Abends am Hafen von Estichà (Untermarkt)
Die große Scheibe war bereits am sinken, und es dürften wohl noch ein bis zwei Stunden Dämmerlicht auf die Stadt herab scheinen. Etliche Fischer die die Nacht in der Stadt verbringen kommen mit ihren Schiffen von Fischmarkt Richtung des Hafens wo sie anlegen. Nichts außergewöhnliches, könnte man wohl meinen. Viele beachteten dies vielleicht gar nicht mehr so wirklich, war es doch ein übliches Bild in den Abendstunden. Wer könnte schon sagen, wer von den Fischern Morgens den Hafen verlassen hatte, wer alles an Bord gewesen war, außer vielleicht der Hafenmeister. Tatsache war, aus einem der Fischerboote stieg neben dem Alten Fischer, der dem einen oder anderen Bürger Estichàs vom sehen her bekannt war, ein Fremder das Fischerboot verließ. Jene die dies mitbekamen, fiel auf das der Fremde nicht im geringsten hierher passte. Nicht auf ein Fischerboot, nicht zu dem Alten Fischer, und schon gar nicht nach Estichà. Aber, wer achtete schon wirklich darauf? Während der alte Fischer sein Boot vertaute blieb der Fremde in etwas Abstand vom Schiff stehen und starrte schweigend in eine unbestimmte Richtung. Angewurzelt wie eine Statue stand er da , die arme vor der Brust verschränkt stand er da. Langes schwarzes Haar, ein Bartloses Gesicht, was entweder auf schlechten Bartwuchs oder auf gute Pflege schließen lies. Ein Auge unter einer Augenklappe, während das andere jedem zu folgen schien das dem Fremden nur einen funken Aufmerksamkeit schenkte. Seine Kleidung war nicht weniger „unpassend“. Ein geschwärzter Lederharnisch, Handschuhe, eine Lederhose und feste Stiefel. Der alte Fischer hatte die arbeiten am Boot beendet und stellte sich neben den Fremden. Ohne zu diesem zu blicken, senkte er seine rechte Hand zu seinem Gürtel, löste einen kleinen Beutel davon und streckte sie in die Richtung des Fischers. Einen Moment schien er bedenken zu haben, doch dann griff er nach dem Beutel und machte sich schleunigst, sofern es sein betagtes alter zu lies , aus dem Staub. Der Fremde blieb noch einen Moment lang in seiner fest gewurzelten Position stehen bevor er sich in Bewegung setzte und den Hafen entlang spazierte, jedes einzelne Schiff genau untersuchend.
Abends am Hafen von Estichà
Drei im Hafen wacheschiebende Seesoldaten bemerken den Neuankömmling beim Betrachten der vor Anker liegenden Schiffe. Ehe er sich versieht, nehmen ihn die drei Soldaten in ihre Mitte.
"Schönen guten Tag!", grüßt einer der Männer den so in Zange genommenen Fremden, hakt beide Daumen hintere dem einfachen um seine Leibesmitte geschlungenen Wehrgehänge ein und wirft einen kurzen Blick auf das zu letzt von dem Neuankömmling betrachtete Schiff "Ihr macht hier einen recht verlorenen und suchenden Eindruck, können wir Euch irgendwie weiterhelfen?"
Abends am Hafen von Estichà
Der Fremde schien die drei Soldaten durchaus bemerkt zu haben, doch schien er keine Anstalten zu machen ihnen zu entgehen. Als sie ihn umstellen, dreht er sich einmal sehr langsam im Kreis , jeden einzelnen der Soldaten mit einem blick musternd, der wirkte als würde er überlegen wie, und in welcher Reihenfolge er diese ausschalten würde. Als schlussendlich einer der Soldaten zu sprechen beginnt erhält dieser seine volle Aufmerksamkeit. Ohne Worte des Grußes sprach er dann mit tiefer, monotoner Stimme:“ Ich suche einen Zweimaster. Möglicherweise mit einem Rammsporn, Name und Kapitän unbekannt.“ Während er spricht klingt er fast wie ein Soldat der einen Bericht abgibt.
Abends am Hafen von Estichà
"Ein Zweimaster mit Rammsporn, soso...", wiederholt der Wortführer der Seesoldaten sinnieren; taxiert den Fremden ein weiteres Mal abschätzend "Ein Seegler mit Rammsporn ist nun eher eine Seltenheit... Seit ungefähr einen halben Jahr liegt ein Stück den Kai entlang Richtung Süden" Er zeigt mit dem Daumen über seine Schulter "so ein Schiff."
Abends am Hafen von Estichà
Für den Bruchteil zuckt der Rechte Mundwinkel des Fremden nach oben, bevor sich seine Miene wieder versteinert. „Das trifft sich ausgezeichnet.“ spricht er leise. „Vielen dank die Herrschaften.“ Daraufhin macht er Anstalten sich aus der Umstellung zu schlängeln, fast schon Schlangenartig, und die gewiesene Richtung zu gehen, ohne große hast.
Abends am Hafen von Estichà
Die Seesoldaten gewähren dem Fremden widerspruchslos seinen Abgang und blicken ihm noch einen Moment hinterher, ehe sie sich selbst zurück ziehen, um nach der nächsten Person, die einen verdächtigen Eindruck macht, Ausschau zu halten.
Abends am Hafen von Estichà
Der Fremde war den Anweisungen der Soldaten gefolgt und hatte sich am Kai Richtung Süden bewegt. Doch auch dort fand er das gesuchte Schiff nicht. Alles was er fand war ein leerer Ankerplatz. Ohne seinen Mund zu öffnen entfuhr dem Mann ein grollendes Geräusch. Sein blick ruhte auf der See wo möglicherweise noch bis vor kurzen das gesuchte Schiff gewesen war. Es war diese Art von blick wo einst in Men Achor, der eine oder andere Matrose lieber ins schlammige Hafenbecken gesprungen wäre, als ihm auch nur zu nahe zu kommen. „Was nun...“ murmelte der Fremde leise.
Abends am Hafen von Estichà
Neben dem Unbekannten liegen auf dem Kai ein paar alte Fässer und nach Fisch miefende Netze, die wohl nicht mehr zu gebrauchen sind und vom Besitzer einfach liegengelassen. Darin beginnt sich plötzlich etwas zu regen und schliesslich krabbelt ein zahnloser alter Seebär hinter dem Schatten eines Fasses hervor. Wohl mit der Absicht, einen Batzen für eine Buddel gepantschten Rums zu erbetteln, richtet er sich auf und torkelt auf den Fremden zu. "Ayy, Jungchen, Ihr seid wohl auf der Suche nach etwas... Vielleicht kann Euch ja der alte Harrach helfen." Der Alte nähert sich bis auf einen Vat und bläst ihm seinen faulen Atem direkt ins Gesicht. Kleiderfetzen hängen von ihm herab und sind so mit Schmutz überzogen, dass man weder die Farbe erkennen kann, noch wo Stoff aufhört und Haut anfängt. Mit gierigem Blick streckt er fleckige, vom Alter verformte Finger hervor, "Für ein paar Scheckel kann euch der alte Harrach vielleicht die gewünschten Informationen liefern..." Ein wüstes, schleimiges Keuchen begleitet seine Worte.
Abends am Hafen von Estichà
Angewidert verzog der Fremde das Gesicht, und ein kurzes „Hrm.“ entrann seiner Kehle. Er räusperte sich leise und meinte dann trocken:“ Das Schiff das hier vor Anker lag... Dann werde ich eurer bitte nachkommen.“
Abends am Hafen von Estichà
[Zahnloser Seebär]
Freudig glitzert es in den versunkenen, gelblich schimmernden Augen des Alten auf und er streckt seine Finger, nun zu einer verkrüppelten Schale geformt, weiter zum Fremden hin. "Der alte Harrach kann Euch tatsächlich helfen, Jungchen. Gebt ruhig her, die paar Scheckel, dann erzähl ich Euch *husthust*, wo sich die Seefee jetzt vor Anker liegt... ayy, ich hol mir gleich ne Flasche Rum.." brabbelt er in seinen verfilzten Bart.
Abends am Hafen von Estichà
Der Fremde fixierte den alten Mann mit einem blick der irgendwie das verlangen durchblicken lies ihn mit ein paar tritten in Hafenbecken zu befördern, oder gar auf der stelle die Kehle durch zu schneiden. Einen kurzen Moment seufzte er. Der alte kannte den Namen des Schiffes, also vielleicht wusste er wirklich etwas, und wenn nicht, so würde er keine Zeit mehr haben die Münzen aus zu geben. Der Fremde griff an seinen Gürtel, zog ein paar münzen hervor, und legte sie in die Hände des alten Mannes. Es waren 10 Dublonen. „ Ich rate euch, das eure Information gut ist, sonst wird euch keine Zeit mehr bleiben dies zu versaufen.“ grollte er bedrohlich.
Abends am Hafen von Estichà
Gierig verfolgt der alte Seebär jede Bewegung des Fremden, während ihm wohl unbewusst ein wenig zäher Speichel aus dem Mundwinkel tropft. Zitternd vor Vorfreude über eine Flasche Rum in einem beheizten Raum pflückt er einzelne Münzen aus der hohlen Hand und beisst mit seinen verkümmerten Zähnen darauf herum. Schliesslich lässt er ein zufriedenes Grunzen hören und versenkt die Münzen in den Untiefen seiner Kleiderfetzen. Mit einer steifen Bewegung wischt er sich mit dem Handrücken über den Mund, bevor er antwortet, "Mein Augenlicht ist zwar nich mehr das Beste, aber meine Ohren umso mehr." Stolz tippt er mit der Hand an seine Muschel, sodass man den nun am Arm hängenden Speichel wunderbar sehen kann. "Seht mal drüben im Kriegshafen nach. Dort sollte die Nussschale nun vor Anker liegen." Die Worte ausgesprochen, will er am Fremden vorbei, Richtung Hafenkneipen watscheln. Dabei schüttelt ihn wieder ein heftiger Husten, der ihn fast aus dem Gleichgewicht bringt.
Abends am Hafen von Estichà
Einen Moment fixierte der Fremde den widerwärtigen Alten noch mit seinem blick, nach wie vor ein blick von dem man erwarten würde er könne töten, bevor er sich raschen Schrittes Richtung Kriegshafen aufmacht, ohne dem Mann auch nur noch die geringste Aufmerksamkeit zu schenken. Nun musste er nur noch hoffe das er keine Sondererlaubnis braucht um auf diesen verdammten Kriegshafen zu kommen um die Seefee zu erreichen.
Abends am Hafen von Estichà
"STOP!", dröhnt ihm einer beiden am Zugang zum Kriegshafen wachhabenden Soldaten entgegen und streckt ihm demonstrativ die offene Handfläche entgegen.
"Du brauchst eine Einladung", kommentiert der zweite Seesoldat "Oder einen verdammt guten Grund, wenn Du hier rein willst!"
Alles andere wäre ja auch zu einfach gewesen.
Abends am Hafen von Estichà
Der Fremde fasste sich an die Stirn und fuhr sich kurz durchs Haar. Seine ohnehin kurzer Geduldsfaden drohte zu reißen, und wäre er nicht in einer Stadt mit gesetzten gewesen hätte er wahrscheinlich schon dem einen oder anderen ein neues Atemloch in der Kehle verpasst. Einen Moment lang ballte er seine Rechte, Atmete dann einmal tief durch und meinte dann trocken:“ Ein Schiff ist vor ein paar Minuten, vielleicht auch ner Stunde vom Hafen in den Kriegshafen gesiedelt. Der Kapitän dieses Schiffes hat etwas das mir gehört.“ Irgendwie merkt man an der Art wie er spricht das er sich langsam mit den Worten quält. „Ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie mich zu dem Schiff geleiten könnten, oder den Kapitän des Schiffes darüber informieren könnten das ich mit ihm zu sehen wünsche.“
Abends am Hafen von Estichà
Soldat Vier blickt Soldat Fünf an.
"Ich glaube, er meint diesen alten Fischer, der es sich vorhin mit seinem Seelenverkäufer im Schatten der Ishtas bequem gemacht hat."
Soldat Fünf zuckt mit den Schultern, zeigt sich aber kooperativ:
"Er", sagt der Seesoldat und nickt demonstrativ zu Koris "Sieht aus wie einer von denen. Ich bring ihn kurz zu seinesgleichen.", wendet sich um und spaziert ohne den Fremdling zum Folgen aufzuforden auf das Gelände des Kriegshafens hinaus.
Abends am Hafen von Estichà
Der Fremde atmet nochmals tief durch, und folgte dann dem einen Seesoldaten der ihm anscheinend zur Seefee führen würde, ohne die restlichen Soldaten noch eines Blickes zu würdigen.
Abends am Hafen von Estichà
Vor der am Kai vertauten Seefee bleibt der Soldat stehen ruft zur Mannschaft rüber:
"Ey, hier ist einer, der Euren Kapitän sehen will! Kennt ihr ihn oder darf ich ihn jetzt wegen >ergaunertem Zugang zum Gelände< einbuchten?"
Abends am Hafen von Estichà
"Ahoi, Kapitan Koris", ruft eine Stimme an Land. "Ja der Kerl ist bekannt, er kann an Bord kommen."
Abends am Hafen von Estichà
Koris nickt der Wache nochmal knapp zu, bevor er sich langsamen Schrittes auf das Schiff begibt.
Kaum hatte er die Balken des Schiffes unter den Beinen atmete er tief aus, als würde er den Frust der letzten Stunde von sich laden. Er war zurück auf der Seefee.
Abends am Hafen von Estichà
Nach Zehn oder fünfzehn Minuten in denen der Fremde unter deck verschwunden war, kam dieser wieder an Deck, wieder mit einem angesäuerten blick. Leise vor sich hin murrend stieg er von Bord. Er wendete seinen blick nochmals Richtung Seefee und brüllte:" Na gut... wenn ihr mir keine Arbeit geben wollt! Ich brauche euch nicht!" Er knurrte nochmals leise und Verlies dann eiligst den Abgesperrten Teil des Hafens.