Ansprache und Ankündigung [24. Derrakhan] (Untermarkt)
Es ist einen Tag vor dem Lajeyana, dem Fest der Geburt der heiligen Lajeya, als sich am frühen Nachmittag zwei gut gekleidete Personen durch die Menge auf dem Markt drängen, und das Podest ansteuern. Es ist eine Chirà, die in ein langes Kapuzencape mit hohen Reitstiefeln gekleidet ist, mit einem jungen menschlichem Mann an ihrer Seite, der durch akkurate Kleidung und ein etwas aufdringliches Ziegenbärtchen besticht. Mit zwei schnellen, sprunghaften Schritten ist die katzenhafte Frau auf dem Podest, und streift ihre Kapuze herunter - doch kommt so kein Gesicht zum Vorschein, sondern nur ein schwarzer Schleier, der außer zwei gelben, schrägliegenden Augen keinerlei weiteren Aufschluss über das raubkatzenhaft geformte, schmale Antlitz der Chirà bietet. Es musste sich mit ihr um Yinua Yinas Drakha Mondrivial, die Reichsministerin, handeln, während ihre Begleitung sich Eingeweihten als ihr Sekretär Akio darstellt.
"Elurier!", erklingt die dunkle, samtige Stimme der Chirà kraftvoll über den Markt. "Elurier! Bald begehen wir das Fest der Heiligen Lajeya, und dann steht auch schon bald der Jahreswechsel vor der Tür. Nach all den Tagen des Streits, des Kampfes und der Last, nun Tage des Friedens, der Ruhe und der Geselligkeit.
Vieles hat sich in diesem Jahr ereignet, und es war nie absehbar gewesen, dass wir dieses Lajeyana überhaupt noch miteinander begehen können. Dieser Umstand erfüllt uns mit großer Ehrfurcht und Dankbarkeit vor den Göttern. Doch daneben gibt es Zweifler unter den ehrenhaften Bürgern Eluriens. Zweifler, die damit nicht weniger ehrenhaft wären, Zweifler, deren Fragen berechtigt sind, die der einziehenden Normalität nicht trauen wollen.
Ihre Fragen lauten: Warum sind noch immer Truppen Eluriens im Umland unterwegs? Wie sollen die Menschenvölkern lernen, wie Geschwister zusammenzuleben, wenn es doch so vieles gibt, was sie zu trennen scheint? Was haben wir zu erwarten von dieser neuen Situation - und von der vorovischen Festung vor unserer Haustür?
Nun, warum sind noch immer Soldaten im Umland unterwegs, warum hängt die Flagge auf Halbmast? Darauf gilt es zu antworten: Wir sind fraglos einer schwierigen Situation. Tatsächlich konnte die Bedrohung weit zurückgeschlagen werden, und die Götter halten, für jedermann sichtbar, ihre schützenden Tatzen über uns." Die Drakha weist zum Schutzschild.
"Doch wie dumm wären wir, wenn wir darauf verzichteten, uns ein genaueres Bild von der Lage zu machen. Wohin sind Reiseverbindungen möglich, und wohin nicht? Es ist davon auszugehen, dass auch die letzten Einheiten nicht ewig mehr in der Ferne weilen werden, und bald schon unversehrt und mit neuen Erkenntnissen ausgestattet, zurückkehren werden. Das ist der Tag, andem unsere Flagge wieder stolz an der Spitze des Mastes zu sehen sein wird. Unsere Gebete begleiten sie.
Desweiteren: Was haben wir von unseren neuen Nachbarn zu erwarten? Wie auch immer unsere yedeischen oder vorovischen Nachbarn die Lage einschätzen, wir sind alle zusammen in einer schwierigen Lage mit begrenzten Möglichkeiten. Wie sollen wir uns gemein gegen einen Feind stellen, wenn wir uns im Inneren zerfleischen? Die Elurische Reichsregierung gab in der Vergangenheit alles dafür, den Geist, die Freiheitsliebe und den Wohlstand des Elurischen Volkes zu erhalten und nicht auszuverkaufen, und wird es weiterhin tun. Dies hier ist Elurien, und es wird Elurien bleiben. Ein Hort der Freiheit, in dem jeder leben kann, der die Freiheit ebenso achtet, wie wir es tun."
Yinua hält inne, und lässt den Blick der aufmerksamen, verstohlen glitzernden Katzenaugen über die Menge gleiten.
"Das Layejana ist aber vor allen Dingen aber ein Fest der Milde und Freigiebigkeit. Wie es Sitte ist, und es viele Bürger seit jeher tun, hat sich auch die Elurische Reichsregierung dafür entschlossen, eine Armenspeisung einzurichten. Am 25. Derrakhan wird im Gasthaus 'Zum Meerdrachen' für alle Bedürftigen ein warmes Mittagessen gegeben werden, welches die Not zwar nicht hinwegnehmen, doch für einen Tag zumindest zu lindern vermag. Dieses wird von Ausrufern weitergetragen werden, dass möglichst viele von dem Angebot Kenntnis erhalten." Yinua nickt, und tritt einen Schritt zurück.
"Es bleibt mir nicht mehr, als ein gesegnetes Lajeyana in Frieden und Freiheit zu wünschen." Noch zwei weitere Schritte weicht die Kriegerin zurück, ehe sie zögernd das Podest verlässt, und wieder zu ihrem Sekretären aufschließt, der die Ankündigung der Armenspeisung am Schwarzen Brett anbringt.
[Laut Chr-On ist es der 27., laut der Spiel-Gewohnheit, die das IC-Lajeyana parallel zum RL-Weihnachten fallen lässt, noch etwas zu früh. Weil ich allerdings hoffe, über Weihnachten nicht zum Mailen zu kommen, setze ich es schonmal online und hoffe auf eure Nachsicht.]