Die trügerischen Ratschläge des Metchà (Untermarkt)
"Die Reichsregierung" - immer wenn wieder eine Verordnung mit diesen Worten unterschrieben war, wenn eine Änderung verkündet oder eine politische Maßnahme an die Elurier herangetragen wurde, dann war es mit großer Wahrscheinlichkeit eine gewisse Person, die dahintersteckte, die über undurchsichtige Entwicklungen in eine seltene Machtposition geraten war, und der es trotz scheinbar gewissenhafter Ausübung ihres Amtes nie gelungen war, eine große Sympathie in der Bevölkerung zu erringen.
Man berichtete von keinem dekadenten Reichtum, von keiner Korruption, von keinen militärischen Abenteuern - Aufbau, Wiederherstellung, Handelspolitik und das Wiederaufnehmen alter Bündnisse waren die Vorzeichen der neuen, bisher unspektakulär leisen und bescheidenen Zeit. Die Person hinter all dem sah man freilich selten bis nie - dann und wann betrat die verhüllte Chirà das Rathaus und verliess es später - sie sollte relativ bescheiden außerhalb des Stadtkerns leben, sagte man sich, ziemlich einsam, sagten andere, und wieder dritte behaupteten, eigentlich nichts über die verhüllte Chirà zu wissen. Sie war eine Heilerin, sie war wohl einmal Richterin gewesen - sie war wohl auch Mutter, aber auf diese fremde, chiranische Art, die selbst die Familie als Angelegenheit des Clans sah.
Es sind die Abende, an denen die hochgewachsene Gestalt (eine Silhouette im Bett der langen Schatten nur, eine Skulptur aus Schwärze in der Düsternis der hereinbrechenden Nacht) mit langen Schritten am Ufer des Metchà heranschreitet, das verhüllte Haupt dem Wind entgegengereckt, die Pfoten zu trotzigen Fäusten in den Manteltaschen geballt. Alleine, mit ihrer Asnichara bewaffnet, die gelben Augen brennend, aber freudlos. Sie scheitern immer wieder an der Palisade der Wehranlage, die den Blick an sich zerschellen lässt wie auf der anderen Seite die Wogen des Meeres. Allein die gespitzten Ohren unter dem teuren, schimmernden Stoff lauschen - lauschen auf die trügerischen Ratschläge des Metchàs, seine Melodien, seinen Trost, seine Lügen, die Ahnung von Ferne, die er mit sich bringt - alles gekrönt mit dem schäumenden Weiß seiner Brandung.
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- Die trügerischen Ratschläge des Metchà - Yinua, 23.10.2012, 20:18 (Untermarkt)
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