme hatte, als ihre rethorische Frage zu beantworten. Stattdessen dürfte es aber eine Entspannung bei der Riesin wahrnehmen, die offenbar keine Anstalten macht, die Neugierige zu ergreifen oder zumindest ihre Hose zu retten.
Hackordnung am unteren Ende der Nahrungskette.
Das Gezappel des Kindes nimmt noch regelrecht akrobatische Züge an, so wie sie am Boden herumkugelt und versucht sich aus der eingebildeten Gefangenschaft zu befreien. Auf der Seite liegend, treten schließlich die klobigen Hinterpfötchen nach dem Bein der Musikerin, während das Mädchen mit angestrengten Lauten vollkommen ungeschickt zieht und zerrt und dabei einen reichlich armseligen Eindruck vermittelt. Erschöpft flieht schließlich die Spannung aus dem zierlichen Körper und weicht schwer atmender Resignation, als die Kleine auch endlich mal auf die Idee kommt ihre Situation ohne den kopflosen Fluchtinstinkt zu betrachten. Vorsichtig wendet sich der verfilzte Schopf, der an einigen Stellen von kahlen, verkrusteten Stellen geziert wird und wirft Tiosa einen Blick aus kugelrund-geweiteten Pupillen zu. Nur kurz hält der Augenkontakt, dann huschen die klaren, aquamarinfarbenen Augen eilig fort aus den honiggelben der Artgenossin, um bloß nicht zu provozieren. Die Ohren sind immer noch zur Seite geklappt und der buschige Schweif fegt ängstlich über das Pflaster, vermittelt der magere Körper so durchgehend eine Signatur der Unterwürfigkeit. "Tschara." rollt es dann auch in kindlich-heller Tonlage aus der jungen Katzenkehle. "Nich essen..." folgt die furchtsame Bitte bedauerlich scheu von dem seltsamen Wildling.
Hackordnung am unteren Ende der Nahrungskette.
Der erheiterte Gesichtsausdruck der jungen Frau wird ernst, als sie das ganze, jämmerliche Elend der kleinen Chirà erkennt, wie sie, mager, viel zu klein, zerschunden und auf allen Vieren so dasteht, in ihrer ganzen Art Chirà und dann doch wieder nicht Chirà. "Sichàra.", sagt Tiosa leise, als sie sich ganz langsam vorneigt, und ihren Handrücken erst vorsichtig unter die Nase des Kindes führt, um dann langsam nach der gefangenen Pfote zu greifen, und sie nach Möglichkeit aus dem Hosenstoff zu befreien. "Nicht essen, nein. Ich esse dich nicht. Ich habe so viel getrunken, dass mir schon allein vom Gedanken, etwas zu essen, übel wird. Aber noch übler wird mir bei dem Gedanken, dass hier offenbar ein Bedarf an mit Chirafell bespannten Sesseln besteht und du hier so ahnungslos herumschleichst - obwohl, naja, mit deinem Fell kann man vermutlich ohnehin nichts mehr beziehen."
sich beschnuppern
Vorsichtig schnüffelt das sensible Näschen nach dem dargebotenen Handrücken und zusammen mit dieser zutraulichen Geste und der sanft gesenkten Stimmlage, scheint das Mädchen an Furcht vor der Riesin zu verlieren. Erleichtert atmet sie auf, als sich ihre verhakten Krallen aus dem Stoff lösen und sogleich wird die gedrungene Pfote zurück gezogen, um einmal wohlfühlbedingt die raue Zunge über den staubigen Pelz schlecken zu lassen. Hierbei kann die Bardin beobachten, dass die Pfötchen des jungen Straßenkindes mehr denen einer Katze ähneln, als denen der chiranisch Zivilisierten, sind die Finger stark verkürzt und scheinen kaum dazu geschaffen etwas zu greifen. Nachdem die Spuren dieses unglücklichen Zusammentreffens dürftig bereinigt sind, hebt das Mädchen wieder den Kopf und schaut zu Tiosa. Die Ohren schieben sich lagsam wieder in die Senkrechte und richten sich mit vorsichtiger Neugierde zu der Artgenossin aus, während die Schweifbewegung sich auf kleine Zuckungen der Spitze minimiert hat. Ein süßes Lächeln hebt die Lefzen des Kindes, als sie sich traut immer mal wieder kurze Blicke in die warmen Honigaugen zu werfen.
Übersetzungsversuche
Die Pfoten der kleinen Bepelzten lösen Erstaunen und Ratlosigkeit in den Augen der Ecibarra aus. Nur schwer kann Tiosa der Versuchung widerstehen, die Pfote etwas länger zu halten und zu erforschen. Es ist vermutlich der Wunsch, die Geduld und das Vertrauen des kleinen Fellknäuels nicht überzustrapazieren, der sie von diesem Gedanken Abstand nehmen lässt. Stattdessen schüttelt sie unmerklich den Kopf und beisst sich auf die Unterlippe. "Bei dir ist Mehdora wohl besonders erfinderisch gewesen, hmh?", flüstert sie leise, und ein verstohlener Blick streift die geschäftige Umgebung.
Es ist ein leichter Ruck und vielleicht auch die sanfte Wirkung des Restalkohols, die sie dazu verleiten, selbst auf alle Viere zu sinken, und mit ihrer Schnauze leicht gegen die des Chiràkindes zu stoßen, um so, auf für nüchterne Augen sicherlich befremdliche Art, die Gemeinsamkeiten der geteilten Herkunft zu betonen. Aber mit etwas Glück riskieren nur wenige der Passanten einen Blick auf die auf der Straße kriechende buntgekleidete Bardin, die auf so denkwürdige Art versucht, mit einer Streunerin anzubandeln und sich möglicherweise als nächstes dazu hinreissen liess, sich mit der kleinen Vagabundin um den erbeuteten Fisch zu balgen. Bestand diese Welt denn nur aus Geisteskranken?
Übersetzungsversuche
Mit Erstaunen stellt das Mädchen fest, dass sich die chiranische Frau auf ihre Augenhöhe begibt und noch verblüffter wirkt sie, als sich ihr diese vertraute Gebärde offenbart. Noch etwas zögerlich sind die verkrusteten Ohren nach hinten geklappt und die Augen geschmälert, während das Mädchen vorsichtig zu schnuppern beginnt. Kitzelnd verweben sich die langen Schnurrhaare, ehe das kleinere Näschen gegen das der Erwachsenen stößt und sich in einem jähen Impuls des Vertrauens die Lider des Kindes Herabsenken. Prompt beginnt ein warmes Summen im Innern des zierlichen Leibes zu vibrieren und begleitet von diesem dunklen Wohlfühllaut der kätzischen Geschöpfe, neigt sich der kleine Schopf zur Seite und reibt sich in zuneigungsvoller Begrüßung an dem der Bardin.
Übersetzungsversuche
"Na, du fieses kleines Stinkeding.", flüstert Tiosa sowohl zärtlich als auch fasziniert, als sie ganz vorsichtig eine Pfote hebt, um die Chirà am Hinterkopf zu kraulen. "Ich werde mich heute abend ganz sorgfältig mit einem dünnen Kamm kämmen müssen, du verlaustes Etwas. Hast du vielleicht eine Idee, was ich jetzt mit dir machen könnte? Willst du einfach am liebsten in Ruhe gelassen werden, oder kann man dich mit einem Barbierbesuch erfreuen? Wurdest du von deinem Clan wegen deiner Pfoten ausgesetzt, oder bist du irgendwann mal von einer Kutsche gefallen?" Der sanfte Redefluss wird nur einmal kurz unterbrochen, als Tiosa ganz langsam ihren Kopf entlang jenen des Katzenkindes aufwärts gleiten lässt, und spielerisch nach dem Ohr des Katzenkindes schnappt, um es schmerzlos und nur kurz zwischen den warmen, vom gleitenden Atem umspielten Fängen zu halten. Das Resultat ist nicht nur eine Handvoll Haare auf der Zungenspitze, sondern wohlmöglich auch ein undefinierbarer, schal staubiger Geschmack, der sich zu den Überresten des vergangenen Abends gesellt. "Pffprpb.", macht Tiosa, und versucht ziemlich erfolglos, die Haare mit ihren Krallen wieder loszuwerden.
gemeinsame Sprache
Die Worte der Bardin stoßen auf unzugängliche Ohren, scheint das Mdchen nichts davon zu verstehen, da jegliche Reaktion ausbleibt. Nur die freundliche Stimme der Nougatbraunen gibt Anlass dazu, dass das Schnurren noch anschwillt und über wohlig geöffnete Lefzen nun wie ein kleines Sägewerk vor sich hin rattert.
Das freundliche Schnappen nach dem pelzigen Ohr hat ein fröhliches Quietschen zur Folge, gefolgt von dem zierlichen Körper, der sich nun auf alle Viere aufrichtend und sich mit einem Wohlfühlbuckel gegen die Musikerin drängt. Kaum nennenswert ist das Gewicht, welches sich gegen Tiosa lehnt und schließlich vor ihr in den Staub plumpst, um sich dort spielerisch auf den Rücken zu räkeln. Augen, glitzernd wie ein sonnenbesprenkelter Quellbach, schauen zu der Älteren auf und lassen nicht lange auf die klobigen Pfoten warten, die nun nach allem haschen, was da so baumeln könnte. Der Schweif zieht ausgelassene Bahnen im Staub und die Umgebung scheint für das bedürftige Mädchen vergessen, welches sich nun in der so unvertrauten Wärme einer Artgenossin fläzt.
Ein sich anbahnender Abschied
Während noch immer dumpfes Dröhnen in dem übernächtigten Katzenschädel pulst, neigt sich der Kopf Tiosas durch das enthusiastische Pfotengestrampel herab, und steuert zielstrebig die Körpermitte des Katzenkindes an, um ihre Schnauze lebhaft in das weiche Bauchfell des Mädchens zu wühlen. Das Wohlgefühl der niedlichen Nähe wird nur von dem erbärmlichen Zustand des Kindes und dem eigenen Mattschädel getrübt, der die Bardin auf vier Pfoten nun ihr gestriges Abenteuer verfluchen lässt - das wohlige Balgen des Kindes wird schon bald zuviel für die unvermutete Spielkameradin.
Nachdem Tiosa noch einmal warmen Atem in den Pelz des Kindes gepustet hatte, und noch einmal ihre Schnauze in das Fell gewühlt hatte, hebt sie den Kopf wieder hervor und rappelt sich auf, um sich wieder auf die Türschwelle zu setzen und das Kind von dort aus einen Moment lang zu betrachten. "Das ist jetzt vielleicht ein bisschen unvermittelt,", murmelt sie leise. "Aber Du verstehst ja echt kein Wort von dem, was ich sage, kleines Zwysel. Kannst du denn schon 'Sinuva', hmh?" Tiosa seufzt etwas, fährt sich mit der Tatze über die Stirn, und erhebt sich schließlich zögernd.
Ein sich anbahnender Abschied
Umschlungen von den klobigen Pfoten, spürt Tiosa alsbald spitze Zähnchen spielerisch an ihrem Ohr knabbern und ziehen, sowie behutsame Krallensitzen Fäden aus ihrer Kleidung zurren. Begleitet wird die Balgerei von hellen Gluckslauten die mehr als deutlich machen wie ausgelassen sich der Wildling ihrem Spieltrieb hingibt. Als die Bardin sich löst hascht das Mädchen noch einen Moment lang eifrig hinterher, um die Spielkameradin nicht entwischen zu lassen, doch flutscht die Ältere aus den weichen Pfoten des Kindes und zurück bleibt ein aufgeregt schnurrender Leib am Boden. Die hellen Augen strahlen fröhlich zu der Artgenossin empor, während sich das Mädchen erneut ausgelassen über den Boden wälzt und versucht noch einmal zum Spiel aufzufordern. Dass Tiosa jedoch nicht gedenkt sich auf weitere Katzenbespaßung einzulassen, versteht wohl letztlich auch das Chiràkind und so rappelt sie sich schließlich auf und schüttelt sich einmal kräftig, sodass ein Schwall Haare vermischt mit Staub und dem ein, oder anderen Floh in die Luft stieben. Derartig aufgeplustert huscht der kätzische Blick wieder zu der Bardin, dann springt das Mädchen unvermittelt auf ihren Fisch zu, der zum Glück noch unberührt an der Hauswand liegt. Den Imbiss sicher in der Schnauze verwahrend, wandern die geschlitzten Pupillen nun zu Tiosa, fragend, abwartend.
Ein Abschied.
"Nicht.", flüstert die junge Frau leise und blinzelt, als das zerwuselte Kind sie so erwartungsvoll ansieht. Für einen kurzen Moment mustert sie die Kleine, und ihr Schwanz schlägt aufgeregt hin und her, während die hochgestellten Ohren unwillig zucken. "Machs doch jetzt nicht schwerer als unbedingt nötig. Ich kann schlecht nein sagen, aber in deinem Fall kann ich auch nicht richtig ja sagen. Ich bin nicht so der mütterliche Typ, wobei jeder sieht, dass du jemanden brauchst, der dir die Flöhe zieht, dich zu einem ausgiebigen Bad mit Seife zwingt und dich anschließend mit einer ausgedehnten Mahlzeit dafür belohnt. Aber... tja, ich bin hier nur die Quatschmacherin, meine finanzielle Bilanz ist schlecht, meine soziale Lage labil, mir drohnt der Schädel und ich... naja. Ich hoffe nur, du kommst hier immer nur vorbei wenn diese Vorovisschweine nicht hier sind, versprichst du mir das? Na, versprichst du mir das, du Zwysel?"
Tiosa geht leicht in die Hocke, verzieht beim Fischgeruch die Nase, und spürt den dringenden Wunsch, sich zu übergeben. Stattdessen hebt sie eine Pfote, und winkt dem Mädchen zu. "Sinuva, Kleines.", murmelt sie leise, und fährt dem Kind mit der Pfote über den Kopf, den Nacken zerwuselnd. Sie lächelt ihr schnell zu, dann richtet sie sich auf, und schlägt dann ein eiliges Gehtempo in Richtung Badehaus an, möglichst ohne zurückzusehen.
Ein Abschied.
Neugierig beobachtet das Mädchen den sich windenden Monolog der Chirà, lässt dabei ungemindert vergnügt den Schweif hin und her schlagen und versteht wie zuvor kein einziges Wort. Die Nackenkraulerei wird dafür jedoch umso schnurrfreudiger kommentiert, plumpst sogar der Fisch aus dem verzückt geöffneten Mäulchen, was den Geschmack sicherlich kaum mehr verschlechtern würde. Das Lächeln, welches Tiosa anschließend begegnet ist gänzlich arglos und frei jeglichen Vorwurfes, war das Mädchen wohl dankbar für die Zuneigung und kannte so etwas wie Missmut nicht. "Nuva, Kleines." gurrt sie der Bardin hinterher und hebt die Pfote, um das verabschiedende Winken zu imitieren, was ein wenig so anmutet wie die Winkecharas, die in Chian so berühmt sind. Noch einen Moment lang schaut die Streunerin der Musikerin nach, dann schnappt sie sich eilig ihren Fisch und trottet davon, um sich endlich den knurrenden Bauch zu füllen.