Raubzüge und Überfälle auf folgenden Strecken (Untermarkt)
Noch immer plätschert der Regen und hüllt die Bewohner Estichàs in sein eindringliches Grau ein, als ein Wagentross rumpelnd das Osttor der Stadt erreicht. Wohl ein zufälliges Bündnis einiger Reisender, die alle das gleiche Ziel hatten, absolvieren sie nacheinander geruhsam das Prozedere der Stadtwache, was etwas dauern kann, da einige Warenladungen zu überprüfen sind. Schneller können die kleinen, mit Passagieren bepackten Kutschen passieren, die schon bald mit eiligen Rädern über das nass schimmernde Pflaster der städtischen Straßen fahren.
„Entschuldigung.“, erkundigt sich ein älterer Kutscher, der sich gerade im hinteren Teil der Schlange neben seinem Fahrzeug die Beine vertritt, bei einem neugierig herbeigeeilten Städter. „Wo finde ich einen gewissen Tahir Arun? Er müsste hier... ah, genau, vielen Dank – dachte ich mir doch, so oder so ähnlich.“ Mit einem schiefen Grinsen reibt er sich die Schienbeine, und sieht zum Beginn der Schlange, wo gerade eine kleine Debatte zwischen einer hitzköpfigen chiranischen Händlerin und einem pflichtbewussten Stadtwachengardisten stattfindet. „Hey, mach mal flotter, andere haben auch noch was vor!“, pöbelt ein mürrischer Sramen in einfacher Kleidung, während vielfach die anderen Neuankömmlinge zustimmend nicken. Der ältere Kutscher seufzt, und sieht wieder zu seinem hilfreichen Passanten, und fährt sich mit der Hand über den Nacken. Er weiss, dass er nun auch ein paar Neuigkeiten preisgeben muss, und macht sich, einen Wasserschlauch vom Gürtel lösend, daran, seiner Pflicht zu genügen.
„In der Allianz tragen sie gerade besonders gerne ausgefallene Schnitte in einem leichten Grün.“, fängt er augenzwinkernd an, als er die Kappe des Schlauches löst, und einen gierigen Schluck vom Wasser nimmt, welches sich tröpfchenweise wie der Regen in seinem teilweise ergrauten Bart verfängt. Das kurze Lächeln, was über seine alten Gesichtszüge gekrochen war, weicht nun allerdings einer ernsteren Miene, und er neigt den Kopf leicht vor. „Um ehrlich zu sein, ist der Grund, warum die Nerven hier bei allen so blank liegen jener, dass sich auf Höhe von Lidraja ein schrecklicher Überfall ereignet hat. Es war ein regelrechtes Massaker an einer Karawane, die wohl ursprünglich von Estichà aus aufgebrochen sein soll – schlecht beschützt, denn in der Gewissheit, dass auf der Brücke zur Allianz die Überfälle in den letzten Jahren stark zurückgegangen sind. Diese Zeiten sind jetzt wohl vorbei. Der Yoromtempel hat die Erstochenen geborgen, um sie in einer großen Zeremonie in Lidraja einzuäschern und beizusetzen. Es gab keine Überlebenden, sagten sie.“, murmelt der Kutscher, und nickt dem Passanten leicht zu. Kurz gleitet ein bitterer Blick über das Gesicht des Estichaners, dessen Gedanken rattern, ob er sich an eine kürzlich aufgebrochene Karawane erinnert, die Gesichtshaut erbleicht, die Augen geweitet.
Da tut sich etwas in der Schlange, und während das Fuhrwerk der streitbaren chiranischen Händlerin endlich die Stadttore passiert, schwingt sich der Alte wieder auf seinen Kutschbock, nickt seiner schreckensstarren Zufallsbekanntschaft zu, und kommt seinen Ziel, endlich in Estichà einreisen zu können, wieder ein paar Vat näher.
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- Raubzüge und Überfälle auf folgenden Strecken - Gerüchteküche, 26.04.2013, 12:54 (Untermarkt)
- Raubzüge und Überfälle auf folgenden Strecken - Estichàner, 28.04.2013, 17:44
- Raubzüge und Überfälle auf folgenden Strecken - Alter Kutscher, 29.04.2013, 14:28
- Raubzüge und Überfälle auf folgenden Strecken - Estichàner, 28.04.2013, 17:44