Estichà Unterer Markt

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ein alter Mann auf einem Fass (1) (Untermarkt)

Barwaan @, Saturday, 17. April 2010, 16:05

Soetwas hatte er noch nie getan, nicht in Esticha, nicht soweit, wie man sich in Elurya zurückerinnern konnte. Doch bei einem solch alten Mann mußte das nicht viel heißen. Jetzt jedoch war er aufgeregt. Nicht sehr, eben soviel, wie ein Mann, der etwas noch nie getan hatte.
Ein Stadtgardist wurde herangerufen, ein Vesani wechselte kurze Worte mit ihm und gemeinsam holte er ein halbmann hohes Fass. Vorsichtig hob man den dürren Greis hinauf und so stand er einen Moment da. Sonst saß er, wenn er etwas erzählen wollte, auf dem Stein, wenige Schritte vom Markt entfernt, einst unter einem schattenspendendem Baum, den der Sturm wegriss und der liebevoll durch einen Setzling ersetzt wurde, der mittlerweile seine Äste gen Himmel streckte.
Dort wartete er, bis Kinder auf ihn aufmerksam wurden, oder aber er lockte sie zu sich und erzählte ihnen Märchen und Geschichten. Manchmal scharrten sich dann alle möglichen Leute um ihn und lauschten. Handwerker, Händler, Stadtwachen... jetzt ging dies alles viel rascher.
Ein Greis in den schmuckvollen Gewändern eines Hüters, der auf einem Fass voller gepökeltem Fleisch stand, erregte sogar noch mehr Aufmerksamkeit, als er erwartet hatte. Die Leute verstummten nach und nach. Die ersten blickten ihn erstaunt an, manche belustigt, die meisten irritiert. Die Blicke zogen mehr Blicke nach sich und erste stürmten in die Läden oder Gassen und riefen noch mehr hinzu. Für wenige Augenblicke war der stets lebendige Markt erstarrt.
„Wahre Gläubige“, begann der Greis mit ersten, gedehnten Worten, „vertauen auf die Götter, als einzige, als rechtmäßige und höchste Macht der Röhre.“, er gab sich Mühe deutlich und laut zu sprechen, während seine Mine hart und ernst war, „Der Höchste gab uns Gesetze und Sinn sie zu verstehen! Mit seiner Frau schenkte er uns Kinder, die uns in jedem Teil unseres Lebens erfüllen, begleiten und auch strafen!“, er reckte eine Hand in die Höhe, den Zeigefinger gen Himmel gestreckt, wenn sein Blick auch auf den Umstehenen lag, „Doch wir fürchten ihre Strafe nicht, wir fürchten die Götter nicht. Wir fürchten zu verlieren, was sie uns geschenkt haben. Wir fürchten Macht zu verlieren, Einfluss. Wir fürchten den Verlust von Geld und Land. Wir fürchten uns vor denen, die fremd sind. Wir verschließen unsere Türen vor denen, die wir einlassen sollten, denn sie sind uns Brüder und Schwestern im Glauben! Wir fürchten die Götter nicht genug! Demütig sollten wir zu ihnen beten und uns allein darum fürchten unter ihrem gütigen und wachsamen Blick zu versagen!
Sei es ein Kriegsherr der gegen die Götter frevelt, weil sie ihm den Sieg verweigerten, seien es gar die Priester, die mehr den Schutz ihrer Macht im Sinn haben, denn den Schutz des wahren Glaubens, oder seien es einfache Bürger, die das Blut Gläubiger vergießen, SIE SOLLEN SICH FÜRCHTEN!“, immer lauter wurde die Stimme des Alten, bis sie sich zuletzt fast selbst erstickte, „Das elurische Volk, ist ein stolzes Volk! Das elurische Reich, ist ein großes Reich! Den die Götter lieben uns.“, nun wurde seine Stimme weich, „Die Götter blicken auf uns herab, sehen die Tempel, sehen die Gärten, sehen uns tanzen, singen, beten zu ihrer Ehren und sie lieben uns. Und für ihre Liebe leben wir nach ihren Gesetzen.“

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ein alter Mann auf einem Fass (2)

Barwaan @, Saturday, 17. April 2010, 16:05 @ Barwaan

„Der heilige Rat wacht über uns, wacht darüber, dass unsere Gesetze den göttlichen Gesetzen entsprechen. Doch wir sind nur Sterbliche und der Wille der Götter und ihre Gesetze mögen auf dem steinigen Weg vom Tempelberg hinab, bis in die hinterletzte Gasse Elurya verzerrt werden, sich verändern, sich wandeln. Aus diesem Grund wandeln wir uns, verändern uns und gehen einmal Bergab, einmal Bergauf. Doch die Götter bleiben und sind umunstößlich und wenn Chiskel uns holt und vor das Göttergericht stellt, wenn Yorom darüber entscheidet ob wir in das ewige Eis gehen sollen, wollt ihr vorgeben, die göttlichen Gesetze nicht gekannt zu haben?
Seit meiner Rückkehr, lebt man in Esticha in Angst. Angst vor dunklen Gestalten, Angst vor Gewalt, Angst vor Tod und Korruption.
Ich sage FÜRCHTET EUCH!“, die Stimme des Hüters wurde wieder laut und hart, „Fürchtet euch, die ihr uns in Angst leben laßt, fürchtet die Niederkunft göttlichen Zorns! Fürchtet ihre Strafe und fürchtet das elurische Volk“, dabei deutet er auf den Stadtgardisten an seiner Seite, der noch immer zusammen mit dem Vasani Acht darauf gab, das er nicht vom Fass kippte, „denn die Götter lieben Elurya und lieben sein Volk! Ich sage 'Fürchtet euch!', die ihr unschuldiges Leben nehmt. 'Fürchtet euch!', die ihr euch an den Mittellosen bereichert! 'Fürchtet euch!', die ihr verlernt habt, die Götter zu fürchten!
Doch wir, die wir die Götter lieben, wir, die wir nach ihren Gesetzen leben, 'Habt Zuversicht!', habt Zuversicht in die Götter, habt Zuversicht in ihre Priester. Legt den Zweifel ab, den wenige schürrten, legt den Zweifel ab, denn in ihm gedeiht die Ketzerei. Reicht einander die Hände“, und der Mann auf dem Fass faßte die Hände seiner beiden Stützen, die widerum ihre freien Hände ausstreckten. Der Hüter wartete einen Moment, ob man seinem Beispiel folgen wolle, „und seid ein einiges Volk des wahren Glaubens. Habt Vertrauen in jene die euch führen und laßt eure finsteren Gedanken hinter euch. Esticha ist im immer Wandel, Elurya wird sich stets verändern. Doch die Götter werden bleiben und über euch wachen. Ihre Priester werden bleiben und über euch wachen.“, leiser fügte er hinzu, „Ich werde bleiben und über euch wachen.“
„Ob Delvan euch Licht spendet, oder Vesana ihren dunklen Mantel über euch ausbreitet – habt Vertrauen. Ob Endrakhas Feuer in euch brennt, oder ihr Yoroms kalten Griff am Herzen spürt – habt Vertrauen. Fürchtet nichts, außer den Zorn der Götter, denn ihr Urteil erwartet euch, wenn ihr die Röhre hinter euch laßt. Vertraut auf das Urteil der Götter und liebt sie, denn sie lieben euch.“
Erschöpft schnappte der Greis nach Luft um sich sogleich vom Fass helfen zu lassen.
Das Schauspiel war vorrüber und die Spuren davon, waren schneller beseitigt, als beim mühsamen Auf- und Abbau einer Tribüne samt Rednerpult.
Allein ihre Geschichte würde bleiben... diesen Gedanken mochte Barwaan sicher.

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