Rückkehr am Abend (Untermarkt)
Zuerst sehen es die Wachen, die von den Zinnen der stolzen Stadt die Straße ostwärts im Blick haben – da zieht es auch schon lärmend und behäbig an der yedeischen Enklave vorbei, eskortiert von berittenen Söldnern, ausgestattet mit einer Vielzahl von Bannern: Ein schwer beladener und bewachter Warenzug steuert im strahlenden Licht der Soa des bald endenden Tages die stolze Stadt am Metchà an. Kundige werden die Banner der Estichaner Gilden und verschiedener Handelshäuser der Allianz erkennen, die tintenblau und weinrot an hohen Standarten transportiert werden, um den Karawansereiführern einen verlässlichen Überblick über die mitreisenden Wagen zu geben. Staubig von der langen Fahrt und abgestumpft unter dem flirrenden Licht des Tages sind nicht nur die kräftigen Farben der Kleidung und Planwagen unter einer dicken Patina erloschen – auch die Mimik der Herolde, Fuhrunternehmer und Spekulanten, der Boten und Kaufleute scheint erschöpft.
In ihrem Gefolge hat sich wie ein Kometenschweif ein weiterer Zug angeschlossen – fahrendes Volk, welches im Kielwasser der Unternehmung den militärischen Schutz der Karawane nutzt. Mit Zeltstangen beladene Roputane, Planwagen, die mehr an rollende Behausungen erinnern, immer mit feinen Ketten von Schutzsymbolen der Götter behängt, die während der Fahrt klimpernd gegeneinander taumeln, Halbwüchsige, die bei der Führung der Wagen assistierten – buntes, scheinbar ungeordnetes Leben folgte der streng geordneten Handelskarawane, deren Teilhaber sicher schon in Estichà händereibend darauf warteten, ihre Pfründe einstreichen zu können. Die Karawane, die nach Lidrajà gestartet war, um im Auftrag der Gilden weiter bis in die Hauptstadt zu reisen, war zurückgekehrt.
Nachrichten aus der Allianz
Während die Karawansereiführer am Tor ihre Unterlagen vorweisen und von der Stadtwache kontrolliert werden, löst sich eine einzelne Reiterin aus dem Tross. Die anmutige Gestalt der riesenhaften Chirà ist in einen langen, ledernen Reisemantel gekleidet – eine Kopfbedeckung, die halb aus einem geschwärzten Helm, halb aus einem Schleier zu bestehen scheint, verhüllt das Gesicht der fremden Kriegerin völlig, über deren Rücken gekreuzt zwei Asnivala gegürtet sind. Satteldecke und -taschen sind mit einem stark stilisierten, fremdartigen Emblem gekennzeichnet, welches sich Eingeweihten als jenes des Kriegerclans der Drakha darstellt.
Ohne eine Regung, die von außen wahrnehmbar wäre, wird erst die eine Klinge, dann die andere der Stadtwache übergeben und die zur Wiederaushändigung notwendigen Daten aufgenommen – dann treibt die ungeduldige Kriegerin auch schon ihrem Karkech die Sporen in die Seiten, und durchreitet das Osttor der Stadt, um in das Gassengewirr Estichàs einzutauchen.