Estichà Unterer Markt

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Mra Shora (Untermarkt)

Das Wetter @, Sunday, 13. February 2011, 22:04

Ein leichter Luftzug ist es zunächst nur, der am späten Nachmittag über das Meer weht, über die Docks und um die Tempeltürme und -kuppeln der Stadt streicht. Doch niemand der Estichaner denkt dabei an den leichten, angenehmen Schauder, den die leichte Kühle nach den Tagen drückender Schwüle bringt, viele richten ihren Blick gen Westen, hinaus aufs Meer. Schwach sind dort im Südwesten die kleinen Eilande von Yanàla auszumachen. Man scheint dem trüben Dunst fast zusehen zu können, wie er sich auflöst und von den Mauern der Oberstadt aus meint man, gar bis nach Shettema blicken zu können, die Insel als träge, langgestrecke Landmasse fern am Horizont ausmachen zu können.
Doch viel Zeit zum Genießen der Aussicht bleibt nicht, denn noch etwas anderes ist zu sehen, wenn man in diesen Stunden gen Westen blickt. Über dem ganzen Meer baut sich, soweit das Auge reicht, eine Wolkenfront auf. Wolken türmen sich auf, quellen eilig in die Höhe, werden weiß vom über der Westwildnis stehenden Sonnenring beleuchtet, während sich an ihren Unterseiten das Weiß in ein dunkles Grau verwandelt, ab und an von Blitzen durchwoben.
Sorgenvolle Betriebsamkeit ergreift spätestens jetzt die Stadt, wo klar ist, dass Mra Shora, der Große Sturm sich bereit macht, Estichà beim Anbruch der Nacht zu erreichen.

[...]

Schon seit einer Stunde tobt der Sturm über Estichà, wirft Brecher um Brecher an die Kaimauern und Klippen und fegt über die Dächer der Stadt. Doch irgenwie kann das nicht alles sein - dieses Gefühl haben alle Bewohner der Stadt, egal, ob sie nun hinter dicken Tempelmauern sitzen, in großzügigen Villen in der Oberstadt, in den hohen, turmartigen Häusern der Unterstadt oder in einem Loch in der Kanalisation. Unerfreulich ist die Kanalisation übrigens... die starken Regenfälle lassen Wasser die Straßen hinabschießen und so manche Passage im Kanal hat sich schon in ein tückisches, rutschiges Bachbett verwandelt, Wasserkaskaden ergießen sich von Brücken hinab in die Eingeweide der Stadt und drücken viel angesammelten Schlamm und Unrat in die tiefergelegenen Teile der Kanalisation. Schon beginnt sich der Hafenplatz mit Wasser zu füllen, sowie vom Meeresgischtwasser als auch vom einströmenden Wasser aus den höhergelegenen Stadtteilen.
Als der Sonnenring zur Stunde der Mra-Aggar, dem Beginn der Nacht, schließlich ganz verlöscht, erfüllt für einen Moment eine eigentümliche Ruhe die Luft. Für einen Moment wird das Tosen des Windes leiser, weniger stark zerrt es an den Dachziegeln, sogar der Kübelartige Regen scheint nachzulassen, wird geradezu zu einem unscheinbaren Nieseln. Doch kaum hat es begonnen, da frischt Saniaks Atem wieder auf, bläßt eisig durch die Gassen und der feine Regen landte in Eiskristallen am Boden. Immer größer wird Yoroms Element, bis es sich in Cuva großen Klumpen prasselnd auf die Dächer und Straßen ergießt. Stunden hält dieses Schaupsiel der Götter an und hinterlässt zum Glück nur kleinere Schäden, die alltäglich wirken. Die unglaubliche Kälte jedoch bleibt und nicht Regen ist es, der dem Hagel folgt, sondern Schnee! Mra Shora tobt über Estichà, schiebt Wolken um Wolken über das Meer zur Stadt, lässt eisige Luft direkt aus Yoroms Reich über Estichà hineinbrechen und die ersten Dächer schon mit dem Element des Todes, der Farbe der Toten, dem Weiß, bedecken.

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