Ausritt (Untermarkt)

Chiranische Minderheit , Tuesday, 26. April 2011, 19:48

Des Mittags: Flankiert von einem Karkechreiter der Stadtwache, reitet behäbig ein grüngeschupptes, gesundes Roputan vom Süden her die Vochà Sutras hinauf und quert den Unteren Markt. Auf dem Rücken des Roputans, welches mit prächtigem Geschirr angetan ist, sitzt aufrecht und anmutig eine dunkel verhüllte Chirà, deren gelbe Augen zufrieden glimmen und funkeln. Mandelförmig und schmal schweift ihr Blick scheinbar gelassen über den Marktplatz, jegliche Gefühlsregung hinter dem teuer schimmernden Gewand verbergend. Allein die zuckenden Ohren, die den Faltenwurf der Maskierung dann und wann verschieben, und der aufmerksam aufgerichtete Schweif verraten etwas über den Gemütszustand der Frau, die hierzulande als die Justizministerin und Richterin bekannt ist.

Während an ihrer Hüfte beinahe bescheiden ein Canchlet statt der üblichen Asnichara glänzt, scheinen auch die Handschuhe nicht aus dem bekannten groben Leder zu sein wie sonst, sondern aus feinem, dünnen Stoff, der vermutlich weich knistert, wenn man vorsichtig mit der Fingerkuppe darüberführe. Das mag daran liegen, dass am weichen Busen der Drakha in einem mehrfach um ihren Oberkörper gewundenen, dunkelrotem Tuch zwei kleine Geschöpfe ruhen, deren Näschen vorwitzig über den Rand des Tuches hinwegluken, und deren Hinterkopf die Drakha dann und wann zärtlich streift. Während das linke Chiràkind ein komplett weisses Gesichtchen besitzt, und schlaftrunken herausblickt, hat das rechte Kätzchen besseres zu tun: Es sieht zu seinem Geschwisterkind, und langt dann und wann neugierig nach dessen zuckenden Ohren, um sie genauer zu untersuchen. Dieser Schelm hat ebenso ein helles Gesichtchen, allerdings sind Wangen- und Kinnfell gräulich abgesetzt, was ihm noch unterstützend einen besonders schalkhaften Ausdruck verleiht.

Der Soldat, der die kleine Familie begleitet, sieht denkbar angespannt in die Menschenmenge, die Hände immer nahe an der Bewaffnung, mal am Knauf der Asnivala, mal an der Sehne des Bogens. Dann und wann streift sein Blick auch die den Markt umgebenden Häuserdächer...

Zielstrebig aber gemütlich bahnt man sich einen Weg gen Oberstadt.