ein alter Landstreicher
Der Mensch, der das Tor durchtritt ist schwer vom Alter gebeugt. Er stützt sich auf einen knorrigen Stock und geht mühsam und langsam, das Gehen scheint ihm Schwierigkeiten zu bereiten. Seinen Mantel trägt er eng umschlossen, doch verbirgt er nicht seine abgemagerte Statur.
Ab und an schaut er aus milchigen, fast blinden Augen auf, späht in Richtung des Marktes und schickt sich dann wieder an, langsam und mühsam vorwärts zu schleichen.
Sollte er nicht von der Torwache aufgehalten werden, wird er einfach wortlos das Tor durchschreiten (ooc: eMail verschickt).
Zu Beginn noch ein wenig orientierungslos und wenig zielgerichtet, humpelt der Alte jedoch, einmal am Markt angekommen, direkt auf eine Stelle, am Rande dessen zu.
Unter einem Baum liegt dort ein großer Stein, schwer seufzend bleibt der Mann davor stehen und betrachtet beides, Baum und Stein, eine Weile.
Er murmelt etwas, beginnt dann mit Mühe seinen Mantel zu raffen, nimmt den Stock zu Hilfe und setzt sich schwerfällig auf den Stein. Endlich sitzend streichelt er den Stein beinahe zärtlich und scheint ihm gut zuzureden. Auf dem Stein nach vorn gelehnt, auf seinen Stock gestützt, schaut der Alte über den Markt. Sein Gesicht ist halb verborgen, unter seiner Kaputze, nur ein struppiger, weißer Bart lugt daraus hervor. Offensichtlich scheint er auf etwas zu warten.
Kinder und Geschichten
Als Antwort auf: ein alter Landstreicher von alter Mann am 08. September 2007 11:18:13:
Eine Weile hat der Alte so den vorbeizieheneden Leuten, den Bauarbeitern und allerlei Volk zugesehen, als ein wenig Leben in den Mann gerät.
"Hey, ihr da.", ruft er eine Gruppe von Kindern zu sich, winkt sie heran. Als sie neugierig, aber vorsichtig näher kommen, fragt er sie verschwörerisch: "Kennt ihr denn gar nicht das Geheimnis des Erzählsteines?"
Die Kinder kommen näher, tuscheln und der Alte bedeutet ihnen, sich zu setzen.
"Der Erzählstein", der Alte tätschelt liebevoll den Stein, auf dem er sitzt, "hat magische Kräfte. Wenn sich jemand, der des Zuhörens mächtig ist, auf den Stein setzt, dann erzählt er ihm eine wunderbare Geschichte und erlaubt ihm, diese weiterzuerzählen...", der Alte legt seine Kaputze einwenig zurück, dass sein ausgemerkeltes Gesicht freigelegt wird. Der Bart verbirgt einen Großteil davon und der Haarkranz, der sich eisern gegen die Glatze stellt, steht ebenso keck in alle Richtung ab, wie die Gesichtsbehaarung. "...wollt ihr vielleicht hören, wie ich den Erzählstein kennengelernt habe?", der Mann lächelt freundlich und blinzelt in Richtung der Kinder.
Die einen Kinder verhalten, die anderen neugierig, setzen sich nach und nach und der Alte zupft ein Weilchen an seinem Bart, bis er zu erzählen beginnt.
"Komme ich also heute hier an, durch das Tor dort, auf den Platz.", er deutet mit dem Stock in Richtung des Haupttores. "Meine müden Beine waren schon ganz schwer, mein Arm schon taub, vom Krücke tragen, da sah ich doch das Plätzchen hier. Ein toller Ort um sich zu setzen und ein wenig auszuruhen.", er beugt sich ein wenig vor, dämpft die Stimme und erklärt: "Als ich eine Stimme hörte.
'Was wo?' rief ich. Aber zur Antwort bekam ich nur ein", er legt eine Hand vor den Mund und preßt dahinter ein "'du fibst auff meinfem Gefifft'" hervor, der Alte verzieht das Gesicht gespielt erstaunt, "Ihr könnt euch vorstellen, was ich erschrocken war. Ich sprang also auf... wie alte Männer so aufspringen und entschuldigte mich natürlich! 'Herr Stein', sprach ich, 'Das wußte ich nicht!' und der Stein sagte erbost 'Na, was glaubt ihr denn, was ich mich hier im Schatten ausruhe - das ihr euch auf mein Gesicht setzt?'", der Alte holt tief Luft. "Ihr könnt euch vorstellen, was ich erschrocken bin. Ich bin nun schon ein paar Stürme alt, sage ich euch, aber ein Stein, nein ein Stein hat noch nie mit mir geschimpft!", er nickt entrüstet. "Mit euch denn schon?", geduldig wartet der Mann die Erklärung eines Mädchens ab, die ihm von ihrem Freund erzählt, der ja eigentlich unsichtbar ist, aber bestimmt auch ein Stein sein könnte. "Aber sicher bist du auch nicht, hm? Also ich habe schon einige Gespräche geführt, aber das schien eines der interessanteren zu werden. 'Wo hat denn ein Stein sein Gesicht?', fragte ich also. 'Na, wo trägt denn ein Mensch sein Gesicht?', maulte mich der Stein nur wieder an. 'Wohl nicht nur unhöflich, sondern auch noch blind, hm?'. Ich schaute den Stein also betrübt an und gestand: 'Nun, ich sehe sehr schlecht, Herr Stein.' und als er das hörte, da entschuldigte sich der Stein doch tatsächlich.'", der Alte nickt mit hochgezogenen Brauen. "Denn Steine haben gute Manieren. 'Oh, das tut mir leid zu hören, mein Herr.', sagte der Stein und ich nickte nur und wollte abwinken, 'Aber ich habe das doch tatsächlich nicht bemerkt. Entschuldigt, ich bin immer ein wenig hart, wenn man mich weckt.' und Steine, meine Lieben, können sehr hart sein! Ich sagte also 'Gar nicht schlimm mein Herr, ich wußte ja nicht, dass ihr hier ruht.', 'Aber ich hätte nicht gleich meckern müssen.', erwiderte der Stein, 'Aber ich hätte mich nicht auf euer Gesicht setzen sollen!', erklärte ich. So schoben wir uns viele lange Sätze Entschuldigungen zu, bis der Stein meinte 'Gut nun. Es ist ja nicht ganz täglich üblich, dass ich mit Menschen rede.', da wollte ich natürlich nicht widersprechen. 'Eigentlich', sagte ich, 'habe ich noch nie davon gehört.', aber der Stein murrte nur, 'Ja, heute haben die meisten einfach verlernt, zuzuhören.'", der Mann blinzelt durch die Kinderrunde und mustert sie. "Ihr hört aber gut zu?", er lacht leise und nickt leicht.
"Ich sagte also zu dem Stein: 'Ja, so ist sie, die Jugend unserer Tage.', aber der Stein wetterte gleich, 'Das hat überhaupt nichts mit der Jugend von heute zu tun, ihr alle hört doch nicht mehr hin! Und Jugend, ihr seid ja sicher auch nicht älter als ein oder zwei Jahrhunderte. Ich für meinen Teil, ich lag hier schon, als es euch und euresgleichen noch nicht eimal gab!', ich stutzte und lachte dann. 'Was lacht ihr jetzt? Wollt ich mich auf den Arm nehmen?', der Stein maulte und meckerte und ich mußte weiterhin lachen. 'Nein, keinesfalls wehrte ich ab. Einmal, ist mein Rücken zu krumm und zerbrechlich um euch auch nur ein Stückchen anzuheben...", der Alte macht eine Bewegung, als wolle er etwas anheben und gibt einen Misston von sich, "zum anderem bin ich nicht einmal annähernd so alt, mein Freund. Bis zu auch nur einem Jahrhundert, ist es noch ein langer Weg für mich und ich glaube nicht, dass ich das erleben dürfte, das wäre äußerst untypisch für mein Volk.', der Stein murrte wieder, 'Aber frisch seht ihr auch nicht mehr aus.', sagte der Stein. Ich schaute an mir herunter und lachte leicht. Ich bin ja schließlich schon lange nicht mehr in eurem Alter.", er deutet auf die Kinder. "Ich erklärte ihm also: 'Nein, sicher nicht, ich schätze sogar, als Mensch bin ich schon recht alt, geradezu verwelkt.', ich lächelte den Stein an und stützte mich auf meinen Stock, ihr müßt wissen, ich kann nämlich schon lange nicht mehr gut stehen. 'Ach Mann', der Stein war sichtlich peinlich berührt, 'Sagt doch was, dann setzt euch auch. Nicht das ihr mir zusammenbrecht, wie ein Stück Sandstein im Regen!', ich wollte also was entgegnen, aber der Stein meinte: 'Keine Widerrede, hinsetzen! Nur ein bisschen weiter rechts, nicht wieder auf mein Gesicht.' und dann...", der Alte lächelt den Kindern zu. "Naja, so habe ich den Erzählstein kennengelernt, wenn ihr aber hören wollt, welche Geschichten er mir anvertraut hat, dann müßt ihr glaube ich warten, denn nun bin ich furchtbar müde und muss ein bisschen ausruhen.", der Mann macht eine scheuchende Handbewegung. "Auf auf, ab nach Hause.", er lacht den Kindern hinterher, nachdem er sie für heute erstmal vertrieben hat, "Morgen meine Lieben, wenn ihr die Geschichte hören wollt.", dann lehnt er sich auf dem Stein zurück, rückt die Kaputze zurecht und schließt dösend die Augen.
Aufbruch
Als Antwort auf: Kinder und Geschichten von alter Mann am 08. September 2007 15:25:30:
Am späteren Abend, aus seinem Nickerchen aufschreckend und fröstelnd, ungeachtet der tatsächlichen Temperaturen, erhebt sich der Alte humpelnd und macht sich auf den Weg in den 'Graben'.