Verzweiflung
Es ist tief in der Nacht, als eine Gestalt aus dem noch gut besuchten Langen Graben heraus ins Freie trat. Sie schien angetrunken zu sein. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls wirkten seine Schritte unsicher. Unruhig. Zitternd.
Eine Weile blickte der Mann zum bewölkten Himmel hinauf und betrachtete mit leerem Blick die schweren Wolken. Er wirkte den Tränen nahe... Als drei Menschen, zwei Männer und eine Frau, hinter ihm aus den Graben traten und ihn ansprechen wollten, wobei einer der drei seine Hand auf seine Schulter legen wollte, wirbelte er herum und fauchte sie unwirsch an, sie sollen verschwinden. Was sie dann auch widerstrebend taten.
Hoffnungslos zerstreut machte er sich auf den Weg, streifte die Vochà Sutras entlang, ohne auf die Umgebung zu achten. Ohne die Leute, die Gebäude, ohne irgend etwas beachtet zu haben. <i>Ihr </i> Gesicht vor Augen, schritt er ziellos durch die Straße, Gassen und über die Brücken Estichàs. Rastlos taumelte er mehr, als dass er ging, wie im Fieber bewegt er sich vorwärts ohne zu wissen, wo er sich befand und wem er unterwegs begegnete. Er verlor jegliches Zeitgefühl. Dann setzte der Regen ein; vermischte sich mit den Tränen, welche ihm seit wenigen Momenten heiß am Gesicht hinab rannen, und verbarg diese.
Irgendwann, in einer leeren, schwach beleuchteten Kaverne unter der Oberfläche, sank er zu Boden und lehnte sein schweißnasses und vom Regen genässtes Haupt gegen den Fels. Er hörte das Platschen der Tropfen, die hoch über ihm herabfielen; mit jedem auftreffen riefen sie <i>ihren Namen</i>. In weiter Entfernung wurde in einem Tempel eine neue Stunde eingeläutet, und auch dieses Geräusch gesellten sich in den Chor der Tropfen. Alles, was ein Geräusch von sich gab, nannte in seinen Ohren <i>ihren Namen</i>.
Unbemerkt entglitt ihm ein kleiner Gegenstand aus der Faust und fiel klirrend zu Boden. Ein Ring. <i>Hört auf.</i> Er senkte die Lieder, rollte sich zusammen. <i>Hört auf!</i>
Sie hörten nicht auf, doch die Erschöpfung übermannte ihn und gewährte ihm erlösenden Schlaf. Kein Traum quälte ihn; nur einmal, kurz bevor er in tiefen Schlummer fiel, ballte er verzweifelt die Fäuste, angesichts mit dem Schicksal, das ihm übel mitspielte...
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- Verzweiflung - Forkrul Assail, 19.01.2005, 23:31
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- Verfolgung - Dunkle Gestalten, 20.01.2005, 00:52
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