Massaker am Mittag (Untermarkt)
Der helle Schrei eines Raubvogels überlagert den mittäglichen Lärm des Marktgetümmels, als ein dunkler Schemen am Himmel über die Buden und Stände hinweg segelt, welcher im Licht der Soa einen pfeilschnellen Schatten über das lebhafte Treiben am Boden zucken lässt.
Wer den Blick nach droben richtet blinzelt wohl verschwommen in die Helligkeit, in der der Umriss des gefiederten Jägers nur unzureichend auszumachen ist.
Doch alsbald schon setzt der Vogel zum Landeanflug an und aufmerksame Augen erkennen in dem Tier einen jungen Falken, der wohlgemerkt auch ein gerupftes Huhn darstellen könnte, so erbärmlich wie er aussieht. Das gewöhnungsbedürftige Äussere scheint seinen Flugkünsten jedoch in nichts nachzustehen, beginnt das Tier doch bereits in halber Höhe zu straucheln und versucht ungelenk flatternd seine Geschwindigkeit zu drosseln, kracht jedoch letztlich recht unsanft in einen Obst- und Gemüsestand. Schmatzend zerplatzen Tomaten, zerfleddert der Kohl und spritzt Fruchtsaft auf die Schürze der Verkäuferin, die nun beinahe hysterisch anfängt zu kreischen und nach dem Besenstiel greift. Der von klebrigem Fruchtfleisch benetzte Falke krächzt ebenfalls schockiert und versucht sich verängstigt aus dem zerfetzten Gemüse hinaus zu strampeln. "Eine Ratteeeee!" kreischt die Verkäuferin und will den Besen auf das hässliche Vogelvieh niedersausen lassen, da wird der dünne Holzstiel von einer energischen Hand gepackt, ehe er den kleinen, gefiederten Körper zu treffen vermag und der Frau unsanft aus der Hand gerissen. Umstehende halten erschrocken inne, als der Besen klappernd zu Boden geworfen wird und nicht wenige beobachten mit banger Miene, wie die schwarzgelockte Endrakhi aus zornes-vereisten Augen die erschrockene Verkäuferin anstarrt. Einen unwirklichen Moment lang scheint vollkommene Stille zu herrschen, bloß das hilflose Krächzen des Falken zeugt vom Verstreichen der Zeit. Schließlich bricht Lynelle die unheilschwangere Atmosphäre, indem sie den Blick von der Frau abwendet und sich des hilflos zappelnden Falken annimmt. Behutsam birgt sie ihn aus dem Gemüsemassaker, zupft ihm Salat aus dem Gefieder und bedient sich kurzerhand eines hübschen Stoffdeckchens, auf dem saftige Kirschen drapiert wurden, um dem Vogel die Fruchtmatsche abzuwischen. Das Tuch landet anschließend unbeachtet auf dem verunstalteten Stand, genau so wie der schwere Stiefel der Geweihten einige Kirschen zertritt, die bei ihrem Rettungsversuch zu Boden gekullert waren. Der kleine, struppige Falke mit dem verstümmelten Füßchen landet schließlich auf Lynelles Schulter, wo er sich kundig mit der verbliebenen Kralle und dem Schnabel festklammert, ehe die Endrakhi sich wortlos abwendet und das vegetarische Schlachtfeld achtlos hinter sich zurück lässt. Einige Blicke folgen ihr ungläubig, manch einer schnaubt empört, doch zu kümmern scheint es die Priesterin nicht im geringsten.
Die schockierte Verkäuferin blinzelt nur verstört, ehe sie schließlich den Blick auf ihre zerpflückte Auslage senkt und leise murmelt: "Und wer bezahlt mir das jetzt?"
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- Massaker am Mittag - Lynelle del Sadi, 03.01.2012, 10:00 (Untermarkt)
- Massaker am Mittag - Tessa Ajeridas Akkrivial, 03.01.2012, 14:11
- Massaker am Mittag - Lynelle del Sadi, 03.01.2012, 18:59
- Nothilfe - YYDM, 03.01.2012, 15:34
- Massaker am Mittag - Tessa Ajeridas Akkrivial, 03.01.2012, 14:11