Estichà Unterer Markt

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Ein neuer Tag

Tempel der Kelida @, Sunday, 28. October 2007, 12:11

Wie der Gong des Hostinostempels auf dem Felsen der Oberstadt, so läuten auch die Glocken hoch oben in den Türmen des Tempels der Kelida im Zentrum der Stadt die Stunde des Sanikas ein. Wie jeden Tag. Zu jeder Stunde.

Der Tempel der Kelida liegt am Oberen Markt Estichàs, einem Platz, der höher liegt als der Untere Markt, auf halbem Weg zwischen letzterem und der Oberstadt. Auf dem Oberen Markt werden auch Waren angeboten, allerdings der exklusiveren Art. Kohl, Posheytos und Poracas wird man hier nicht finden, vielmehr werden hier Schmuck, Waffen, edle Stoffe und Gewürze angeboten.

Der Tempel der Kelida beherrscht den Platz eindeutig, ja, er ragt über die umliegenden Gebäude weit hinaus. Mehrere massive Türme bilden den Tempel, oben abgerundet, fast an große Finger erinnernd, jedoch nach unten breiter werdend. Die Türme stehen dicht beieinander, bauen aufeinander auf, verbinden sich so zu einem gemeinsamen, kompakten Bau, der in seiner Größe und Wucht Ehrfurcht hinterlässt. Fast erinnert das gewaltige Gebäude mit seinen eher kleinen Fenstern im Leib der schlanken, rundlichen Türme an eine Festung, dazu trägt auch die einheitliche Farbgebung in einem Ockerton oder hellen Braun bei.

Einige Stufen führen zu einem weit geöffneten, doppelflügeligen Portal. Allein ein flüchtiger Blick durch das Portal lässt jedem die überwältigende Pracht im Innern und den Reichtum des Ordens mit all seinen geheimnisvollen Priesterinnen und Priestern gewahr werden. Gläubige jedoch werden ohne von irgendwelchen Wachen behelligt zu werden durchgelassen. Der Tempel benötigt keine Wachen. Niemand würde es wagen, den Tempel zu bestehlen oder dort Unruhe zu stiften. Viel zu groß wiegt die Angst vor dem Zorn der Göttin. Denn Kelidas Ruf ist mächtig und sie gilt nicht als milde Göttin, stellt sie doch Ansprüche an den, der ihrem Ruf folgen will und straft jene, die sich gegen ihre Gebote vergehen, mit Trägheit, Einfallslosigkeit oder gar Ruin.

Die Göttin Kelida vereint vieles von dem, was man als Gesellschaft bezeichnet, auf sich. Als Herrin der Handwerker gehört eine einflussreiche und kopfstarke Gruppe zu ihrer Machtsphäre, doch nicht nur die Herstellung von Waren, auch ihr Verkauf und Transport steht unter dem Schutz Kelidas. Um es auf die Spitze zu treiben: Sie repräsentiert die Macht des Geldes. Kelida erfüllt den Handwerker, oft aber auch den Künstler mit Fleiß, Geschick und Kreativität, haucht ihm Ehrgeiz ein, den Willen, etwas Großes zu schaffen. Der Akt des Erschaffens mit eigener Hände Arbeit, das Ertüfteln von Maschinen und Konstruktionen, die Entwicklung neuer Ideen oder gar ganzer Technologien geschieht auf ihr Gebot hin.

Der Austausch von Waren, der Handel mit ihnen, das Gold und Geld, Handelsfahrten und Verträge - all das liegt in ihrer Hand und ist von ihrem Willen abhängig. Profit entsteht nur da, wo sie es will, Konkurrenz ist eine ihrer Waffen, um Preis und Qualität zu korrigieren, wer zu schwach ist, muss aufgeben. Nein, milde ist die Göttin nicht.

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