Eine Prügelei am Morgen (Untermarkt)
In Zeiten der Bedrohung und des Krieges erwartet man für gewöhnlich, dass die Bevölkerung zusammenwächst, die Einigkeit gestärkt wird und die Stadt in zuversichtlicher Solidarität zu einer Einheit verschmilzt, um den Feinden zu trotzen. Die Szene, die sich am frühen Morgen vor der neuen Wache abspielt, scheint allerdings den Ein, oder Anderen Zweifel daran zu wecken.
Kaum hat der Tempel des Hostinos seine heilige Stunde verkündet, kann man beobachten, wie die junge Endrakhapristerin Lynelle auf den gewaltigen Gebäudekomplex der neuen Wache zuschreitet. Nach einem knappen Wortwechsel am Tor eilt eine Wache in das Gebäude, um kurz darauf mit Mavor im Schlepptau zurück zu kehren.
Dem Stadtwachenkommandanten bleibt kaum die Zeit für eine Begrüßung, da schnellt die Endrakhi auch schon vor und schlägt mit der geballten Faust nach Mavors Gesicht. Der Chirà scheint fast darauf vorbereitet gewesen zu sein, denn er weicht behände aus. Lynelle setzt ihm jedoch gleich nach und ein kurzes Gerangel entbrandet auf der Treppe der Neuen Wache, welches darin endet, dass der Chira die Rüstung seines kleineren Gegenübers packt und versucht sie die Stufen hinunter zu stoßen. Die Endrakhi scheint hingegen reichlich entschlossen und so wirft sie sich dem Kommandanten schlichtweg mit vollem Gewicht entgegen, rammt ihm dabei das Knie in den Magen und reißt ihn mit sich zusammen die 7 Stufen der Neuen Wache hinunter. Beide scheinen ungünstig unten aufzuschlagen, Lynelle hält sich die Schulter, während Mavor der Kopf zu brummen scheint, doch der Chirà ist der erste, der sich wieder fängt und sich gleich umstandslos auf die Menschenfrau stürzt. Ein Schlag ins Gesicht wirft sie zu Boden und ein erneuter Hieb mit der Tatze lässt erstes Blut fließen, welches aus der Nase der Endrakhi ihr Kinn hinab läuft. Diese hat jedoch ihr Bein zwischen sich und ihren Kontrahenten bringen können, wehrt einen nächsten Schlag Mavors ab und nimmt dem chiranischen Hünen gleichzeitig das stützende Bein, um ihm in der nach vorn kippenden Bewegung den Ellenbogen ins Gesicht zu donnern. In diesem kurzen Moment der Ablenkung rollt sich die Priesterin über die Schulter ab und springt auf die Füße. Mavor tut es ihr gleich, scheint jedoch immer wütender zu werden und so beginnt er mit Schlägen und Tritten auf die Menschenfrau einzuprügeln. Lynelle gerät dabei deutlich in die Defensive, sie wirkt angeschlagen, war wohl vorher schon etwas lädiert und hat der schieren Gewalt des Chirà kaum etwas entgegen zu setzen. Dennoch schafft sie es mit fanatischer Entschlossenheit und dem Vorteil ihrer geringeren Körpergröße den ein, oder anderen Treffer zu landen und der gefährlichen Chiràpranke auszuweichen. Ein gezielter Tritt Mavors lässt sie jedoch zu Boden gehen, woraufhin der Stadtwachenkommandant sich über sie bringt, um den Kampf mit einen letzten wuchtigen Schlag zu beenden. Lynelle zieht jedoch im letzten Moment den Handballen hoch und trifft den Chirà unter dem Kinn, woraufhin sein Kopf zurückfliegt und er wohl einen Moment lang die Vöglein zwitschern hört. Kaum zu glauben, dass man den Cerrakhan noch wütender machen konnte, doch gänzlich selbstvergessen springt er auf und beginnt vollkommen schmerzfrei auf die am Boden liegende Frau einzutreten. Lynelle hat keine Kraft mehr die Tritte abzuwehren, sie krümmt sich unter dem erbarmungslosen Stiefel und wird wie ein Spielzeug herum geworfen. Als sie zu dem Chirà aufblickt und sich ihr blutverschmiertes Gesicht zu einem höhnisch-provokanten Grinsen verzerrt, aus dem der schiere Wahnsinn zu sprechen scheint, ist es um die letzte Selbstbeherrschung des Mannes geschehen. Er geht neben ihr in die Knie und schlägt ihr mit der geballten Faust ins Gesicht, um sie in die Bewusstlosigkeit zu schicken. Ein weiterer Schlag folgt, obwohl die Priesterin sich schon nicht mehr rührt. Anschließend spuckt Mavor der Bewusstlosen ins Gesicht, hebt dann den Kopf und betrachtet die Umstehenden, die das Ganze halb ungläubig, halb verängstigt beobachtet haben. Keiner rührt sich, bis Mavor sich erhoben hat und auf wackeligen Füßen zurück in die Wache marschiert ist. Die Priestern wird unterdessen von einem mitfühlenden Helfer geweckt, was sie dem armen Tropf dankt, indem sie ihn anfährt und ihn verweist sie bloß nicht anzufassen. Auch Hilfe aus dem Mehdoratempel weist sie ab, stemmt sich mühsam in die Höhe und humpelt reichlich gebrochen, aber mit unentwegt stolz erhobenem Haupt davon.