Naturschauspiel
Schwül ist die Nacht, welche Vesana in ihre dunkle schützende Hülle getaucht hat. So drückend, dass man geradezu auf das nächste Gewitter wartet, welches schon lange überfällig ist. Beinahe schon kann man die aufziehenden Wolken spüren, wie sie sich immer mehr verdichten und zu hohen Türmen heranwachsen, nur um das Schwarz der Röhrendecke zu verdecken es grau erscheinen zu lassen. Die Spannung vibriert nur so in der Luft, welche nur darauf wartet sich entladen zu dürfen in einem Spektakel des Blitzens und des Donnerns.
Und dann kommt der Moment, da die letzten Tiere ihre Geräusche einstellen. Ungewöhnlich leise ist es im Dschungel, so leise, dass man meint seine Gedanken hören zu können ohne sich wirklich Mühe geben zu müssen. Und als man meint das Atemanhalten des Dschungels sei nun vorbei, da weckt ein Grollen die Leute aus ihrem Schlaf, so laut und unerbittlich, seinem ureigenem Rhythmus folgend nur begleitet in harmonischer Zweisamkeit von den elektrischen Entladungen der an mehreren Stellen aus den Wolken fahrenden Lichtern. Doch was wäre ein solches Gewitter ohne den dazugehörigen Wolkenbruch, welcher schon zuvor durch ein leichtes Tröpfeln angekündigt wurde und nun in Sekundenschnelle in Bächen die Straßen hinabfließt. Bäche von der Röhrendecke, so dicht wie gut gewebte Vorhänge, so dass es fast kein Hindurchblicken mehr gibt. Wo man nur hinsieht Regen und wer jetzt noch auf den Straßen der Stadt ist, wird ihm nicht entkommen können. Bis auf die Knochen durchnässt kann er sich vielleicht unterstellen, aber dies wird nur ein geringer Trost sein, denn glücklich ist nur der, der drinnen im Trockenen hockt und sich nicht das an seinem Gesicht hinab laufende Wasser wegwischen muss, nur damit er überhaupt eine Ahnung hat wohin er überhaupt geht.
Und da haben die letzten endlich einen Unterstand gefunden oder sind wie die Kaninchon vor einem Maikong flüchtend in ihrem Heim angelangt, da ist es auch schon wieder vorbei. Nass tropft es noch von den Bäumen auf dem Marktplatz und von den Dächern der Häuser, von neu gebauten Aquädukten im Nuyujana, als die Wolken sich auch schon wieder verdrücken und den strahlenden Monden Vesanas Tribut zollen.
Seit Tagen hat man es erahnt und darauf gewartet und als das Gewitter kam hat man nicht damit gerechnet. Aber es ist nichts Ungewöhnliches - Alltag in der Dschungelwelt