Sehenswürdigkeiten und mehr (Untermarkt)
Es ist am frühen Nachmittag, nachdem der Mittagsregen gerade verstummt und das Nass in den hungrigen Boden eingesickert ist, allenfalls einen dünnen, glänzenden Film auf den Pflastersteinen hinterlassend, als eine junge Chirà mit warmen, nougatfarbenen Fell den Unteren Markt betritt, um sich hier aufmerksam umzusehen.
Ihre Kleidung ist mit einer von bunten Flicken übersähten Pluderhose und einer abgetragenen weinroten Bluse, die schon knapp über dem Bauchnabel zu enden scheint, auffallend bunt, während in dem chiranischen Gesicht sich aufmerksames Interesse mit teils verblüfftem Erstaunen abwechseln. Wenngleich sie sich einiges anzusehen scheint, sitzt ihr Geldbeutel doch nicht so locker wie jener von anderen Marktbesuchern - im Gegenteil, reichere Kunden, die plötzlich die etwas bunte Erscheinung der Chirà neben sich wähnen, bemühen sich eiligst, mehr Platz zwischen sich und die suspekte Gestalt zu bringen.
Sehenswürdigkeiten und mehr
Manch einer der betuchteren Marktbesucher nimmt sich sicher mehr vor den kleinen, frechen und blitzschnellen Straßenjungen in Acht, die flink wie kleine Zwysel auf Taschenjagd sind. Zwei Stände weiter wechseln gerade ein paar Münzen den Besitzer, packt eine junge Menschenfrau ihre Einkäufe in eine ziemlich ramponiert aussehende Tasche, während sie die bunt gewandete Chira kurz mustert. Ein kurzes höfliches Nicken, ehe sich die in unauffällig-langweilig dunklen Tönen gewandete Frau einen Stand weiter bewegt.
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Ein höfliches Nicken machte vermutlich in manchen Umständen aus einer unauffällig gekleideten Person eine der auffälligsten Personen, denen man begegnen konnte, und so wird die Geste rasch von einem schnellen und offenen Lächeln erwidert, während die Ohren aufmerksam huschen, und der Katzenschwanz sich leicht aufrichtet. Tiosa fährt sich mit den Fingerspitzen über den flachen Nasenrücken, und beobachtet die Menschenfrau eine Zeit lang bei ihren Besorgungen, ehe sie sich schließlich mit wenigen Schritten derselben nähert, um sich, sobald auf akzeptable Distanz herangerückt, vernehmlich zu räuspern. Sollte sich die Auserkorene umwenden, wird sie in ein breit lächelndes und sogleich doch fragendes Gesicht blicken.
"Ent... entschuldigt bitte. Ihr seid doch Elurierin, nicht wahr?"
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"Kann schon sein wieso?" nicht gerade die herzlichste Antwort, die den Obsthändler nebenan hämisch kichern läßt, woraufhin die junge Frau herumfährt. "Kümmer du dich lieber drum daß ich keine angefaulten Früchte mehr find, sonst erzähl ich das wirklich mal rum," schnauzt sie den korpulenten Händler an. "Euch hab ich hier noch nie gesehen." unverblümt mustert sie die Fremde.
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"Das dürfte Euch auch schwer gefallen sein - wir sind nämlich erst gestern angekommen.", entgegnet Tiosa mit einem schiefen Lächeln, und fährt sich mit dem Zeigefinger durch die Schnurrhaare. An ihrem breiten, etwas ausgefranstem Gürtel entdeckt Suna eine Art Flöte, die aus mehreren, aneinandergebunden, unterschiedlich langen Holzröhren besteht, und ein kleines Täschchen, das ungefähr Apfelgroß danebenbaumelt und auch schon recht abgegriffen scheint.
"Ich wollte mir ein paar Dinge in dieser Stadt ansehen, die mir als besonders bemerkenswert geschildert wurden. Zum Beispiel die Neue Wache, wisst ihr vielleicht, wo sie ist? Sie sollte eigentlich ziemlich zentral zu finden sein.." Tiosa zuckt unschlüssig die Schultern, und sucht aufmerksam Sunas Blick. "Oder meint ihr, sie ist eh überschätzt?"
Kraut und "rüben"
Selbstverständlich hat auch wieder der Marktstand geöffnet, der vor einigen Tagen erst seine Eröffnung auf dem Marktplatz gefeiert hatte. Das Schild mit der Aufschrift "Bouquet" prangt mittlerweile an prominenter Stelle und kann von den Besuchern bereits von Weitem gesehen werden. Damit ist auch das letzte Provisiorium vom Stand verschwunden und man könnte als Fremder auf dem Markt den "Bouquet"-stand nicht mehr von einem der alten Hasen unterscheiden. Genau wie überall wird hier fleißig gefeilscht und verkauft.
Vielleicht mit dem kleinen feinen Unterschied, dass die Angestellten mit viel mehr Humor an die Sache gehen. Wenn mal ein Kunde ein Kraut probieren möchte, das in der Auslage am anderen Ende des Standes liegt, dann wird nicht lang herumgefackelt. Der Verkäufer schreit dann anch dem Kraut und flugs wird es ihm von einem Kollegen per Luftpost zugeworfen. Immer mal wieder landet auf diese Weise auch ein Kräuterstengel auf der Seite der Einkaufenden. Mit einem Spruch garniert, wird sich dann entschuldigt und der potentielle Kunde wird eingeladen, das Kraut gerne zu probieren.
Auf diese Weise wird am Stand gearbeitet und die Auslagen bestehend aus Kräutern der Küche und des Duftes präsentiert. Als keine Besonderheit bietet der Stand überdies einige Rauchwerke und wenige Parfums an.