Vamua joletan (Untermarkt)
Am frühen Morgen, noch ehe die Stadt daran ist im üblichen Alltagstummel zu versinken, lenkt eine schwarzgewandtete Gestalt ihre Schritte zum Fuße des Tafelberges, hin zu dem gewaltigen Tempelkomplex der Mehdora, der sich wie eine bezaubernde Insel aus uralten Gemäuern und wilder Flora, symbiotisch in Mitten des städtischen Treibens erhebt.
Schützend hält sie etwas unter dem schweren Ledermantel verborgen, verhüllt es vor dem Regen der unentwegt auf sie hernieder prasselt und vielleicht auch vor etwaigen, neugierigen Blicken die ihren einsamen Weg kreuzen.
Erst als die ersten, rankenbewachsenen Steinbögen sich vor ihr erheben, verharrt sie in ihren energischen Schritten. Die scharfen Züge in dem blassen, von dunklen Schatten untermalten Gesicht glätten sich ein wenig, als sie das Kleinod aus dem Schutz des Mantels hervor zieht. Eine einzelne, violette Lilie ruht in ihrer Hand und reckt ihr zartes Köpfchen dem wolkenverhangenen Himmel entgegen. Schützend die Hand über das zerbrechliche Symbol der Lebensspenderin haltend, betritt Lynelle den Tempel und verlässt ihn erst wieder, als der Sonnenring bereits seinen Zenit überschritten hat.
Vamua joletan
"Hast du dich im Tempel verirrt oder mal wieder zu viel gesoffen, dass du Hilfe für deinen Brummschädel brauchst?" erklingt eine Stimme hinter einem der Büsche hervor, die rund um den Medorahtempel in verschiedenen Formen und Farben die Flora Eluriens wiederspiegeln. Den Worten folgt die Köchin des Drachens mit einem belustigten Grinsen auf den Lippen und dreckigen Fingern, die sie während dem Näherkommen an ihrer Schürze säubert.
Vamua joletan
Lynelles Stirn umwölkt sich unheilvoll, als sie so unerwartet angesprochen wird, dann wendet sie nur leicht den Kopf, mustert Sasima aus kritisch verengten Augen von oben bis unten und begegnet ihr schließlich mit einem träge-gelangweilten Lächeln. "Den Weg immer grade aus, über die Brücke, links an der Melnergastatue vorbei und dann der 3. Whajial auf der rechten Seite. Dort ist wöchentlich der Säufer-Brummschädel-kurier-Treff. Wusstest du garnicht? Wundert mich. Dachte man hätte dir eine persönliche Einladung geschickt." entgegenet sie trocken, ehe ihre Miene auch schon wieder in die gewohnte Starre verfällt.
Vamua joletan
Ihre Bemerkung scheint an der Köchin abzuprallen wie Wasser an einem Stück Butter, denn Sasima's Mundwinkel ziehen sich nur noch weiter nach oben. Mit einer fliessenden Bewegung zieht sie eine kleine Flasche aus einem ihrer Beutel, die sie um die Hüfte trägt und prostet der verdriesslichen Endrakha-Priesterin mit einem Zwinkern zu, "Ach, kein Problem, ich war mal in der Säufer-Brummschädel-Gruppe... die war nicht so das Wahre. Gegen Brummschädel hilft dagegen ein altes Hausmittelchen... weitertrinken." sprichts und nimmt einen tiefen Zug. Danach wischt sie sich mit dem Handrücken über das Kinn und hinterlässt einen kleinen Fleck Erde darauf zurück.
Vamua joletan
Die Jägerin betrachtet ihr Gegenüber einen Moment lang aus dem Schatten der Hutkrempe heraus, dann zucken ihre Mundwinkel zu einem kurzen Schmunzeln. Sie stupst mit dem Zeigefinger gegen die Krempe, sodass der Hut etwas nach hinten rutscht und das blasse, scharf geschnittene Gesicht gänzlich zum Vorschein kommt. "Man sieht ja was draus wird, wenn man diesen Rat befolgt." erwidert sie in ihrer brüsken Art, bei der es schwer ist rauszuhören, ob sie nun nur scherzhaft stichelt, oder es ernst meint. Recht unerwartet macht sie dann einen Schritt vor, überbrückt die kurze Distanz zu der anderen Frau, hebt die Hand und legt sie unter Sasimas Kinn, um ihr mit dem Daumen die Erde von der Haut zu wischen. "Du hast da ein bisschen Dreck." raunt sie kühl und doch blitzen die dunklen Iriden verschwörerisch, während sie auf die etwas kleinere Frau hinabblicken.
Vamua joletan
Gespielt entsetzt starrt die Köchin zuerst auf Lynelles Gesicht und dann auf das Fläschchen, "Bei den Göttern! Diese Auswirkungen scheine ich doch tatsächlich verdrängt zu haben!" Doch bevor sie weitersprechen kann, kommt Lynelle bereits auf sie zu. Kurz zucken die Muskeln an ihrem Körper, als würde sie in eine Abwehrstellung gehen, entspannt sich dann aber gleich wieder als sie den Daumen an ihrem Kinn spührt. Gelassen schaut sie zur Jägerin hinauf, "Ach, das passiert ab und an. DIR würde der Matsch sicher auch ein bisschen Farbe ins Gesicht bringen." Noch während ihres letzten Satzes hat sie die rechte Hand erhoben und versucht zielsicher, die dreckigen Finger über Lynnelles linke Wange zu ziehen.