Die Stadt scheint ganz offenbar in Baulaune, denn erneut zieht ein kleiner Bautrupp durch die Stadt, der vor dem Meerdrachen in der Vochà Insadavas sein Ziel findet. Die Arbeiter sondieren kurz die Lage, werden dabei von dem ashrabadischen Besitzer selber und einer hochgewachsenen, schwarzgelockten Frau angewiesen, ehe auch schon ein kleiner Bereich an der Taverne abgesperrt wird. Der Sinn dieses Vorgehens eröffnet sich kurz darauf, dringt doch schon bald lautes Hämmern aus den Mauern des Gebäudes heraus. Schließlich regnen dicke Brocken Gestein auf die Straße und fallen in den abgesperrten Bereich, der nun besser großräumig umgangen wird. Offenbar wird ein Durchbruch in der ersten Etage des Gasthauses gebrochen, welchen Sinn dasGanze auch immer verfolgen mag.

Bereits am nächsen Tag prangt in der Wand des Meerdrachen ein formschönes Loch. Die Ränder sind sauber abgeschliffen und vom Umfang des Durchbruches her könnte man meinen dort entstehe mitten im ersten Stock eine Tür.
Rasch werden die Überbleibsel der groben Arbeiten fortgeräumt und der abgesperrte Bereich wieder frei gemacht, ehe auch schon ein Karren auf die Taverne zu rumpelt. Diverse frisch zugeschnittene Holzteile sind darauf gestapelt, die wiederum an der Baustelle abgeladen und auch sogleich in Beschlag genommen werden. Eifrig wird fortan gehämmert und geschraubt, es besteht nun kaum ein Zweifel mehr: hier entsteht eine Treppe zu dem Loch im ersten Stockwerk.

Mittlerweile ist es kein Geheimnis mehr, denn jedem, der am Meerdrachen vorüber geht, offenbart sich nun eine schlichte Holztreppe an dessen Fassade, die zu einem seperaten Eingang hinauf in den ersten Stock des Gebäudes führt.
Doch es bleibt kein unansehnliches Loch im Mauerwerk, bald schon wird die passende Tür dazu angeliefert und auch gleich fachkundig eingesetzt.
Wozu dieser zusätzliche Zugang gut sein soll weiß wohl noch keiner so genau, doch sicherlich wird sich auch dieses Geheimnis bald schon lüften.

Kaum sind die Bauarbeiten am Meerdrachen bendet, tut sich etwas nur ein Stück weiter die Straße hinab. Im Haus der Drei Fahnen regt sich nach langem noch mal etwas, doch scheint es kaum zur Belebung des Handelshauses beizutragen, eher sieht es nach einem fluchtartigen Umzug aus. Die dort ansässige Falkenpost packt ihre Sachen und verlässt das kleine Büro, um mit mehreren Karren ein Stück die Straße hinab zu rumpeln und das ganze Zeug kaum ein paar Vat weiter wieder abzuladen. Hier lüftet sich also das Geheimnis des merkwürdigen Meerdrachenanbaus, offenbar hat die gefiederte Postzustellung dort ihre neue Bleibe gefunden.
So sieht man dort den ganzen Tag über die junge Falknerin Lynelle, wie sie mit ein paar helfenden Händen das Mobiliar in die neuen Räumlichkeiten schafft.
Es dämmert schon, da wird noch das schlichte Messingschild an die Tür gehangen, dass auf den Verbleib des Falkenpostbüros hinweist.
Mit einem Becher Rum und einer wohlverdienten Zigarette lässt sich Lynelle schließlich auf den frisch erbauten Stufen ihrer Treppe nieder, lehnt sich gegen das Geländer und schaut durch die geöffnete Tür ihrer neuen Bleibe, aus der nicht nur penetranter Farbgeruch, sondern wohl auch noch jede Menge Arbeit dringt.

Eine leicht verschwitzte Köchin erscheint kurz darauf in der Tür des Meerdrachens und lehnt sich tief einatmend an die Wand. In ihrer Hand hält sie einen tönernen Becher. Sie bleibt für einen Moment mit geschlossenen Augen ruhig stehen und scheint einfach den Geräuschen des nahenden Abends zu lauschen. Dann dreht sie sich zu Lynelle um, die sie wohl schon beim Verlassen des Schankraumes gesehen hat und läuft langsam zu ihr rüber. "Sinuva. Darf ich mich einen Augenblick zu Euch setzten?" Sie wartet auf ihre Antwort, während sie sich am Geländer abstützt. "Ich hab grad Pause vor dem grossen Ansturm der hungrigen Meute." Ein zaghaftes Lächeln erscheint um ihren Mund.

Langsam wandert der Blick der Schwarzgelockten zu Sasima hinab, mustert sie kurz, aber eindringlich, dann nickt sie leicht und rutscht auf dem obersten Treppenabsatz etwas zur Seite, um der Sramen Platz zu machen. Sie wartet, bis die Köchin zu ihr hinauf gekommen ist und sich niedergelassen hat, ehe sie gemütlich ihre langen Beine von sich streckt und an ihrem Becher nippt. "Was gibt es denn? Lohnt es sich vorbei zu kommen?" erkundigt sie sich mit einem leichten Schmunzeln und schiebt sich dabei eine wirre Locke aus dem Gesicht, die ebenso wie ihre Kleidung und ein Teil ihrer Haut mit weißer, eingetrockneter Farbe bekleckst ist.

Nachdem sie die Treppenstufen überwunden hat, lässt sich Sasima auf den angebotenen Platz plumpsen. Natürlich ohne dabei einen Tropfen des wertvollen Becherinhalts zu verschütten. Auf Lynelles Frage hin erscheint auf ihrem Gesicht ein gespielt übertriebener empörter Ausdruck, "Es lohnt sich immer hier zu essen." Sie wischt sich mit dem Handrücken über die feuchte Stirn, nimmt ebenfalls einen Schluck aus ihrem Becher und beginnt dann aufzuzählen, "Da wäre natürlich die günstige und magenfüllende Sumpfsuppe, die ich mit wenigen Änderungen nach dem Originalrezept aus Art Men Achor zubereite. Dann die üblichen Hufspiesse mit Arisa, Gemüse und 3 Sossen zur Auswahl. Da hab ich neu eine weitere Kräutersosse zusammengerührt, die vor allem für die Liebhaber von schärferen Speisen interessant ist. Dann die Teigtaschen mit wahlweise Huf oder Gemüse und deftiger Sosse und abschliessend gibts neu Huffleischbällchen nach meinem Spezialrezept mit Arisa und Gemüse. Die müsst ihr umbedingt einmal versuchen." Stolz flammt bei den letzten Worten in ihren Augen auf und die Müdigkeit scheint mit einem Mal wie weggefegt. Man merkt deutlich, dass sie beim Kochen mit Herzblut dabei ist.
Sie nimmt einen weiteren Schluck und deutet dann auf die Tür, "Und ihr habt jetzt im Drachen eine neue Bleibe gefunden? Wohnt ihr denn auch hier, oder benutzt ihr den Teil nur als Geschäftsstelle?"

Auch die junge Frau kommt am Ende der Bauarbeiten am Meerdrachen vorbei und mustert das Treiben mit großen Augen. Interessiert verfolgt sie den Aus- und darauffolgenden Umzug der Falkenpost, immer darauf bedacht, den heranrumpelnden Wagen nicht im Wege zu stehen. Nach einer Weile macht sie sich schulterzuckend auf den Weg zum Handelshaus der Drei Fahnen, um kurze Zeit später wieder herauszukommen und sich Richtung Tempel aufzumachen.

Lynelle scheint den Enthusiasmus der jungen Frau gegnüber der aufgezählten Speisen nicht sonderlich zu teilen. Ihre Miene bleibt recht unbeteiligt, während sie der langen Speiseliste zu folgen versucht, doch gen Ende blinzelt sie nur etwas entgeistert und hebt leicht die Schultern. Offenbar wollte sie es garnicht so detailiert wissen. "Ja... Sumpfsuppe kenn ich." meint sie schließlich ihrem Gesichtsausdruck entpsrechend unbeholfen, als wäre das das Einzige, was von der Auswahl an Speisen hängen geblieben ist. "Vielleicht komme ich mir nachher was holen." Sie zieht an ihrer Zigarette und blickt ebenfalls zur Tür, die immer noch weit geöffnet steht, wohl um dem penetranten Farbgeruch die Möglichkeit zu geben sich davon zu machen.
"Eigentlich ist es vorwiegend das Büro für die Falkenpost. Aber ich kann hier zur Not auch wohnen, ein Unterschlupf mehr kann nie schaden."

Dass die Begeisterung für ihre Kochkünste nicht auf ihr Gegenüber überzuspringen scheint, stört die Köchin anscheinend nicht wirklich. Dafür rümpft sie kurz ihre Nase, als eine Wolke mit starkem Geruch von Farbe vorbeizieht. "Phu, " sie wedelt trotz Unwirksamkeit mit der Hand durch die Luft. "Falken habt ihr hier aber sicher noch keine einquartiert, oder? Diese Farbe hat ja einen äusserst unangenehmen Geruch." Sie vergräbt ihre Nase schier im Rumbecher beim nächsten Schluck.