Der Gong von Hostinos Tempel, welcher Yoroms Stunde einleitet, ist noch nicht ganz verklungen, als sich ein zerlumpter Schatten aus einer schmalen Seitengasse löst. Blinzelnd hält sie sich eine vor Schmutz starrende Hand vor die Augen, um sich an das Oberlicht zu gewöhnen. Dabei schwankt sie merklich und lehnt sich schliesslich erschöpft an eine Mauerwand. Ein braunrotes, strähniges Gewusel aus Haaren hängt ihr vom Kopf. Die ledernen Kniehosen starren vor Dreck und das lose Hemd flattert zerlöchert und verblichen um ihren mageren Körper. Der Gestank der Kreatur ist so fürchterlich und abstossend, als scheine sie geradewegs aus den tiefsten Tiefen von Nujuyana empohrgestiegen zu sein. Schliesslich lässt sie den Arm wieder sinken und rutscht an der Wand entlang in eine sitzende Position. Mit glänzenden, ausdruckslosen Augen und leicht geöffnetem Mund beobachtet sie das Marktgeschehen. An einer Kordel um den Bauch trägt sie einen alten Weinschlauch, aus dem sie sich hin und wieder einen Schluck gönnt. Dazwischen scheint sie Kopfläuse aus dem Haar zu entfernen und mit grossem Genuss zwischen den Zähnen zu zermalmen. Wenn Matrosen vorbeischländern klärt sich kurz ihr Blick. "Taja iche Vanor" ruft sie ihnen mit heiserer Stimme zu. Aber niemand wirft ihr mehr als einen angewiderten oder mitleidigen Blick zu.

Gerüchte über diese kümmerliche Kreatur gibt es einige, aber niemand will sich diese bestätigen lassen. Man raunt, die Gestrandete sei von der Blutrache gekommen und habe sich gleich nach deren Ankunft in den Schänken das letzte bisschen Verstand aus dem Schädel getrunken. Dabei habe sie wilde Geschichten erzählt über Piraten, Mord und Intriegen. Mit der Zeit gewöhnte man sich an das torkelnde Raubein und sie wurde auf den Namen Kava getauft, ihrer Alkohol-Fahne wegen. Mit verschiedenen Aushilfsarbeiten hält sie sich zur Zeit über Wasser, den Rest des Tages verbringt sie meist in den Tiefen des Abwassers oder am Hafen und versäuft ihr soeben Verdientes - meist mit billigem Rum oder sonstigem Fusel.

Heute jedoch hat sie sich auf den Marktplatz gewagt und wirft ihr beschwipstes Grinsen in die Welt hinaus. Ein Schlammegel hat sich am Schienbein festgesaugt. Der scheint für eine Weile ihre ganze Aufmerksamkeit zu beanspruchen. Schliesslich reisst sie ihn mit einer kraftvollen Bewegung los und zerdrückt ihn zwischen den Fingern. Rotes Blut spritz in alle Richtungen, aber das scheint sie nicht zu stören. Dennoch hat der Schmerz wieder ein bisschen Leben in ihre orange-farbenen Augen gebracht und nun studiert sie mit wacherem Interesse die Stände. Ihr Blick bleibt schliesslich am kleinen Waffenstand von Darigaaz hängen. Langsam hievt sie sich hoch und wankt auf die glänzende Auslage zu. Ihr torkelndes Tänzchen beendet, findet sie Halt mit den Händen auf dem Tisch und begutachtet wehmütig die ausgelegte Ware. "Sssschööööööön...." brabbelt sie. Die wenigen sauberen Stellen ihres Arms schimmern im Lichte leicht grünlich, als sie mit dem Finger über die Scheide eines speziell schönen Asnivala gleitet. Wie durch ein Wunder schneidet sie sich nicht an der Klinge. "Haaa...hasch du auuuuch Ssetsha'ssssss....?" Mit leicht schräg gelegtem Kopf und den typisch schwankenden Bewegungen eines Betrunkenen schaut sie den Standverkäufer an.