Gegen Mittag bahnt sich der Sekretär des Richters seinen Weg auf den Markt, wo er letztlich ein Pergament entrollt und mit fester, lauter Stimme vorträg was dort geschrieben steht.

"Dem Volke Elurya ergeht folgende Mitteilung:

Der Jahajas, Mavor Cerrakhan Mondrivial, hat sich diverser Verstöße gegen das erlurische Recht strafbar gemacht. Durch seine schändlichen Taten hat er nicht nur sich selber sondern auch die Stadtwache in Mißkredit gebracht. Aufgrund dieser Verstöße wurde er mit sofortiger Wirkung des Amtes enthoben. Mit dem Amt des Jahajas verbundenen Privilegien, erlöschen mit dem heutigen Tag. Ferner wird ihm für die Dauer eines Jahres das Recht verwehrt den Bürgerstatus des elurischen Reiches zu erwerben auf das ihm die Tragweite seiner Handlungen bewußt wird.

Tahir Arun
Richter der Stadtmark Esticha."

Nicht jeder war Mittags auf dem Markt zugegen, sodass er die Verautbarung hören konnte und so wird das Pergament sicherlich ausgehängt, um wirklich jedem die Möglichkeit zu geben sich über die Neuigkeit zu informieren.
Den ganzen Tag über sieht man eine kleine Traube Menschen vor dem Aushang stehen, waren solche Mitteilungen doch heiß begehrt, um die Gerüchteküche anzuregen. Was hatte der Kater bloß verbrochen, um so unehrenhaft des Amtes enthoben zu werden? Der Ideenreichtum ist gewaltig, traut man dem Cerrakhan offenbar so einiges zu und so schwirren in kürzester Zeit die buntesten Theorien über den Markt, was Grund für den Rausschmiss gewesen sein könnte.
Am Abend überquert dann auch eine gewohnt mürrisch dreinblickende Endrakhi den Markt, deren Aufmerksamkeit von der kleinen Ansammlung vor dem Aushang auf sich gezogen wird. "Hab gehört er hat sich von Inhaftierten bestechen lassen, damit sie frei kommen." hört sie einen Mann berichten, der sein zweifelhaftes Wissen mit den umstehenden Wissensdurstigen bereitwillig teilt. "Das wäre ja noch harmlos, ich weiß aus ner sicheren Quelle, dass er sogar ein Doppelleben geführt haben und eine gefährliche Untergrundbande angeführt haben soll. Und so jemand war für unsere Sicherheit verantwortlich, ist das zu fassen?" einstimmiges Kopfschütteln folgt und das Gespräch setzt sich ungemindert hitzig fort, während Lynelle an den Aushang heran tritt und das Geschriebene überfliegt.
Fast schon wünscht man sich im nächsten Moment ihren griesgrämigen Gesichtsausdruck zurück, denn kaum hat sie zu Ende gelesen, verziehen sich ihre Lippen zu einem hyänischen Grinsen, welches einem die Nackenhaare zu Berge stehen lässt. "Lasst mal den Schrein im Dorf." grollt sie amüsiert in die Diskussionsrunde, woraufhin sich ihr überraschte Blicke zuwenden. "Er war einfach nur dumm und faul und hatte keinen Bürgerbrief. Die Wahrheit ist manchmal enttäuschend, nicht wahr?" ein finsteres Glimmen nistet in ihren Augen, während sie sich abwendet und die Gerüchteköche mit offenen Mündern stehen lässt.

Bei besserem Wetter sammeln sich sogleich auch wieder mehr Menschen auf dem Markt, wo der Sekretär die Stimme wohl etwas erheben muss, um auch gehört zu werden. Aus einer Seitenstraße kommend, bekommt die drahtige Schwarzhaarige nur noch den Rest der Verlautbarung mit, weswegen sie sich nach einem kurzen Mittagsimbiß ihren Weg zu dem Plakat bahnt, um wenig später kopfschüttelnd in einer der vielen schmaleren Gassen wieder zu verschwinden.

Suna ist schon eine ganze Weile wieder fort, als Erià im Anschluß an ein paar Markteinkäufe an den Aushang heran tritt. Ihre kleine Tochter in einem Tragetuch auf dem Rücken und einen Korb mit Einkäufen am Arm wartet sie geduldig, bis ein paar andere Leser Platz machen. Mit leicht umwölkter Stirn liest sie die Mitteilung und geht dann nachdenklich davon.

Auch Quanna hatte es am Mittag nicht auf den Marktplatz verschlagen. Sie hatte erst nach ihrem Tagwerk die Möglichkeit irgendwelche Neuigkeiten mit zu bekommen. So trifft sie erst am späten Nachmittag auf dem Marktplatz ein, wohl um sich für den Abend eine Kleinigkeit für die Mahlzeit zu erwerben. Fast schon aus Routine schaut sie dann auch bei den Aushängen vorbei, um sich darüber ein Bild zu verschaffen, was es an offiziellen Neuigkeiten gibt.

Als sie schließlich an dem Aushang angekommen war, an dem sich den Tag über die Gemüter erhitzt hatten und dem zufolge die wildesten Gerüchte in Umlauf geraten waren, bleibt sie nach dem Lesen für eine kurze Weil baff erstaunt stehen. "Bitte was?" entfährt es ihr und sorgt damit für einen erstaunten Blick eines anderen Passanten, der sich angesprochen fühlt. Lächelnd entschuldigt sie sich bei ihm, dann schaut sie über den Marktplatz, offenbar auf der Suche nach irgendwem. So schlendert sie eine Weile recht unstet über den Platz.