Estichà Unterer Markt

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Mra Shora

Willi, CHR-Verwaltung @, Monday, 13. March 2006, 14:29

Schon seit einer Stunde tobt der Sturm über Estichà, wirft Brecher um Brecher an die Kaimauern und Klippen und fegt über die Dächer der Stadt. Doch irgenwie kann das nicht alles sein - dieses Gefühl haben alle Bewohner der Stadt, egal, ob sie nun hinter dicken Tempelmauern sitzen, in großzügigen Villen in der Oberstadt, in den hohen, turmartigen Häusern der Unterstadt oder in einem Loch in der Kanalisation. Unerfreulich ist die Kanalisation übrigens... die starken Regenfälle lassen Wasser die Straßen hinabschießen und so manche Passage im Kanal hat sich schon in ein tückisches, rutschiges Bachbett verwandelt, Wasserkaskaden ergießen sich von Brücken hinab in die Eingeweide der Stadt und drücken viel angesammelten Schlamm und Unrat in die tiefergelegenen Teile der Kanalisation. Schon beginnt sich der Hafenplatz mit Wasser zu füllen, sowie vom Meeresgischtwasser als auch vom einströmenden Wasser aus den höhergelegenen Stadtteilen.
Als der Sonnenring zur Stunde der Mra-Aggar, dem Beginn der Nacht, schließlich ganz verlöscht, erfüllt für einen Moment eine eigentümliche Ruhe die Luft. Für einen Moment scheint das Rütteln an den Fensterläden innezuhalten, der Wellengang ruhiger und die Ruhe hinein vernimmt man sogar den großen Gong des Hostinostempels, der die Stunde der Mra-Aggar einläutet. Mit dem Verklingen des letzten Gongschlages erfüllt jedoch ein merkwürdiges Rauschen die Luft, vom Meer her kommend. Ein eisiger, geradezu klirrend kalter Wind fegt durch die Stadt, trifft mit jetzt unverminderter Wucht auf die Stadt und lässt die Seile der festgezurrten Schiffe ächzen, als er sie endlich losreißen und gegen die Kaimauern drücken will. Dann ist mit einem Mal die ganze Stadt mit ohrenbetäubendem Lärm erfüllt. Zunächst winzige Geschosse werden vom Sturm gegen die Fenster und Mauern in die Schlacht geschickt, messerscharf dringen sie durch Ritzen, immer größer werden jedoch die Brocken aus Yoroms Element, die auf die Stadt niederprasseln, ja, es sind Brocken aus Eis, die Estichà heimsuchen, voller Wucht zerschlagen sie kostbare Glasscheiben, zertrümmern Fassdeckel und Fensterläden, schlagen wir Geschosse durch dünne Bretterdächer und ungesicherte Dachluken, verwüsten Gärten, schlagen Feldfrüchte draußen auf den Äckern ein und knicken die Blätter von sturmgepeitschten Palmen. Nur wenige Minuten dauert das Getöse, doch diese Minuten reichen aus, um an zahllosen Häusern Dächer und Fenster zu beschädigen, Takelage zu ruinieren und Abflüsse in den Kanal zu verschließen. Die unglaubliche Kälte jedoch bleibt und nicht Regen ist es, der dem Hagel folgt, sondern Schnee! Mra Shora tobt über Estichà, schiebt Wolken um Wolken über das Meer zur Stadt, lässt eisige Luft direkt aus Yoroms Reich über Estichà hineinbrechen und die ersten Dächer schon mit dem Element des Todes, der Farbe der Toten, dem Weiß, bedecken.


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Re: Mra Shora

Tijahra Asreja Mondrirual @, Tuesday, 14. March 2006, 20:11 @ Willi, CHR-Verwaltung


Als Antwort auf: Mra Shora von Willi, CHR-Verwaltung am 13. März 2006 14:29:57:


Auch in diesem Wetter kommt der Verkehr auf den Straßen und Gassen nicht vollkommen zum Erliegen. Immer wieder gibt es Wahnsinnige, die sich mit hühnenhafter Kraft gegen die peitschenden Wassermassen und die fauchenden Schläge des Sanikas stemmen.

Auch Tijahra ist unter ihnen, eine Offizierin der Armee, auf deren vollkommen schwarzem Fell die weissen, kalten Flocken Yoroms wie winzige, glitzernde Monde wirken, die der Sturm sofort wieder an die nächste Wand klatscht. Eine halbe Ewigkeit scheint es, nur von wenigen beobachtet, dass sie sich in Richtung Oberstadt vorarbeitet, alle Krallen ausgefahren und barfuss, um besseren Halt in den Ritzen und den Löchern zu finden. Immer wieder fällt sie zurück und verliert das Gleichgewicht, und doch mag man ein Ziel erkennen: Groß und grau ist der Tempel, den sie anstrebt, denn Yorom gehört diese Stunde, und der einzige Grund für diesen Weg scheint ein Gebet um Gnade und Verschonung zu sein.


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