Wenn man neu in einer Stadt ist, überkommt einen irgendwann einmal das Bedürfnis diese näher kennen zu lernen.
Zumindestgeht es Bertrecht Lohen so, den man zu diesem Zwecke schon in den letzten Tagen immer mal wieder scheinbar ziellos durch die Gassen wandern sieht.
Natürlich macht das Wandern auch durstig, darum kommt es Bertrecht äußerst gelegen, als er auf einmal die Taverne "Zum frechen Zwysel" entdeckt. Er wundert sich ein wenig darüber, dass das Schild so unscheinbar ist, hätte er es doch fast übersehen. Dennoch tritt er ein. Schon auf dem ersten Blick ist erkennbar, dass hier ein anderes Publikum verkehrt, als in den Gasthäusern, die Bertrecht bislang kennen gelernt hat. Hier scheinen wohl eher ärmere Leute einzukehren. Als Bertrecht sich einen Tee bestellt, wird er ein wenig komisch angeschaut.
Bertrecht hat ein wenig Mitleid, mit diesen armen Menschen und wahrscheinlich kann man das seinem Blick auch ansehen. Auf die Idee, dass es sich bei einigen dieser Leute um Verbrecher handeln könnte, kommt Bertrecht gar nicht. Für ihn sind die Gäste dieser Taverne, vom Leben gezeichnet.
Auch mit dem Wirt hat er Mitleid. Zum einen wirkt er nicht so, als würde er hier ausreichend gut verdienen, zum anderen hat er ein Holzbein, was seine Arbeit sicherlich nicht vereinfacht. Darum verzeiht Bertrecht es ihm auch sofort, dass es ihm scheinbar nicht gelingt, den Schankraum so sauber zu halten, wie es eigentlich nötig wäre. Mit einem Anflug von Barmherzigkeit, bestellt sich Bertrecht noch einen zweiten Tee und gibt diesem armen Mann, als er ihn bringt, ein gutes Trinkgeld, sicherlich ein wenig mehr, als es nötig gewesen wäre, in der Hoffnung, ihm damit sein schweres Leben zumindest kurzfristig zu erleichtern.

"Haste dich verlaufen?" fragt ihn eine Chira, die auf dem Dunkel einer Ecke tritt. Im Schein der Kerze vor Betrecht kann dieser erkennen, dass die Chira genauso abgerissen wirkt wie alles hier. Sie trägt Spielmannskleider, was sicher ungewöhnlich ist und eines ihrer Ohren ist wohl von einem Kampf zerfetzt. Und obwohl sie unbewaffnet scheint wrikt sie gefährlich. Aber nun ja, Chira sind niemals unbewaffnet.

Bertrecht schaut die Chira freundlich an. "Nein, werte Dame. Wie kommt Ihr darauf? Ich bin froh, dass ich diese Taverne entdeckt habe, so dass ich meinen Durst stillen kann. Ich hätte sie nämlich beinahe übersehen."

Die Chira lacht leicht und entblößt dabei ihre weißen spitzen Fangzähne. Sie deutet mit einer behandschuhten Pfote auf seine Kleidung. Die Handschuhe besitzen Löcher für die Krallen, wie es üblich ist. "Du siehst nicht aus, als würdest du hierher kommen, also hast du dich wohl verlaufen."

Bertrecht schaut sie irritiert an. "Wie sehe ich denn aus?" Dann deutet er auf einen freien Platz an seinem Tisch. "Setzt Euch doch."

"Nee, aber wenn ich du wäre, würde ich auch nicht all zu lange hier herumsitzen." sagt sie bösartig grinsend, bevor sie an ihm vorbei geht und dem Wirt noch einmal zunickt. Sie scheint ein bekannter Gast zu sein, aber ob das gut ist für den Wirt oder gar für Betrecht, kann man nicht sagen.

Bertrecht schaut der Chira verwirrt nach, als sie sich von Ihm entfernt. Sie war ja schon ein wenig unverschämt. Bertrecht überlegt sich,ob r sich beim Wirt über diese Belästigung beschweren soll, entscheidet sich aber dagegen,da sich die beiden ja zu kennen scheinen. Vertreiben lassen, will er sich jedoch auch nicht und so nippt er nur kurz an seinem Tee, welchen er in aller Ruhe aus zu trinken gedenkt.

Erneut öffnet sich die Türe der Kneipe und ein Mann betritt leicht schwankend den Schankraum.
Der Fremde ist ein recht hochgewachsener Mensch. Seine Kleidung ist sehr einfach, teilweise sogar gerissen und/ oder geflickt. Quer durch das Gesicht läuft eine große, wulstige Narbe. Aber das wohl abschreckendste an ihm ist die blutig scheinende Glatze, als sei er vor langer Zeit einmal skalpiert worden. Die ganze Kopfhaut ist quasi von einer blutroten Narbe überzogen. Zusätzlich zu diesem äußerlichen Auftreten, strömt ein Geruch von ihm aus, der stark an Kloake Nr. 5, gemischt mit billigem Fusel erinnert.
Er tritt direkt auf den Tisch zu, an dem Bertrecht sitzt. "IsssshiernochPlatz?" fragt er nur schwer verständlich und lässt sich dabei schon auf den Stuhl neben Bertrecht fallen.

Bertrecht nickt. Er bemüht sich nicht das gesicht zu verziehen, als er den geruch des Fremden bemerkt.
Bertrecht beginnt nun doch ein wenig schneller zu trinken, aber nicht so schnell, dass es ihm als Eile ausgelegt werden könnte. Er möchte nicht, dass der Fremde das auf sich bezieht, auch wenn er damit recht hätte.

Der Fremde klopft Bertrecht schwer auf die Schulter. "NameinFreund....wieisses? Allesklar?" fragt er genauso verständlich oder unverständlich wie zuvor, bevor er sich auf dem Stuhl heruntergleiten lässt, bis er beinahe liegt.
"Nanichsorasch..."meint er dann erstaunt, als Bertrecht schneller trinkt. "Nichdassdedich verbrennst..."

Bertrecht ringt sich ein Lächeln ab. "Keine Sorge, der ist gar nicht mehr so heiß." Da Bertrecht das Gefühl hat, dass der Fremde ein Gespräch sucht und er keine Ahnung hat, wie er das höflich umgehen kann, sucht er verzweifelt nach einem Thema. Er lehnt sich ein wenig zurück, um den Pranken des Kerls beim nächsten mal besser ausweichen zu können, versucht ohne dass sein Gegenüber es mitkriegt mit einer beiläufigen Bewegung zu ertasten, ob der eigene Geldbeutel noch an Ort und Stelle ist und fragt dann unvermittelt: "Und, den Sturm gut überstanden?"

Tirach scheint aufmerksamer zu sein als Bertrecht erwartet hat. Mit einem entrüsteten Blick wendet er sich an seinen Sitznachbarn. "Alsowirklich.... wasdenkstedenn von mir? So ener bini do net..." Einen Moment lehnt er sich ebenfalls zurück. "Och...Sturm lief gut."
Er lehnt sich Bertrecht etwas zu. "Abbamal gans im Vertrauen gsagt...." flüstert er verschwörerisch. "Ishier net wirklich der rechte Ort fürn so feinen Schnösel wiedich..."

Bertrecht schaut den Fremden irritiert an. Dann lächelt er. "Ich habe gehört, dass manche Gaststätten nur feine Schnösel herein lassen. Anders herum ist mir das bislang nicht bekannt."

"Nä....." erwidert Tirach. "Da haste mich jetzt aba falsch verstanden. Is ja net so, dass de nicht her darfst...aba..." erneut senkt er die Stimme."Fühlste dich denn hier wohl? Is doch net wirklich die Gegend, in der solche wie du normal sind... Wer biste denn überhaupt?"